Kommentar
08:19 Uhr, 07.02.2012

Deutsche Aktien bleiben attraktiv

Von einer Weltwirtschaft, die sich weiterhin erholt und nach IWF-Schätzungen in diesem Jahr mit einer Wachstumsrate von 3,25 Prozent expandiert, profitiert nicht zuletzt auch die deutsche Wirtschaft, denn deutsche Qualitätsprodukte sowie Fachwissen sind insbesondere in den Schwellenländer beim weiteren Ausbau der Infrastruktur und der Binnenkonjunktur gefragt. Diese fundamentale Stärke der Weltwirtschaft dient auch als solide Stütze für den deutschen Aktienmarkt, der in diesem Jahr bis dato Januar mit einem Plus von gut 14 Prozent aufwarten konnte. Insgesamt kann man sagen: Geht es der Weltwirtschaft gut, geht es auch den deutschen Unternehmen und dem deutschen Aktienmarkt gut.

Grafik der Woche: Wirtschaftswachstum Welt, in Prozent zum Vorjahr und DAX

Aus bewertungstechnischer Sicht sind deutsche Aktien dabei nicht einmal teuer. Sowohl nach Ertrags- als auch nach Substanzbewertung befinden sie sich auf einem vergleichsweise günstigen Niveau.

Die Konjunkturstärke lässt sich nicht zuletzt auch an der Wertentwicklung des Mittelstandsindex MDAX im Gegensatz zu den großen multinationalen DAX-Unternehmen ablesen. Grundsätzlich ist gerade der MDAX noch konjunkturlastiger aufgestellt als der DAX. Mit einer zuletzt wieder positiver eingeschätzten Auftragslage profitieren die im MDAX enthaltenen Unternehmen also in besonderem Maße. So zeigt der MDAX nach einer kurzen Schwäche im Sommer aktuell im Trend wieder relative Stärke zum DAX.

Vor diesem Hintergrund ist es auch nicht verwunderlich, dass sich - bezogen auf den Weltaktienindex MSCI World - die relative Gewinnentwicklung von zyklischen zu defensiven Aktien sehr stabil hält, sozusagen ausgewogen ist. Nach einem klassischen Fundamentalmuster müssten jetzt die Defensivwerte auftrumpfen.

Damit korrespondiert im Übrigen auch eine balancierte Wertentwicklung beider Branchengruppen. Eine typische Out- bzw. Underperformance der einen oder anderen Branchengruppe ist im Moment nicht klar zu erkennen.

Aus charttechnischer Sicht hat sich der Deutsche Aktienindex diese Woche am oberen Ende des Aufwärtstrendkanals entlang gehangelt. Sollte er den Aufwärtstrendkanal - augenblicklich bei 6700 - nachhaltig nach oben verlassen, liegen die nächsten Widerstände bei 6721 und darüber bei 6835 Zählern sowie im Bereich der harten Barriere bei 7000. Im Falle größerer Korrekturen dient die 6300 Punkte-Marke im DAX als erste Unterstützung. Darunter bietet der Bereich um die 6250 sowie 6170 Punkte halt.

Liquidität als Basisargument

Unabhängig davon profitiert der Aktienmarkt weiterhin von der großzügigen Liquiditätspolitik der EZB. Diese zeigt sich in einer Halbierung des Renditeabschlags 2-jähriger deutscher zu italienischen Staatsanleihen seit Dezember 2012. Diese unverkennbare Abnahme der Risikoaversion zeigt sich ebenso unverkennbar in einer deutlichen Erholung des Deutschen Aktienindex DAX. Die Scheuklappen gegenüber den offensichtlich positiven Fundamentaldaten fallen.

Edelmetalle bleiben im Trend gefragt

Unterdessen spricht wenig dafür, dass sich die Rahmenbedingungen für Edelmetalle in Zukunft verschlechtern. Sie profitieren auch weiterhin von der Mischung aus grundsätzlich unsicheren politischen Rahmenbedingungen, der geballten Liquiditätsausstattung verbunden mit klassischen Rentenmärkten, die alternativ keine inflations- und bonitätsgerechten Renditen bieten. Dass die Goldpreise trotz der Entspannung an den südeuropäischen Staatsanleihemärkten keine Kursrücksetzer zeigen, belegt im Übrigen, dass sich Gold als Anleiheklasse fest etabliert hat.

Im aktuell geldpolitisch inflationierten Umfeld profitiert Gold vor allem aufgrund seiner Werterhaltungsfunktion. Dies wird auch im Vergleich zur Wertentwicklung anderer Rohstoffklassen deutlich. Im Vergleich zu Energie-, Industriemetall- und Agrarrohstoffen zeigen sich Edelmetalle seit Anfang des neuen Jahres in robuster Verfassung.

Dabei erhält der Goldpreis vor allem wieder Unterstützung von Seiten des Terminmarktes. Trotz einer Vielzahl von Erhöhungen der Sicherheitsleistungen bei Termingeschäften im letzten Jahr wird seitens Derivaten wieder auf steigende Goldpreise spekuliert.

Zudem verhilft die robuste Konjunkturentwicklung auch Silber zu neuem Glanz, das neben seiner Funktion als sicherer Hafen auch von seinem Charakter als Industriemetall - es findet aufgrund seiner hervorragenden Funktion als elektrischer Leiter u.a. im Technologiesektor große Anwendung - profitieren kann. So entwickelt sich Silber aus Sicht eines Euro-Investors im Fahrwasser des großen Edelmetallbruders Gold, das in Euro gerechnet bereits wieder nahezu am Allzeithoch vom September 2011 notiert.

Besondere Beachtung verdienen daneben auch weiterhin Goldminenaktien. Sie bewegen sich im Windschatten der robusten Goldpreisentwicklung. Zudem bergen sie Aufholpotenzial gegenüber dem Goldpreis an sich. Ist dieser seit Anfang 2011 deutlich angestiegen, so hat der NYSE ARCA Gold Bugs Index, eine gewichtete Sammlung der 17 größten internationalen Goldminenunternehmen, hier noch Boden gut zu machen, zumal sich das allgemeine Aktienumfeld freundlich darstellt.

Robert Halver, Leiter Kapitalmarktanalyse der Baader Bank AG

Rechtliche Hinweise/Disclaimer und Grundsätze zum Umgang mit Interessenskonflikten der Baader Bank AG:

http://www.baaderbank.de/disclaimer-und-umgang-mit-interessenskonflikten/

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