Analyse
10:57 Uhr, 17.08.2019

DAX-Mehr Optimismus bitte!

Der DAX hat die wichtige Horizontale 11850 wieder unterschritten und damit den Status Quo von Ende 2018 wieder hergestellt. Dieser Status war abwärts, ist also nun auch wieder abwärts und war nur durch den Handel der Monate April bis Juli durch einen Seitwärtsstatus vorübergehend neutralisiert worden.

Erwähnte Instrumente

  • EURO STOXX 50
    ISIN: EU0009658145Kopiert
    Kursstand: 3.329,08 Pkt (STOXX) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
  • DAX
    ISIN: DE0008469008Kopiert
    Kursstand: 11.562,74 Pkt (XETRA) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
  • EURO STOXX 50 - WKN: 965814 - ISIN: EU0009658145 - Kurs: 3.329,08 Pkt (STOXX)
  • DAX - WKN: 846900 - ISIN: DE0008469008 - Kurs: 11.562,74 Pkt (XETRA)

Der DAX Bullenmarkt ist schon lange zu Ende, wobei das Wort Bullenmarkt im DAX eine etwas lächerliche Wortwahl darstellt,denn der DAX als Kursindex schaffte es ja während er gesamten Dauer seit dem Tief von 2009 nicht (Tief der "Finanzkrise", aber wir sind doch dauerhaft in einer Krise, schon mal überlegt?!!), neue Allzeithochs auszubilden. Währenddessen hatte sich der S&P500 von 666 Punkten, über das Jahr 2000 und Jahr 2007 Hoch hinaus (die bei bei ca. 1550 lagen), bis hin zu 3000 entwickelt, also so als ob unser gute alter DAX sich von 3600 bis 16000 entwickelt hätte. Das gelang auch dem uns bekannten DAX Performanceindex eben leider nicht, denn er stieg nur bis 13600 und hat davon zu allem Unglück seit Januar 2018 auch schon wieder 2000 Punkte bis zum heutigen Stand von 11550 eingebüßt.
Nun gibt es ja mein normales, leidlich professionell ermitteltes Korrekturziel 8700. Der Aufschrei danach ist immer sehr groß und ich wundere mich stets.
Ich frage mich dann immer sofort: Warum ist das so?
Wenn der Dax von 3600 bis 13600 und dann den Trend verlässt, wie im Herbst 2018, kann er sehr wohl eine kleine normale Korrektur von 13600 bis 8700 entfachen, wo ist das Problem? Die Harmonie der Kursbildung ist auch leicht zu verstehen. Motto: Was 10 Jahre stieg kann nicht nur 1 Jahr fallen.
Die Börse ist bestrebt ganz andere Kaliber von Korrekturen aufzufahren, in der Regel ist das gegenläufige Korrekturverhalten in Preis und Zeit im Umfang von 61,8 % der Zeit- und Preisstrecke anzusetzen. Das mache ich nichteinmal, denn dann wäre das Ziel 7412. Meine Ableitung begnügt sich mit dem Zielkorridor 8700/8150.


Home story: Nun begab es sich, dass im Rahmen einer Umfrage die meinen Tradingservice betrifft, die Leser bis 31.8. äußern sollen, was sie vom Tradingservice und von mir für Inhalte und Schwerpunkte erwarten, welche Features sie wünschen.
Unter anderem tauchte der Wunsch auf, dass ich "mehr Optimismus" zeigen soll. Interessanter Ansatz.
Steigt der DAX wie von Dezember 2018 bis Juli 2019 moderat und temporär etwas über das normal erwartete Maß von 11850 überschießend an, so wird von der verpassten Rally gesprochen. Ich verstehe was Sie meinen, es ist aber so, dass es im DAX diese Rally gar nicht wirklich gab, sondern wieder nur in den US Indizes, die im gleichen Zeitraum über die vorliegenden Jahr 2018 Hochs (Dow 26950 im Jahr 2018, 2019 bis zu 27400) hinausliefen, was der DAX mit seinem Hoch bei 12656 nicht ansatzweise schaffte und das Allzeithoch 13600 klar verfehlte.

