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10:30 Uhr, 27.01.2022

Der neue Godmode Newsletter: Ist die Zinsangst gerechtfertigt? Microsoft-Aktie im Big Picture

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Liebe Leserinnen und Leser,

das Jahr 2022 ist noch jung, der Januar wird aber bereits in die Börsengeschichte eingehen. Wie Bloomberg am Montag berichtete, bedeutete der zwischenzeitliche Kursverfall des S&P 500 von 11 % seit Jahresanfang den schlechtesten Start des Index in den ersten drei Handelswochen seit den 30er-Jahren. Zugegeben erschien der Artikel vor dem Intraday-Reversal am Montag. Das Minus fällt aktuell also geringer aus. Dennoch ist die bisherige Bilanz ernüchternd.

Die Zinsen müssen wieder einmal als Grund für die Korrektur herhalten, doch wie Clemens Schmale im Artikel weiter unten darlegt, sind es nicht die Zinsen alleine. Bei der aktuellen Berichterstattung könnte man zudem meinen, die Welt ginge bei steigenden Zinsen unter, doch von welchem Niveau sprechen wir derzeit eigentlich und wie ist die Erwartung für Ende des Jahres? Aktuell geht der Markt von vier Zinserhöhungen aus, was in den USA Ende 2022 auf ein Leitzins-Niveau von 1,00 bis 1,25 % hinauslaufen würde. Zum Vergleich: Die Inflation betrug in den USA zuletzt 7 %, was einem 40-Jahres-Hoch entsprach. Selbst wenn man von einem deutlichen Inflationsrückgang im laufenden Jahr, beispielsweise auf 3 % ausgeht, wird niemand abstreiten, dass ein Zinsniveau von um die 1 % nicht gerechtfertigt sei. Der Realzins wäre selbst dann noch stark negativ. Im Übrigen hatte der Markt sowieso mit einer restriktiveren Geldpolitik und zumindest drei Zinserhöhungen 2022 gerechnet. Die Wahrscheinlichkeiten haben sich seit Dezember nur in Richtung vier bis fünf Schritte erhöht. Von der EZB brauchen wir derzeit eh nicht sprechen. Christine Lagarde wartet erst einmal die Prognosen der Volkswirte im März ab, um dann wahrscheinlich erneut festzustellen, dass hohe Inflationsraten nur ein temporäres Phänomen, Nullzinsen aber die Dauerlösung darstellen.

Verstehen Sie micht nicht falsch: Das Zinsniveau spielt eine Rolle, wird mir persönlich aber viel zu hoch gehängt. Der Markt hat noch andere Probleme. Das Beispiel Netflix zeigt es gut. Warum bricht die Aktie um über 20 % nach dem Quartalsbericht ein? Weil die Anleger Angst vor Zinserhöhungen haben? Nein, weil das Unternehmen, ganz anders als noch im Januar 2021, vom strammen Wachstumspfad abgekommen ist und das Kundenwachstum sich stark verlangsamt. In einem solchen Fall sind Bewertungen, wie wir sie im Jahr 2021 gesehen haben, auf Dauer nicht aufrechtzuerhalten. Der Markt war hier schlichtweg zu optimistisch unterwegs. Achten Sie daher verstärkt auf die Quartalsberichte in den kommenden Tagen und Wochen! Bereits hier dürfte sich im Tech-Segment die Spreu vom Weizen trennen.

Mein Kollege André Rain hat vor einigen Tagen eines dieser Qualitätsinvestments, die Microsoft-Aktie, unter die Lupe genommen. Inzwischen sind die Verkaufssignale aus der Analyse aktiviert und erste Ziele erreicht. Für mögliche mittel- bis langfristige Einstiege können Sie sich sehr gut am bearbeiteten Wochen- bzw. Monatschart orientieren.

André Tiedje, der mit seinen Rallyansagen beim Bitcoin einmal mehr Geschichte auf GodmodeTrader geschrieben hat, bleibt derweilen langfristig bullisch für die Kryptowährung, trotz oder gerade wegen der laufenden Korrektur.

Mein Tipp in der aktuellen Marktphase: Lassen Sie sich nicht zu sehr von Makrothemen verunsichern! Suchen Sie sich Aktien von Unternehmen, die ein solides Geschäftsmodell aufweisen und bei denen die Bewertungen so langsam wieder ins Lot kommen! Letzterer Punkt ist oftmals trotz scharfer Korrekturen noch nicht erfüllt.

Ihr

Bastian Galuschka

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Über den Experten

Bastian Galuschka
Bastian Galuschka
Chefredakteur

Bastian Galuschka ist seit über 20 Jahren an der Börse aktiv. Er entdeckte bereits zu Schulzeiten seine Leidenschaft für die Börse. Über fünf Jahre lang war der Diplom-Volkswirt als Redakteur bei einem bekannten Anlegermagazin tätig und verantwortete dort den Bereich Charttechnik. Seit März 2013 verstärkt er die Redaktion der stock3 AG. Bastian Galuschka kombiniert bei seinen Analysen gerne Fundamentaldaten mit charttechnischen Aspekten. Gerade im Smallcapbereich hat sich der Analyst über viele Jahre ein fundiertes Wissen aufgebaut. Seit Juni 2023 ist Galuschka Chefredakteur von stock3.

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