Kommentar
16:22 Uhr, 11.03.2011

Defensive Rohstoffe sind Trumpf

Die führenden Frühindikatoren scheinen ihren Zenit erreicht zu haben und deuten darauf hin, dass die Weltwirtschaft ihre erste schwungvolle Erholungsphase erfolgreich absolviert haben könnte. Die großen Notenbanken werden vom sprunghaft steigenden Ölpreis zu einem Drahtseilakt gezwungen: Sie müssen einerseits die Inflation im Griff behalten, indem sie an der Zinsschraube drehen, dürften dies aber auch nicht zu schnell tun, um das Wirtschaftswachstum nicht zu gefährden. Seit Jahresbeginn beträgt das Plus beim Ölpreis 21% - ein 159-Liter-Fass Brentöl kostet heute 115 Dollar, im Gesamtjahr 2010 schien die runde 90-Dollar-Marke noch eine Art natürlicher Widerstand darzustellen. "Der Energiepreisanstieg ist Besorgnis erregender als früher", sagte EZB-Chef Jean-Claude Trichet am 7. März in Brüssel. Auch die Federal Reserve blickt besorgt in den Nahen Osten und die Gouverneure einiger Fed-Bezirke denken darüber nach, bei der nächsten Notenbanksitzung für ein Ende der Anleihe-Kaufprogramme zu votieren. Die Zentralbanken in China, Brasilien und anderen Emerging Markets haben bereits die Zinsen angehoben, EZB-Chef Trichet deutete die Möglichkeit eines solchen Schritts im April an.

Gerade für Europa ist die Situation brenzlig. Der Ölpreis kostete im Juli 2008, als er in US-Dollar gerechnet ein Hoch bei 147 Dollar erreichte, nur umgerechnet 93 Euro pro Barrel. Heute ist der Preis wegen dem niedrigeren Kurs des Euro schon bei 82 Euro. Das ist auch ein Grund, warum Benzin und Diesel heute schon wieder so teuer geworden sind. Die Zentralbanken fürchten eine kräftige Wachstumsabschwächung, sollte der Ölpreis weiter steigen. Gerüchten zufolge plant sogar auch die OPEC eine Sondersitzung, bei der sie die Förderquoten anheben könnte.

Die Märkte reagieren mit einem Anstieg der Volatilität auf das neue Umfeld. Der Volatilitätsindikator für den amerikanischen Aktienmarkt, der VIX, stieg seit Anfang Februar von 15 auf zwischenzeitlich 23 Punkte, ähnlich bewegte sich auch der VDAX, der Volatilitätsindex des DAX. In den Bereichen Edelmetalle und Energie spielen neben dem bloßen Marktsaldo auch geopolitische Gründe und der Status als "sicherer Hafen" eine preisbestimmende Rolle. Anleger sollten dennoch darauf achten, dass im Falle größerer Verwerfungen am Kapitalmarkt auch eine Anlage in den genannten Rohstoffsegmenten mitunter zu erheblichen Kapitalverlusten führen kann.

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Über den Experten

Heiko Geiger
Heiko Geiger
Zertifikate-Experte Bank Vontobel Europe AG

Heiko Geiger verfügt über langjährige Börsenerfahrung und kennt sowohl Banken als auch Börsen von innen wie von außen. Schon über 15 Jahre beschäftigt er sich mit Anlagezertifikaten und Hebelprodukten. Seit 2008 ist er bei der Bank Vontobel Europe tätig und leitet dort das Public Distribution Geschäft für die europäischen Märkte.

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