Analyse
15:45 Uhr, 12.03.2015

DAX läuft dem Dow Jones davon

Nachdem 2014 für Aktienanleger die pure Langeweile bedeutete, beginnt das Jahr 2015 spektakulär: Der DAX explodiert, der Euro bricht ein - und was kommt als Nächstes?

Erwähnte Instrumente

  • Dow Jones
    ISIN: US2605661048Kopiert
    Kursstand: 17.635,39 Punkte (NYSE) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
  • DAX
    ISIN: DE0008469008Kopiert
    Kursstand: 11.798,33 Punkte (XETRA) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
  • Dow Jones - WKN: 969420 - ISIN: US2605661048 - Kurs: 17.635,39 Punkte (NYSE)
  • DAX - WKN: 846900 - ISIN: DE0008469008 - Kurs: 11.798,33 Punkte (XETRA)

Anleger und Trader in der Eurozone fühlen sich momentan wie im Schlaraffenland. Das QE (Quantitative Easing) der Europäischen Zentralbank (EZB) beflügelt nicht nur die europäischen Börsen, sondern sorgt auch für eine beschleunigte Abwertung des Euros. Der zu einem Crash entartete Abwärtstrend des Euros ist auch der Hauptgrund der massiven Rally des US-Dollar Index, der den US-Dollar einem Korb von verschiedenen Währungen gegenüberstellt, in dem der Euro knapp 58% Gewichtung ausmacht. Anbei der langfristige Chart dieses US-Dollar Index:

DAX-läuft-dem-Dow-Jones-davon-Chartanalyse-André-Rain-GodmodeTrader.de-1

Arme US-Investoren

Das Nachsehen haben bei dieser Währungsentwicklung Investoren aus den USA, die vom starken US-Dollar so gar nicht profitieren können. Jetzt kann man sich fragen: Was haben US-Investoren mit den europäischen Börsen zu tun? Sehr viel, denn zumindest in Deutschland spielen US-Investoren eine sehr dominante Rolle. Im DAX halten sie mittlerweile fast 60% der Aktien, in den anderen Indizes ist es ebenfalls ein beachtlicher Anteil (MDAX 30%, TecDAX 32%, SDAX 26%, Daten aus 2014). Tendenz steigend.

Wirklich freuen können sich diese US-Investoren aber kaum über ihre Investments im Euroraum bzw. in Deutschland, zumindest seit letztem Sommer. Der starke Euroverfall drückt aufs Portfolio, seit Anfang Juli 2014 sitzen US-Investoren auf knapp 9% Verlusten im DAX. Zum Vergleich: Anleger der Eurozone konnten im selben Zeitraum mit dem deutschen Leitindex einen Gewinn von 17% erzielen.

Noch viel stärker fällt die Differenz seit dem Beginn der starken DAX Rally Mitte Oktober aus. Euroanleger haben mit einem ungehebelten DAX Investment 37% gewinnen können, US-Investoren hingegen "nur" 13%. Nachfolgend der Chart zu diesem Vergleich. Im oberen Fenster ist der DAX Performance Index in Euro dargestellt. Im unteren Fenster sehen Sie den DAX in US-Dollar, also aus Sicht eines US-Investors (Kursverlauf seit Juli 2006).

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Quelle: tradesignalonline.com

Europäische Börsen koppeln sich ab

Im Vergleich zum DAX zeigen die US-Märkte in diesem Jahr deutliche Schwäche. Es tut sich eine Schere auf, wie es nur sehr selten der Fall ist. Normalerweise entwickeln sich DAX und S&P500 bzw. Dow Jones tendenziell ähnlich. Die US Indizes haben die Rolle der Leitindizes inne, denen die europäischen Börsen auf Schritt und Tritt folgen. In diesem Jahr ist es anders, die Entwicklung geht stark auseinander.

Im nachfolgenden Chart sind im oberen Teil die beiden Indizes DAX und Dow Jones abgebildet, im unteren Teil ist die Ratio dieser beiden Basiswerte abgebildet. Deutlich ist zu erkennen, dass seit Mitte November der DAX zusehends an relativer Stärke gegenüber dem Dow Jones gewinnt, seit Anfang Januar beschleunigt sich diese Tendenz massiv. Seit Anfang März wird die Diskrepanz auf die Spitze getrieben, wie es nur sehr selten zu beobachten ist: Die Indizes entwickeln sich in komplett gegensätzliche Richtungen (blauer Kasten im Chart).

Performance DAX vs. Dow
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Doch damit nicht genug: Anleger der Eurozone haben auch mit US-Aktien derzeit ein riesen Vergnügen

Der schwache Euro wertet nämlich US-Investments deutlich auf. Im nachfolgenden Chart ist im oberen Teil der "normale" Dow Jones Index in US-Dollar dargestellt. Im unteren Teil ist der Dow Jones Index in Euro abgebildet (Kursverlauf seit Juli 2006). Während der Dow Jones für US-Anleger seit Anfang Juli letzten Jahres nur etwas über 3% an Gewinnen abwarf, freuen sich Anleger aus der Eurozone, die ungehebelt in den Dow Jones investiert haben, über sagenhafte 33% an Kursgewinnen.

DAX-läuft-dem-Dow-Jones-davon-Chartanalyse-André-Rain-GodmodeTrader.de-4

Quelle: tradesignalonline.com

Wie sieht es angesichts dieser paradisischen Zustände am Börsenhimmel mit der deutschen Anlegerkultur aus?

