Analyse
14:56 Uhr, 28.12.2018

DAX-Giganten – Der Ausblick auf 2019

Nach über 500% Performance seit dem Tief von 2003 war Schluss. Das vergangene Jahr begann bei DAX & Co. mit einem Abverkauf und es endete auch mit einem massiven Kurseinbruch. Und jetzt endet das Jahr auch noch an einer Entscheidungsmarke – als hätten es die Anleger geplant. Zeit also für eine ausführliche DAX-Analyse.

Erwähnte Instrumente

  • DAX
    ISIN: DE0008469008Kopiert
    Kursstand: 10.558,96 Pkt (XETRA) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
  • DAX - WKN: 846900 - ISIN: DE0008469008 - Kurs: 10.558,96 Pkt (XETRA)

Seit dem Tief bei 2.188 Punkten aus dem März 2003 befindet sich der DAX in einer weiteren langfristigen Aufwärtsbewegung, die in der Spitze bis zum Allzeithoch bei 13.597 Punkten geführt hatte. Seither wird mindestens die letzte, bei 8.699 Punkten im Februar 2016 begonnene Rallyphase korrigiert. Der erste Teil der Korrektur führte im Frühjahr an das 38,2 %-Retracement dieser Strecke bei 11.726 Punkten, das dem ersten Angriff standhielt. Der spätere Bruch der Marke löste dann jedoch im Oktober den Abverkauf an das 50 %-Retracement dieser Aufwärtsbewegung bei 11.148 Punkten aus. Und nachdem weder diese Marke, noch die dort verlaufende mittelfristige Aufwärtstrendlinie die Bären aufhalten konnten, setzte der DAX an das nächsttiefere Retracement zurück (61,8 % bei 10.570 Punkten). Und genau hier wird er das Jahr auch beschließen. Danke! Damit hat sich der Markt schön alle Optionen für 2019 offengelassen. Allerdings stimmt die bisherige Verteidigung eines weiteren langfristigen Retracementlevels doch noch positiv für die kommenden Monate. Eines ist jedoch auch sicher: Mit dem Bruch der 10.570 Punkte-Marke wurden langfristig die Schleusen für weit tiefere Ziele geöffnet. 2019 könnte damit zunächst das Jahr der Erholung und später dann des großen Einbruchs werden.

DAX-Giganten-Der-Ausblick-auf-2019-Chartanalyse-Thomas-May-GodmodeTrader.de-1
DAX Fibonacci-Analyse (Monatschart)

Der letzte Kurs des Jahres: 10.558 – genau am Entscheidungslevel

Denn noch hat der DAX das 38,2 %-Retracement der Rally von 4.965 Punkten aus dem Jahr 2011 bis zum Allzeithoch verteidigt. Die 10.299 Punkte-Marke wurde touchiert und sofort für einen Anstieg genutzt. Damit der DAX im kommenden Jahr eine deutliche Erholung vollziehen kann, darf diese Marke nicht unterschritten werden. Und vor allen Dingen muss sich der Index wieder deutlich über 10.570 Punkte zurückarbeiten. Schon heute sieht man wie schwer es ist, diese langfristige Hürde zu überschreiten. Anderseits hatte der Index nach dem ersten Test Anfang Dezember noch einem weiteren Angriff und eine volatile Seitwärtsphase benötigt, um sich dann in den letzten Tagen klar unter die Marke zu verabschieden. Hier werden eben die richtig dicken Bretter gebohrt, die insbesondere im mittel- bis langfristigen Bild von entscheidender Bedeutung sind.

Für den Fall, dass der DAX im kommenden Jahr wieder deutlich unter 10.500 Punkte und vor allem das 61,8 %-Retracements des gestern begonnenen Anstiegs bei 10.396 Punkten zurücksetzt, wäre dies tendenziell bärisch zu werten und könnte im kommenden Jahr zunächst zu einem weiteren Test der 10.299 Punkte-Marke führen. Hier stünden die Chancen für einen Doppelboden und einen darauffolgenden Ausbruch über 10.570 Punkte gut.

