Deutsche Bank: EZB senkt Zinsen im April - selbst März möglich
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Von Hans Bentzien
FRANKFURT (Dow Jones) - Die Europäische Zentralbank (EZB) wird ihre Zinsen nach Einschätzung von Analysten der Deutschen Bank im April erstmals senken, wobei sie ein erhebliches Risiko für einen Schritt schon im März sehen. Wie sie in ihrem Ausblick auf die EZB-Ratssitzung in der nächsten Woche schreiben, rechnen sie bis 2025 mit Zinssenkungen um 200 Basispunkte, wovon 150 Basispunkte auf 2024 entfallen sollen. Die ersten beiden Schritte im April und Juni sollen die Größe von 50 Basispunkten haben, der Rest soll demnach in kleinen Schritten erfolgen. Folgende Punkte heben die Analysten hervor:
1. Transmission
Die Übertragung der Zinsanhebungen über den Bankenkanal ist nach Einschätzung der Experten kräftig. Allerdings hätten sich die Finanzierungsbedingungen seit der vorigen Ratssitzung etwas gelockert und bei den "Downstream"-Bedingungen gebe es Anzeichen für eine Plateau-Bildung. "Das könnte die EZB dazu ermutigen, ihr Narrativ eines geduldigen Vergehens aufrecht zu erhalten", meinen sie. Allerdings hätten sich darüber nicht einmal die Falken beklagt, und EZB-Direktorin Isabel Schnabel habe schlicht gesagt, dass weitere Zinserhöhungen eher unwahrscheinlich seien.
2. Unterliegende Inflation
Die Kerninflation lag im November bei 3,3 Prozent - deutlich niedriger als auf dem im Februar erreichten Höhepunkt von 5,7 Prozent. Die Analysten weisen aber darauf hin, dass die Kerninflation in annualisierter Rate schon im Oktober grob dem Zielsatz entsprochen und im November sogar darunter gelegen habe. "Es besteht das Risiko, dass die Jahresinflationsrate unter den Zielwert fällt, und zwar eher als der EZB-Rat gedacht hat", schreiben die Analysten.
3. Inflationsausblick
Die Experten erwarten, dass die am 14. Dezember zu veröffentlichende EZB-Prognose für die Kerninflation 2024 auf 2,1 (derzeit: 2,9) Prozent sinken wird. Die Prognose für die Gesamtinflation für 2026, die erstmals veröffentlicht wird, könnte dann bei 2 Prozent liegen, also den Zielwert erreicht haben.
4. Datenabhängigkeit
Die EZB wird laut Deutscher Bank einräumen, dass die Inflation schneller als erwartet gesunken ist, aber noch nicht bereit sein, "den Sieg zu erklären". "Wir erwarten, dass die EZB an der Guidance festhalten wird, dass die Zinsen ausreichend lange restriktiv bleiben müssen, um zu einem ausreichend raschen Rückgang der Inflation auf 2 Prozent beizutragen", schreiben sie. Wie lange "ausreichend lange" sei, werde die EZB von den Daten abhängig machen.
Kontakt zum Autor: hans.bentzien@dowjones.com
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