Analyse
14:34 Uhr, 09.04.2009

Deutsche Industrieproduktion: Winterschlaf hält an!

Externe Quelle: Nord/LB

Soeben hat das Bundeswirtschaftsministerium Zahlen zur deutschen Industrieproduktion veröffentlicht. Demnach gab die Produktion auch im Berichtsmonat Februar wieder deutlich nach. Sie sank im Vergleich zum Vormonat um fast 3%. Die Jahresveränderungsrate rutschte im gleichen Zeitraum sogar unter die Marke von –20%. Damit produzieren die hiesigen Unternehmen derzeit gut ein Fünftel weniger als noch vor einem Jahr. Die Datenlage aus der hiesigen Wirtschaft bleibt absolut alarmierend.

Die gestern veröffentlichten Daten zu den Auftragseingängen und die Zahlen zur Industrieproduktion offenbaren noch einmal in aller Klarheit, in welch angeschlagenem Zustand sich die hiesige Volkswirtschaft befindet. Der regelrechte Einbruch der letzten Monate wird sich mit aller Wucht auch in der Entwicklung des Bruttoinlandsproduktes zum Jahresauftakt widerspiegeln. Echte Hoffnungsträger für eine zügige Besserung der Gesamtsituation lassen sich derzeit nicht ausmachen. Die geldpolitischen Maßnahmen der EZB verpuffen aktuell noch weitestgehend wirkungslos. Ein Grund hierfür liegt sicherlich darin, dass die Banken die in ihrer Summe ja doch sehr deutlichen Zinssenkungen immer noch nicht vollständig in ihre Kreditkonditionen weitergegeben haben. Ein anderes Problem liegt darin, dass viele Branchen unter dem staatlichen Eingriff zugunsten der Automobilindustrie („Abwrackprämie“) zu leiden haben. Wer sich gerade ein neues (bzw. häufig ja auch nur ein gebrauchtes) Auto gekauft hat, muss eben im Zweifel auf ein neues TV-Gerät, einen neuen Computer oder die Modernisierung an Haus und Hof verzichten.

Es stellt sich die Frage, wie es in den kommenden Monaten weitergeht. Die wichtigsten Handelspartner der Bundesrepublik befinden sich in einer ähnlich tiefen Rezession wie wir. Die ohnehin mit Verzögerung behafteten geldpolitischen Maßnahmen werden nur langsam und allmählich ankommen. Entlastung liefern allenfalls die sich weiterhin auf moderaten Niveaus befindlichen Rohstoffpreise und ein Euro der im Vergleich zu seinen Höchstständen spürbar abgewertet hat. Alles in allem wird es ein schwieriges Jahr für die deutsche Wirtschaft bleiben. Mit einer merklichen Erholung ist vor dem Spätsommer nicht zu rechnen.

Fazit: Die aktuellen Daten zur Industrieproduktion erschrecken und lagen doch gleichzeitig im Rahmen der Erwartungen. Mit einem Produktionsrückgang von über 20% gegenüber dem Vorjahr ist die deutsche Industrie derzeit nur ein Schatten ihrer selbst. Belebende Effekte sind aktuell kaum auszumachen. Es bleibt zu hoffen, dass die alles in allem sehr deutlichen Zinssenkungen der EZB endlich in der Realwirtschaft ankommen und stimulierend wirken. Von Erholung sind wir aber noch ein ganzes Stück entfernt.

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Über den Experten

Alexander Paulus
Alexander Paulus
Technischer Analyst und Trader

Alexander Paulus kam zunächst über Börsenspiele in der Schule mit der Börse in Kontakt. 1997 kaufte er sich seine erste Aktie. Nach einigen Glückstreffern schmolz aber in der Asienkrise 1998 der Depotbestand auf Null. Da ihm das nicht noch einmal passieren sollte, beschäftigte er sich mit der klassischen Charttechnik und veröffentlichte seine Analysen in verschiedenen Foren. Über eine Zwischenstation kam er im April 2004 zur stock3 AG (damals BörseGo AG) und veröffentlicht seitdem seine Analysen auf stock3.com (ehemals GodmodeTrader.de)

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