Nun fiel der DAX in der letzten Woche zeitweise empfindlich bis 11264 zurück (vor wenigen Tagen stand er noch bei 12600) und ich konnte im Jahr 2019 erstmal verkünden, dass die Jahr 2019 Depotperformance von +10 % (am Donnerstag um 12 Uhr) erstmals im Jahr 2019 die DAX Performance des Jahres von +7 % übertraf.

Das soll kein Eigenlob sein, denn mein Profitfaktor ist grottenschlecht und bedarf der Verbesserung, wofür es aktuell eine enorme Profitfaktor-Offensive im Tradingservice gibt, doch bestätigte es zumindest meine stoische chartanalytische Grundausrichtung, den DAX nicht in den Himmel zu prognostizieren, sondern den DAX beim Ziel 8700 zu belassen (Zeitfrage für 8700 ist übrigens schwer zu beantworten).


Es gilt meine BIG PICTURE DAX Arbeitsthese: Der DAX steigt nicht über 13600, solange er nicht bei 8700 war!


Geht man etwas tiefer in den DAX hinein, fällt es leichter diesen Satz zu verstehen.
Es stellt sich die Frage nach den Einzelwerten des DAX.
Der DAX kann nur soweit steigen wie es die Stärken oder Schwächen der gelisteten Einzelwerte zulassen.
Und da, meine Damen und Herren, sieht es einfach mal NICHT optimistisch aus, sondern extrem pessimistisch.
Reihenweise kippen die Aktien nach unten weg und es werden immer mehr.
Die Zahl der DAX Aktien die seit 20 Jahren oder seit 10 Jahren keine neuen Allzeithochs mehr gezeigt haben ist groß.
Die Zahl der DAX Aktien die seit 20 oder seit 1 Jahren um 50 % oder mehr zurückkam wird immer größer. Die Abwärtsspiralen deuten dabei kein Ende an.
Woher soll es also kommen, wenn:

Allianz im Jahr 2000 bei 445 Euro stand und heute bei 200 Euro?
Siemens im Jahr 2000 bei 130 Euro stand und heute bei 85 Euro?
Deutsche Bank im Jahr 2007 bei 120 Euro stand und heute bei 8 Euro?
Daimler im Jahr 2000 bei 111 Euro stand und heute bei 45 Euro?
Dt. Telekom im Jahr 2000 bei 100 Euro stand und heute bei 15 Euro?
Covestro mit 95 Euro in den DAX kommt und bis heute auf 38 Euro zusammenfaltet wird?
RWE und EON seit 2008 um -90 % verprügelt wurden?
BASF, HENKEL, FRESENIUS SE, BMW, VW seit 2015 nur noch fallen, teils mehr als 50 %?
Thyssen Krupp seit 2007 von 47 auf 9 Euro fiel (-80 %).
Adidas, Linde, SAP und Beiersdorf als einzige stabile Anstiegsgaranten in einer Reihe von 30 Aktien zur Verfügung stehen?

Schlimmer noch: Es gibt seit 20 Jahren im DAX nicht diese neuen, massiv wachsenden Konzerne der neuen Generation wie Google, Amazon, Facebook, Apple, die alte schwache herkömmliche Firmen im DAX ablösen. Dies ist schlichtweg nicht nur im DAX, sondern in ganz Europa nicht existent.
So sieht sich der Eurostoxx50 Index weiter seit 20 Jahren im Abwärtstrend, der einfach nicht enden will, ein Symbol für die Verfassung des gesamten Kontinents.

DAX Monatskerzen, XETRA

Arbeitsthese: Der Bullenmarkt von 3600 bis 13600 ist vorbei. Trendwechsel und Korrektur!
Hauptprognose BIG PICTURE: Bevor der DAX nicht bei 8700 war steigt er nicht über 13600.

DAX-Wochenrückblick-Abwärtswoche-beendet-DAX-11200-dürfte-erstmal-halten-Chartanalyse-Rocco-Gräfe-GodmodeTrader.de-3

Eurostoxx50 seit 1999 - Abwärtstrend ohne Ende im gesamten laufenden neuen Jahrtausend

EUROSTOXX-unter-3600-bis-2675-shortbar-Das-ist-plausibel-Chartanalyse-Rocco-Gräfe-GodmodeTrader.de-1

EU vs US seit 2009 - riesige Schere!