Weiterhin sehr mager, muss man so sagen. Die Deutschen trauen den Aktien weiterhin nicht, und das obwohl der DAX als einer der stärksten europäischen Indizes seit den Tiefs 2009 eine beachtliche Performance von 229% (!) aufs Parkett legen konnte. Wie die nachfolgende Grafik zeigt, hat sich die Zahl der Aktienbesitzer (direkte Aktionäre, ohne Fondsbesitzer) seit 2009 kaum erhöht:

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Quelle: boerse.de

Die Deutschen verhalten sich getreu dem Motto: Die Märkte steigen und keiner macht mit. Das ist sehr schade, da angesichts der Nullzinspolitik der EZB gepaart mit dem QE andere Formen der Geldanlage kaum Rendite abwerfen. Durch mangelnde Risikofreude lassen sich Sparer und Anleger hierzulande einiges entgehen.

Fazit:

Das durch die EZB geschaffene Schlaraffenland für deutsche Anleger hält weiterhin gute Chancen parat, sollte jedoch nicht mehr zum blinden Investieren verleiten. Wir sehen momentan Fahnenstangen an den europäischen Börsen, sie sind spürbar überhitzt. Obwohl ich für die kommenden Jahre weiter steigende Aktienkurse favorisiere, sind schärfere Rücksetzer in den kommenden 3-6 Monaten einzuplanen. Besonders bei amerikanischen Investments sollte man ab jetzt Vorsicht walten lassen. Der Kurseinbruch des Euros wird nicht ewig weitergehen, schwungvolle Kurserholungen wären in den kommenden Wochen zu erwarten. Das würde das Risiko für Investments in US-Aktien deutlich erhöhen, da sich ein steigender Euro negativ auf das Ergebnis auswirkt. Es macht Sinn, sich bei Korrekturen am deutschen Aktienmarkt umzusehen und den noch stärker laufenden Nebenwerten besondere Beachtung zu schenken.

Viel Erfolg,

André Rain - Technischer Analyst und Trader bei GodmodeTrader.de


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5 Kommentare

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  • GeBa96
    GeBa96

    Mich würde interessieren DAX 14000 und DOW 20000 was meine Kursziele sind, in welcher

    Zeit das erreichbar ist, 12000 DAX ist ja bald erreicht, aber DAX 14000 und DOW 20000?

    Vielleicht kann sich jemand bei Godmode dazu äußern

    02:06 Uhr, 14.03. 2015
  • peterschirl
    peterschirl

    Nicht mehr lange läuft der DAX den Dow davon.

    Dann MEGA Baisse auf 5000 oder tiefer.

    19:22 Uhr, 12.03. 2015
  • Jimi
    Jimi

    Icgh gehe davon aus, dass die Amis mittelfristig wieder aufholen und auch der Dollar wieder bis 1,20 steigt, dann kehren irgendwann die alten Abhaengigkeiten zurueck. Wir sind in D in einer Ueber und in USA in einer Untertreibung, das haelt sich nicht auf Dauer, meine Meinung....Gruss Jimi

    16:48 Uhr, 12.03. 2015
  • Andy3
    Andy3

    Die Diskrepanz erinnert so an 2007. Die Rohstoffmärkte gingen voraus und erst dann folgten die Aktienmärkte. Was passiert,wenn die US Märkte 10-20% korrigieren? Die US Anleger in Europa müssen ihre Assets in Europa verkaufen. Ein Teufelskreislauf entsteht mit fallenden Euro und fallenden europ. Aktien. Dann steht bestimmt eine Versicherung in Europa oder sogar die EZB da und kauft. Glaubt dies jemand

    16:43 Uhr, 12.03. 2015
  • Chronos
    Chronos

    Verstehe jetzt nicht ganz was mir das sagen soll?

    Performance mit nicht Perfo verglichen, dann keine Gegebüberstellung (da sind die Charts nicht so dramatisch) keine Sichtweise aus einer Währung heraus, die das durch geringere Schwankung und vor allem Abhängigkeit wirklich von aussen betrachtet. Es fehlt die Adlerperspektive

    Nur mal so, ein Schweizer oder ein Araber sieht das wieder anders.

    Bei so was würde sich brtish Pound mit einem willkürlichen Wert von 1,5 anbieten...

    Derzeit wird der Dax vor allem von Automobilwerten getrieben, das sind alles mehr oder weniger Dollarwetten.

    16:33 Uhr, 12.03. 2015

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Über den Experten

André Rain
André Rain
Technischer Analyst und Trader

André Rain ist seit dem Jahr 2000 im Aktienhandel aktiv. Hier startete er bereits mit seiner autodidaktischen Ausbildung in Chartanalyse. Die Faszination für die Charttechnik führte ihn im Mai 2005 zu GodmodeTrader, dem Vorgänger-Portal von stock3.com, wo er als Technischer Analyst mit Schwerpunkten auf Aktien- und Indexanalysen tätig ist. Seit 2004 handelt er privat intensiv Aktien und Hebelzertifikate im kurzfristigen Zeitfenster von wenigen Minuten bis mehreren Stunden. Dabei hat er sich auf den Handelsstil des Ausbruchstradings spezialisiert, mit dem er an kurzen, dynamischen Marktbewegungen partizipiert. Seiner Meinung nach ist der Chart das beste Instrument zur Auswertung und Prognose von Bewegungen an den Finanzmärkten.

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