Analyse
14:08 Uhr, 05.07.2019

DAX - Das große Puzzle

Von Sommerflaute ist beim DAX bisher nichts zu spüren. Kurz vor wichtigen mittelfristigen Zielen stellt sich die Frage, was dafür spricht, dass sich die Bullen dort die Zähne ausbeissen. Und was passiert, wenn dieser Bereich doch durchbrochen wird und die Sommerrally erst so richtig durchstartet?

Erwähnte Instrumente

  • DAX
    ISIN: DE0008469008Kopiert
    Kursstand: 12.587,35 Pkt (XETRA) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
  • DAX - WKN: 846900 - ISIN: DE0008469008 - Kurs: 12.587,35 Pkt (XETRA)

Der Markt gibt einem oft Rätsel auf. Komplexe Puzzle, die es zu lösen gilt, um Trendpotenziale und mögliche Zielmarken kurzfristiger oder übergeordneter Bewegungen zu ermitteln. Der DAX ist dabei ein Großmeister des Verwirrspiels. Und trotzdem lässt sich der Verlauf der Erholungsrally seit Ende Dezember 2018 auf zwei große Verlaufsszenarien eindampfen, die beide zumindest für die kommenden Stunden und Tage noch mit steigenden Kursen rechnen lassen.

Der Anstieg seit dem Tief bei 10.279 Punkten ist bereits in seiner ersten Phase bis zum Hoch bei 12.435 Punkten sehr verschachtelt gewesen. Die beiden 500-Punkte-Korrekturen im Februar und im März unterteilen den Anstieg, der fast bis 12.441 Punkte geführt hatte. Hierbei handelt es sich um das 23,6 %-Retracement der Rally von 8.699 bis 13.596 Punkte. Die Marke war sowohl Ziel, als auch Widerstand und wurde erst nach der Mai-Korrektur überwunden. Für das große Bild ergibt sich daraus, dass der nächste übergeordnete Widerstand das entsprechend höhere Retracement des Aufwärtstrends bis zum Allzeithoch darstellt: Das 14,6 %-Retracement bei 12.881 Punkten.

Zwei Varianten - eine Zielregion

Zurück zum Anstieg seit 10.279 Punkten: Dieser lässt zwei Lesarten des Verlaufs zu, die beide plausibel sind.

1. Variante: Die Strecke von 10.279 bis 12.435 Punkten gehört zu ein- und derselben Bewegung und wird nach dem Korrekturtief bei 11.620 Punkten fortgesetzt.

Allein die Tatsache, dass die Extensionen der Teilstrecken des Anstiegs bei rund 12.430 Punkten und damit direkt am Mai-Hoch zusammenlaufen, signalisiert, dass es auf Basis der Längenverhältnisse der Teilstrecken einen Zusammenhang zwischen den fünf Teilwellen der Bewegung geben dürfte. Das nächste Ziel der Extensionen liegt bei 12.777 Punkten. Gehören die Bewegungen zusammen und setzt sich diese Trendphase seit 11.620 Punkten fort, dann wären die nächsten Entscheidungsmarken bei 12.698, 12.953 und 13.268 Punkten zu finden. Die 1:1-Ausdehnung der ersten Bewegung liegt dagegen erst bei 13.777 Punkten.

DAX-Das-große-Puzzle-Chartanalyse-Thomas-May-GodmodeTrader.de-1
Variante 1 (DAX-Tageschart)

2. Variante: Die etwas komplexere Variante trennt den Anstieg seit 10.279 Punkten gleich nach der ersten preislichen Wiederholung der ersten Kaufwelle. Sie geht davon aus, dass die ersten beiden Anstiege zusammengehören (im Chart blau) und mit dem Tief bei 11.299 Punkten eine zweite, davon zu unterscheidende Trendphase begann (im Chart in grün).