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    TTMzero Indikation

Optimismus!
Wer bis hierhin gelesen hat, bekommt noch was Nettes gesagt zum DAX. :-)
(Das Überschriftenlisten ist weit verbreitet, das sind dann die die alles verdrehen und trollen.)
Hurra, abschließend gibt es doch noch Optimismus, wobei ich KEINER derer bin der den totalen Zusammenbruch in einem einzigen kurzen gewaltigen
Marktcrash permanent und penetrant vertritt, ich bin weit davon entfernt.
Eine DAX Korrektur von 13600 bis 8700/8150 ist KEIN Zusammenbruch, sondern ein normaler simpler Vorgang, des Ein- und Ausatmens (s.o.).
Ok, was kann ich Optimistisches vermelden?

DAX - Saisonale Mitteilung:

Der DAX hat -10 % von einem Hoch nach dem 1. Mai, gemäß der "sell in May" Regel im Kasten.

Der am 1. Mai angekündigte "SELL IN MAY" Status für den DAX, der mindestens -10 % als DAX Kursrückgang von einem Hoch nach dem 1. Mai vorsieht,
ist nun der Mindestbedingung gemäß "im Kasten"!
Natürlich ist -10 % nur eine Mindestanforderung. Die kritische saisonale Phase geht noch bis 31.10.19.
Bis dahin kann, wie in dem einen oder anderen Jahr des laufenden Jahrtausends, noch mehr zusammenkommen als "nur" -10 %, siehe komplette Auflistung weiter unten.
Es ist aber schonmal beruhigend, dass der DAX auch dieses Jahr KEINE Ausnahme macht.


alle "Sell in May" events seit 2000

Ab Anfang Mai kann jederzeit eine DAX Schwächephase in der Größenordnung von ca. -10 % einsetzen.
Die Saisaonalität wird ab Mai kritisch, wie jedes Jahr.
Das heißt aber nicht, dass es direkt am dem 2. Mai losgehen muss. Es kann auch mit Verspätung losgehen.
Die Phase geht übrigens maximal bis 31.10.
Hier sind alle SELL IN MAY DAX Rückgänge in % seit dem Jahr 2000:

2000: -10 %
2001: -44 %
2002: -50 %
2003: -10 %
2004: -11 %
2005: -7,2 %
2006: -14 %
2007: -11 %
2008: -44 %
2009: -12 %
2010: -11 %
2011: -34 %
2012: -14 %
2013: -10 %
2014: -17 %
2015: -24 %
2016: -12 %
2017: -8,4 %
2018: -17,8 %
2019*: -10,96 % (*bisher)

Dax "sell in may" Chart
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    L&S

Fazit:
Langfristiger Optimismus für den DAX? Nein, weit gefehlt!
Arbeitsthese ist: Der DAX steigt nicht auf neue Hochs über 13600, solange er nicht bei 8700 war!
Stoploss: Monatsschluss über 13600, dann muss man teuer kaufen!

Viele Grüße und ein schönes Wochenende!
Rocco Gräfe

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Über den Experten

Rocco Gräfe
Rocco Gräfe
Technischer Analyst und Trader

Rocco Gräfe ist seit 2002 professionell an der Börse aktiv. Seinen Fokus legt er dabei auf die charttechnische Analyse von DAX, Nasdaq100 und weiteren Indizes sowie den Handel dieser Indizes und Blue-Chip-Aktien (gehebelt und ungehebelt). Dabei spezialisierte er sich auf den kurzfristigen Bereich, kann aber auch mit fundierten Handelsimpulsen im mittelfristigen Aktienhandel glänzen. Rocco Gräfe betreut den Trading-Service AktienPuls360. Dort ist er sehr aktiv und kommuniziert rege mit seiner Community. Außerdem ist er auf stock3 für die Erstellung der DAX-Prognose „DAX Tagesausblick“ zuständig, seit vielen Jahren am Morgen vor Börsenstart eine sehr beliebte Pflichtlektüre für private Anleger und professionelle Marktakteure.

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