Abgaben unter 10.299 Punkte hätten dagegen zuerst den Test des 2016er Zwischentiefs bei 10.175 Punkten zur Folge. Wird die Marke unterschritten, dürfte ein Kursrutsch direkt bis an das 76,4 %-Retracement der Bewegung von 8.699 bis 13.596 Punkten führen. Die Marke liegt bei 9.885 Punkten und wäre die letzte Chance der Bullen, vor einem direkten Einbruch bis 9.238 / 9.281 Punkte das Ruder noch einmal herumzureißen und wieder in Richtung Allzeithoch zu steuern. Diese Unterstützungszone sollte von den Bullen allerdings definitiv verteidigt werden, um nicht auch im langfristigen Bild für ein großes Verkaufssignal mit einem ersten Ziel bei 8.262 Punkten zu sorgen.

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DAX Fibonacci-Analyse (Wochenchart)

Falls die Bullen ihre Chance nutzen

Soweit die Unterseite und die Gefahren die zu Jahresbeginn oder im Verlauf von 2019 auf uns lauern. Noch ist jedoch nicht aller Tage Abend, sondern der Kampf um diese wichtige Handelsmarke weiter voll im Gange. Und sollte sich der DAX über 10.585 Punkte zurückarbeiten, könnte alles sehr schnell gehen. Wie gesagt, es geht um langfristige Weichen. Daher stünde in diesem Fall kurzfristig eine Kaufwelle bis 10.680 und 10.717 Punkte an. Oberhalb von 10.771 Punkten (38,2 %-Retracement der Verkaufswelle von 11.556 bis 10.279 Punkte) wäre das nächste kurzfristige Kaufsignal aktiv und letztlich das Dezember-Zwischenhoch bei 10.988 Punkten das nächste markante Ziel.

Hier entscheidet sich die übergeordnete Richtung. Denn mit 10.988 Punkten und den früheren Verlaufstiefs bei 11.009 und 11.051 Punkten, sowie dem 38,2 % Retracement der Verkaufswelle von 12.456 bis 10.279 Punkten bei 11.111 Punkten und natürlich dem 50 %-Retracement der Rally seit 8.699 Punkten bei 11.148 Punkten liegt eine Reihe massiver Hürden im Markt.

Eine Korrektur bis 10.700 Punkte wäre von dort aus normal und weiterhin bullisch zu werten. Abgaben unter die Marke hätten dagegen wahrscheinlich einen weiteren Test von 10.570 Punkten zur Folge. Aber solange dieses wichtige Retracementlevel nicht unterschritten wurde, ist ein Ausbruch über 10.988 – 11.148 Punkte jederzeit möglich. Und darüber wäre das erste mittelfristige Kaufsignal aktiv. Dann hätte der DAX zunächst Luft bis 11.263 und 11.400 Punkte. Das Ziel des Ausbruchs über 11.148 Punkte wäre der Ausgangspunkt der Dezember-Verkaufswelle bei 11.566 Punkten.

Hier treffen sich auch das 38,2 %-Retracement des Abwärtstrends seit dem Allzeithoch (11.546 Punkte) und das 23,6 %-Retracement der Aufwärtsbewegung seit 4.965 Punkten. Damit ist dies ebenfalls ein besonders wichtiges Entscheidungsniveau, an dem der DAX nach unten abprallen oder mit einem Sprung weiter Boden gutmachen kann.

Darüber wartet dann ein alter Bekannter in Form des 38,2 %-Retracements der Rally von 8.699 bis 13.596 Punkten: Wir sprechen also wiederum von der früheren Unterstützung bei 11.726 Punkten. Auch diese Marke ist eine Weggabelung, die ihrerseits darüber entscheidet, ob der DAX wieder bis 11.148 Punkte abdreht, oder aber einen saftigen Kurssprung bis an das 23,6 %-Retracement der Rally bei 12.441 Punkten machen kann. Dort liegt mit 12.456 Punkten auch der Start der im Oktober begonnenen Abwärtsbewegung. Und man erreicht damit auch wieder das Hoch aus dem Jahr 2015 bei 12.390 Punkten. Ein ideales Ziel für das vorläufige Ende einer solchen Erholung.

