Kommentar
20:09 Uhr, 19.05.2014

Der Tapering-Mythos

Am amerikanischen Bondmarkt gehen rätselhafte Dinge vor sich. Die Renditen für 10-jährige US-Treasuries liegen mittlerweile auf Government-Shutdown-Niveau, also dem Level, zu welchem sie während der Auseinandersetzung um die Schuldenobergrenze notierten.

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Wovor hat der Anleihenmarkt Angst? Ist die Situation in der Ukraine schlimmer als gedacht? Wird Zentralbank XY über Belgien tätig? Flüchten Investoren vor der EZB?

Ich möchte hier eine andere Erklärung anbieten: Den Tapering-Mythos.

Allgemein wird angenommen, dass die Fed ihren Stimulus einschränkt. Ich behaupte frech, dass die Fed mehr lockert als je zuvor.

Eine neue Verschwörungstheorie? Mitnichten. Der Versuch einer Erklärung..

Die Ankäufe der Fed gehen zwar zurück, gleichzeitig nimmt aber auch „Uncle Sam“ weniger Schulden auf.

Beispiel:Im ersten Quartal 2014 wurden am Anleihenmarkt $265 Mrd eingesammelt (alle Laufzeiten), welche die Fed trotz Tapering mit $247 Mrd fast komplett weggekauft hat (da die Fed am langen Ende tätig ist, wurden sogar mehr als 100% der Langläufer absorbiert).

Im zweiten Quartal (in welchem wir uns befinden) wird die Fed zwar nur noch $145 Mrd ankaufen (ich vereinfache, denn der tatsächliche Wert liegt aufgrund Reinvestitionen im Portfolio höher), aber gleichzeitig wird das US-Schatzamt nicht nur keine Schulden aufnehmen, sondern $78 Mrd abbauen. Das entspricht einem massiven relativen „QE-Boost“, da das Angebot an US-Staatsanleihen wegbricht.

Chart 1 stellt den Finanzierungsbedarf der USA über Auktionen den Ankäufen der Fed gegenüber.

Der-Tapering-Mythos-Kommentar-Simon-Hauser-GodmodeTrader.de-1

Chart 2 (geglättet über vier Quartale) zeigt Finanzierungsbedarf, QE und QE Relativ an. Man erkennt daran recht schön, dass der relative Stimulus höher ist, als die nominalen Werte vermuten lassen.

Der-Tapering-Mythos-Kommentar-Simon-Hauser-GodmodeTrader.de-2

Dies ist natürlich nur eine mögliche Theorie/ein Effekt unter vielen.

Simon Hauser

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5 Kommentare

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  • Whatever
    Whatever

    Ein sehr interessanter Artikel! Entsprechend richtig spannend wird es, wenn der US Finanzierungsbedarf in Q3/2014 wieder deutlich steigen sollte. Was würde das dann bedeuten?

    16:27 Uhr, 20.05. 2014
  • Simon Hauser
    Simon Hauser Redakteur

    Eine Anmerkung der Vollständigkeit halber: Ich habe bei der Gegenüberstellung der Volumina von Auktionen und Ankäufen nicht nach Laufzeiten differenziert, sondern die Situation in ihrer Gesamtheit betrachtet. Im zweiten Quartal schränkt das Schatzamt stark die Versteigerung von Bills und kurzlaufenden Anleihen ein, während am langen Ende weiterhin Treasuries angeboten werden. Am großen Bild ändert das meiner Meinung wenig (u.a. werden Investoren z.B. in längere Laufzeiten gedrückt).

    23:42 Uhr, 19.05. 2014
  • Oliver Baron
    Oliver Baron Experte für Anlagestrategien

    Sehr erhellend! Viele rätseln ja, was hinter den niedrigen Anleiherenditen steckt. Dieser Artikel liefert die Antwort!

    23:19 Uhr, 19.05. 2014
    1 Antwort anzeigen
  • Investor
    Investor

    super Analyse. Deckt sich genau mit meinen Gedanken

    20:35 Uhr, 19.05. 2014

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Simon Hauser
Simon Hauser
Redakteur

Simon Hauser hält für Guidants News die Stellung in North Carolina und sendet aus sicherer Entfernung zur Wall Street Echtzeitnachrichten in die Welt. Leider spielen die Kennzahlen der Wirtschaftsteilnehmer oft nur eine untergeordnete Rolle und werden dominiert von einem hysterischen Medienzirkus, punktundkommalosem Zentralbank-Blubber, und mysteriösen Algo-Kreaturen. Simon Hauser hat über die Jahre als aktiver Börsenteilnehmer ein krudes Interesse für diese Dinge, welche in einer perfekten Welt eigentlich keine Rolle spielen sollten entwickelt, und versucht (mit wechselndem Erfolg) zu ergründen was die Kurse wirklich treibt.

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