Deutschland: Auftragseingänge – Mit Volldampf abwärts
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1. Die deutsche Industrie rauscht mit Volldampf abwärts. Die Auftragseingänge sanken im Juni zum siebten Mal in Folge, diesmal um 2,9% mom (Bloomberg-Median: 0,4% mom, DekaBank: 0,4% mom) und gleichzeitig wurde der Vormonatswert um 0,5 Prozentpunkte auf -1,4% mom herunter revidiert. Damit ist das zweite Quartal 2008 mit einem Rückgang um 4,1% qoq das zweitschlechteste seit der Wiedervereinigung. Nur in der Rezession 1992 war ein stärkerer Rückgang zu verzeichnen.
2. Immer wieder wurde in den vergangenen Monaten betont, wie wettbewerbsfähig die deutsche Industrie aufgestellt ist. Das ist richtig, doch wo keine Nachfrage ist, da nützt auch die Wettbewerbsfähigkeit nicht viel. Die deutschen Hauptexportmärkte in Westeuropa brechen derzeit in einem atemberaubenden Tempo weg. So sanken die Auftragseingänge aus der Eurozone im Juni um 7,7% mom (!) und liegen damit im zweiten Quartal 8,5% unter dem Vorquartalswert. Die Nachfrage aus dem Rest der Welt sinkt ebenfalls, doch in einem deutlich langsameren Tempo: Im Juni gingen die Auslandsaufträge um 3,1% mom zurück. Betrachtet man das Wirtschaftsklima für die 30 wichtigsten Handelspartner Deutschlands, so zeigen sich die Folgen der Konjunkturschwäche der deutschen Handelspartnerländer für die Auftragseingänge und die kommenden Umsätze überdeutlich (Schaubilder unten). Zudem scheint auch die deutsche Produktpalette, die in den letzten Jahren so stark nachgefragt wurde, derzeit nicht mehr zu passen. So brachen die Auftragseingänge aus dem Ausland nach deutschen Investitionsgütern, dem deutschen Exportschlager, im zweiten Quartal um sage und schreibe 8,3% qoq ein.
3. Die Inlandsnachfrage kann es nicht richten, denn auch hier zeigen die Zeichen nach unten. Die Haushalte ächzen unter der Inflationslast und halten sich mit Konsum zurück, die Unternehmen zögern angesichts der Schwächeanzeichen bei neuen Ausrüstungsinvestitionen. So sanken die Inlandsorder der Investitionsgüterproduzenten in den vergangenen sechs Monaten fünf Mal und liegen im zweiten Quartal um 2,8% unter dem Vorquartalsniveau.
4. Wer sich bislang noch gewundert hat, warum die Stimmung der Unternehmen zuletzt so stark eingebrochen ist, der findet in den Auftragseingängen seine Antwort. Den Unternehmen gehen die Aufträge aus. Bislang dachten sie, auf dem Polster der Auftragsbestände (Altaufträge) durch die Krise zu kommen, nach dem Einbruch der Auftragseingänge in den letzten Monaten hat sich die Hoffnung in Luft aufgelöst.
5. Eine technische Rezession (zwei Quartale Schrumpfung in Folge) der deutschen Industrie scheint sicher, und auch gesamtwirtschaftlich ist eine solche nun recht wahrscheinlich. Ähnlich wie 1992 treffen nämlich derzeit eine sich merklich abschwächende Auslandsnachfrage auf eine lethargische Binnennachfrage.
Quelle: DekaBank
Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von mehr als 135 Mrd. Euro und über fünf Millionen betreuten Depots gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.
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