Der neue Godmode Newsletter: Ist die Zinsangst gerechtfertigt? Microsoft-Aktie im Big Picture
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Liebe Leserinnen und Leser,
das Jahr 2022 ist noch jung, der Januar wird aber bereits in die Börsengeschichte eingehen. Wie Bloomberg am Montag berichtete, bedeutete der zwischenzeitliche Kursverfall des S&P 500 von 11 % seit Jahresanfang den schlechtesten Start des Index in den ersten drei Handelswochen seit den 30er-Jahren. Zugegeben erschien der Artikel vor dem Intraday-Reversal am Montag. Das Minus fällt aktuell also geringer aus. Dennoch ist die bisherige Bilanz ernüchternd.
Die Zinsen müssen wieder einmal als Grund für die Korrektur herhalten, doch wie Clemens Schmale im Artikel weiter unten darlegt, sind es nicht die Zinsen alleine. Bei der aktuellen Berichterstattung könnte man zudem meinen, die Welt ginge bei steigenden Zinsen unter, doch von welchem Niveau sprechen wir derzeit eigentlich und wie ist die Erwartung für Ende des Jahres? Aktuell geht der Markt von vier Zinserhöhungen aus, was in den USA Ende 2022 auf ein Leitzins-Niveau von 1,00 bis 1,25 % hinauslaufen würde. Zum Vergleich: Die Inflation betrug in den USA zuletzt 7 %, was einem 40-Jahres-Hoch entsprach. Selbst wenn man von einem deutlichen Inflationsrückgang im laufenden Jahr, beispielsweise auf 3 % ausgeht, wird niemand abstreiten, dass ein Zinsniveau von um die 1 % nicht gerechtfertigt sei. Der Realzins wäre selbst dann noch stark negativ. Im Übrigen hatte der Markt sowieso mit einer restriktiveren Geldpolitik und zumindest drei Zinserhöhungen 2022 gerechnet. Die Wahrscheinlichkeiten haben sich seit Dezember nur in Richtung vier bis fünf Schritte erhöht. Von der EZB brauchen wir derzeit eh nicht sprechen. Christine Lagarde wartet erst einmal die Prognosen der Volkswirte im März ab, um dann wahrscheinlich erneut festzustellen, dass hohe Inflationsraten nur ein temporäres Phänomen, Nullzinsen aber die Dauerlösung darstellen.
Verstehen Sie micht nicht falsch: Das Zinsniveau spielt eine Rolle, wird mir persönlich aber viel zu hoch gehängt. Der Markt hat noch andere Probleme. Das Beispiel Netflix zeigt es gut. Warum bricht die Aktie um über 20 % nach dem Quartalsbericht ein? Weil die Anleger Angst vor Zinserhöhungen haben? Nein, weil das Unternehmen, ganz anders als noch im Januar 2021, vom strammen Wachstumspfad abgekommen ist und das Kundenwachstum sich stark verlangsamt. In einem solchen Fall sind Bewertungen, wie wir sie im Jahr 2021 gesehen haben, auf Dauer nicht aufrechtzuerhalten. Der Markt war hier schlichtweg zu optimistisch unterwegs. Achten Sie daher verstärkt auf die Quartalsberichte in den kommenden Tagen und Wochen! Bereits hier dürfte sich im Tech-Segment die Spreu vom Weizen trennen.
Mein Kollege André Rain hat vor einigen Tagen eines dieser Qualitätsinvestments, die Microsoft-Aktie, unter die Lupe genommen. Inzwischen sind die Verkaufssignale aus der Analyse aktiviert und erste Ziele erreicht. Für mögliche mittel- bis langfristige Einstiege können Sie sich sehr gut am bearbeiteten Wochen- bzw. Monatschart orientieren.
André Tiedje, der mit seinen Rallyansagen beim Bitcoin einmal mehr Geschichte auf GodmodeTrader geschrieben hat, bleibt derweilen langfristig bullisch für die Kryptowährung, trotz oder gerade wegen der laufenden Korrektur.
Mein Tipp in der aktuellen Marktphase: Lassen Sie sich nicht zu sehr von Makrothemen verunsichern! Suchen Sie sich Aktien von Unternehmen, die ein solides Geschäftsmodell aufweisen und bei denen die Bewertungen so langsam wieder ins Lot kommen! Letzterer Punkt ist oftmals trotz scharfer Korrekturen noch nicht erfüllt.
Ihr
Bastian Galuschka
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Links zu den letzten Ausgaben:
- Januar 2022: Megacaps vor Korrektur? Meta vor Comeback?
- Dezember 2021: Tech-Aktien: Ist es schlimmer als im Jahr 2000?
- Dezember 2021: Das Truthahn-Paradox und was Trader daraus lernen können
- November 2021: Kommt die Zinswende?
- Oktober 2021: Die Industriemetalle und das Gold
- Oktober 2021: Aussichten für Anleger nach der Wahl
- September 2021: Die Aktienmärkte korrigieren
- September 2021: Wer stößt Apple vom Thron?
- August 2021: Welche Regierung ist am besten für Anleger und Trader?
- Juli 2021: Fundamentalanalyse und Newstrading
- Juli 2021: Korrektur am Aktienmarkt
- Juni 2021: Insolvenz-Aktien
- Juni 2021: Der Steuerhammer für Anleger
- Mai 2021: Sind wir zu hoch gestiegen?
- April 2021: Inflation und Zinsen - beherrschende Themen für die Aktienmärkte
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