Kommentar
19:13 Uhr, 10.06.2021

DAX nach der EZB: Warten lohnte sich nicht

Erwähnte Instrumente

Die EZB-Sitzung hatte keine Auswirkungen am Aktien- oder Devisenmarkt. Der DAX beendete diesen ruhigen Handelstag nahezu unverändert.

EZB-Tag ohne größere Bewegungen

Der EZB-Tag startete zunächst etwas fester und konnte kurz das letzte Korrekturhoch vom Vortag anlaufen. Über 15.600 wurde es jedoch gleich zum Handelsstart schwer. Die Kurse fielen zurück und tendierten in der ersten Handelsstunde direkt in Richtung Vortagestief. Eine Art der Zurückhaltung vor der EZB-Sitzung war zu spüren, wie wir am Morgen hier erörterten:

Bis zum Mittag stabilisierte sich der DAX jedoch wieder und konnte die 15.600 erneut in Augenschein nehmen. Die Konzentration lag dann auf der EZB-Zinssatzentscheidung und der anschliessenden Pressekonferenz.

Die EZB hat ihre Inflations- und Wachstumsprognosen für die Wirtschaft im Euroraum nun deutlich angehoben. Für 2021 wird eine Teuerungsrate von durchschnittlich 1,9 Prozent (nach der März-Prognose von 1,5 Prozent) sowie eine Zunahme des Bruttoinlandsprodukts (BIP) von 4,6 Prozent (bisherige Projektion lag bei 4,0 Prozent) definiert. Die Geldpolitik und damit auch die Ankäufe der Anleihen werden beibehalten. Damit war die Sitzung eher impulslos und hinterließ auch wenig Bewegung bei den Aktien, Anleihen oder dem Euro-Dollar-Wechselkurs.

Weitere Impulse kamen vielmehr von den US-Daten. Die Verbraucherpreise stiegen um 5,0 Prozent zum Vorjahresmonat an, womit selbst Experten nicht gerechnet hätten. Im April lag der Zuwachs noch bei 4,2 Prozent und die Kernrate, welche von der FED beobachtet wird, bei 3,0 Prozent. Sie stieg ebenfalls mit auf nun 3,8 Prozent. Ist dies nur ein temporärer Anstieg? Darüber wird die US-Notenbank in der kommenden Woche beraten.

Zunächst war der US-Markt positive gestimmt. Der marktbreite S&P500 markierte sogar ein neues Rekordhoch.

Weiterhin gab es mit 376.000 neuen Anträgen auf US-Arbeitslosenhilfe aber mehr Amerikaner, die Hilfen in Anspruch nehmen müssen. Ein gefährlicher Mix, der nach dem starken Start der Wall Street den Dow Jones dann wieder alle Gewinne abgeben ließ.

Dies drückte den DAX ebenfalls in Richtung Tagestief. Er erreichte diese Schwelle nicht ganz und konnte fast unverändert aus dem Handel gehen. Ein aufregender aber unterm Strich richtungsloser Tag, wie im Intraday-Chartbild deutlich zu sehen ist:

Mit 124 Punkten Tagesschwankung war es ein sehr ruhiger Handelstag, bezogen auf die wichtigen Daten, welche heute vorgelegt wurden:

Eröffnung 15.610,08
Tageshoch 15.637,94
Tagestief 15.513,36
Vortageskurs 15.581,14
Schlusskurs 15.571,22

Welche Aktien standen besonders im Blickfeld der Anleger?

Aktien-Bewegungen am EZB-Tag

Nach den anhaltend niedrigen Zinsen konnten Technologiewerte aufatmen. In den USA der Nasdaq und bei uns beispielsweise eine Infineon, die das DAX-Ranking heute anführte.

Dahinter rangierten eine Deutsche Telekom und erneut die Merck aus dem DAX, die weiteres Terrain und somit Allzeithochs beschreiten kann. Bei der Telekom stand ein neues 4-Jahres-Hoch auf der Kurstafel, nachdem das Wachstum bei der US-Tochter weiter Fahrt aufnimmt.

Die Autobranche leidet indes weiter unter dem Chipmangel. Volkswagen gab dies offen zu und BMW litt unter einer Abstufung bzw. Rücknahme der Gewinnschätzung des Investmenthauses Stifel. Damit fand sich die Aktie von BMW am Ende des DAX-Rankings wieder.

Alle Tops und Flops aus dem DAX sehen Sie hier geordnet:

Wie beeinflusste dieser Handelstag das mittelfristige Chartbild?

Mittelfristiges DAX-Chartbild

Der Abstand zum Allzeithoch vergrößert sich weiter. Daran konnte auch die EZB nichts ändern, wobei ein stabiler Markt im Umfeld zwischen Zinsangst und steigender Inflation bereits ein positives Zeichen ist.

Weitere Korrekturtage könnten jedoch beim DAX zum Bruch diverser Trendlinien führen. Darauf blicken Anleger in der kommenden Tagen:

Nach der EZB-Sitzung werden wir morgen am Verfallstag noch einmal weitere Impulse vom Terminmarkt sehen. Darüber spricht Ingmar Königshofen im Interview.

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