Wenn man die mittlere Geschwindigkeit des Aufwärtstrends von 8.699 Punkten bis zum Allzeithoch zugrunde legt (und unter der Voraussetzung, dass der DAX nicht mehr unter 10.299 Punkte fällt), könnte diese Marke bis November erreicht werden. Legt man die Geschwindigkeit des Einbruchs der letzten Wochen zugrunde, könnte die 12.441 Punkte-Marke allerdings schon im März / April erreicht werden. Eine im aktuellen Umfeld geradezu utopisch anmutende Vorstellung. Aber sie zeigt, in welchem Dilemma man beim Thema „Jahresausblick“ steckt, wenn man die aktuellen Entwicklungen und die derzeitige Volatilität berücksichtigt und Ernst nimmt. Und für den Fall, dass der DAX nachhaltig über 11.726 Punkte ausbricht, sind selbst solche Hochgeschwindigkeits-Kaufwellen über mehrere hundert Punkte möglich. Die US-Märkte machen es gerade vor. Daher sei abschließend erwähnt, dass ein Ausbruch über 12.456 Punkte dazu führen dürfte, dass der DAX entlang der Unterseite der im August unterschrittenen Aufwärtstrendlinie bis 12.813 / 12.860 Punkte und darüber bis 13.200 Punkte klettern kann.

Fazit: Noch haben die Bullen den Kampf um die mittelfristige Richtung weder verloren, noch aufgegeben. In der aktuellen Situation und unter Berücksichtigung des übergeordneten langfristigen Aufwärtstrends halte ich eine starke Erholung im kommenden Jahr für sehr wahrscheinlich. Die Marken, die für die entsprechenden Kaufsignale sorgen, sind bekannt. Jetzt muss der Markt nur noch mitziehen. Ob es für einen Anstieg ans Allzeithoch reichen kann, wage ich zu bezweifeln. 12.441 Punkte wäre schon ein Wort. Denn eines darf man nicht ausser Acht lassen: Die Verluste der vergangenen Monate haben die langfristige Tür nach unten geöffnet. Vielleicht erleben wir 2019 also das letzte Aufbäumen der Bullen, ehe der Markt anschließend ein paar Jahre in Richtung 8.699 Punkte und tiefer driftet.

Egal wie es kommt, ich wünsche Ihnen zunächst einen Guten Rutsch in ein gesundes, glückliches und erfolgreiches Jahr und bedanke mich für Ihr Interesse und Ihre Treue!
Ihr Thomas May

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  • Gänseblümchen
    Gänseblümchen

    nüchtern, emotionslos und gut - wünsche ihnen ein gesundes und erfolgreiches 2019

    19:16 Uhr, 28.12. 2018
    1 Antwort anzeigen

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Über den Experten

Thomas May
Thomas May
Experte für Fibonacci-Analyse

Thomas May entdeckte Ende der 1990er Jahre die Leidenschaft für die Börse. Zu Beginn fundamental orientiert, war er bald von der Charttechnischen Analyse begeistert und befasste sich intensiv mit klassischer Charttechnik, Elliott Wellen, Fibonacci- und Zyklenanalyse. Seit 2010 im Team der stock3 AG war er von 2012 bis 2016 Chefredakteur von GodmodeTrader.de, ist Autor der DVDs „Charttechnik für Einsteiger“ und „Fibonacci-Trading“, Mitherausgeber des ersten Teils von „Das große GodmodeTrader-Handbuch“ sowie einer der Autoren im zweiten Teil der Buchserie. Auf stock3 liegt sein Schwerpunkt auf charttechnischen Edelmetall-, Aktien- und Indexanalysen. Auf dem stock3 Terminal betreut der leidenschaftliche Swing-Trader seinen eigenen Desktop für Chartanalysen und Trading-Setups.

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