Die Korrektur nach dem 12.435 Punkte-Hoch gehört damit zu diesem zweiten Teil der Aufwärtsphase seit 11.299 Punkten. Da sie weite Teile der ersten Aufwärtsstrecke korrigierte, ist auch das Potenzial des seit 11.620 Punkten laufenden zweiten Anstiegs begrenzt: Zunächst sprechen wir von einer 1:1-Ausdehnung bis 12.756 Punkte. Darüber liegt das nächste Ziel bzw. die nächste Wendemarke bei 12.843 Punkten.

  1. DAX-Das-große-Puzzle-Chartanalyse-Thomas-May-GodmodeTrader.de-2
    Variante 2 (DAX-Tageschart)

Welche Ziele lassen sich aus dem Anstieg seit 11.620 Punkten ableiten?

Hier geht das Verwirrspiel weiter, denn auch die Aufwärtsphase seit dem Junitief ist stark verschachtelt und weist noch keine Bewegung mit einem überdimensionalen Längenverhältnis zu den anderen Teilstrecken auf: Eine Extension von über 1,618 % zur Länge anderer Strecken fehlt. Diese relative Gleichförmigkeit der Trendphasen zueinander macht es schwerer, plausible Zusammenhänge abzuleiten. Aber auch hier kristallisiert sich die 12.756 Punkte-Marke und der Bereich um 12.815 - 12.830 Punkte als relevante Zielregionen heraus.

Um über diese Barrieren ausbrechen zu können und damit ein nahes, wenn auch temporäres Ende der Rally seit Juni abzuwenden, müsste es jetzt zur Ausbildung der angesprochenen Extension kommen. Der DAX müsste also ausgehend von einem Korrekturtief oberhalb von rund 12.550 Punkten bis 12.920 Punkte und letztlich sogar über 13.000 in Richtung 13.268 Punkte ausbrechen. Und das innerhalb der nächsten Tage - kaum vorstellbar. Das wäre dann eher eine Bewegung, die er sich für die Zeit nach dem Pullback an die 12.441 Punkte-Marke aufheben sollte.

Fazit: Der DAX hat zwei übergeordnete Zielmarken in unmittelbarer Nähe, die in Kürze angelaufen werden sollten: 12.756 und 12.830 Punkte. An diesen beiden Marken ist mit erhöher Volatilität und sogar mit dem Beginn einer Topbildung bzw. einer heftigen Gegenbewegung zu rechnen, die einen Pullback an die 12.441 Punkte-Marke und das vorherige Jahreshoch bei 12.435 Punkten nach sich ziehen kann.

Der nächste große Widerstand auf der Oberseite liegt bei 12.881 Punkten. Solange dieser nicht überschritten wurde, ist die Wahrscheinlichkeit für einen baldigen Einbruch bis 12.441 Punkte stark erhöht. Für weitere Ziele auf der Unterseite kommt es dann wieder auf die Eingangsüberlegung an, in welcher Form sich der Anstieg seit 10.279 Punkten vollzieht: Bei der ersten Variante lägen die nächsten wichtigen Unterstützungs- bzw. Korrekturzielmarken bei 12.350, 12.200 und 12.075 Punkten. Bei der zweiten bei 12.200 und zusätzlich bei 11.850 Punkten. Und so schließt sich der Kreis und das nächste Puzzle beginnt.

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Über den Experten

Thomas May
Thomas May
Experte für Fibonacci-Analyse

Thomas May entdeckte Ende der 1990er Jahre die Leidenschaft für die Börse. Zu Beginn fundamental orientiert, war er bald von der Charttechnischen Analyse begeistert und befasste sich intensiv mit klassischer Charttechnik, Elliott Wellen, Fibonacci- und Zyklenanalyse. Seit 2010 im Team der stock3 AG war er von 2012 bis 2016 Chefredakteur von GodmodeTrader.de, ist Autor der DVDs „Charttechnik für Einsteiger“ und „Fibonacci-Trading“, Mitherausgeber des ersten Teils von „Das große GodmodeTrader-Handbuch“ sowie einer der Autoren im zweiten Teil der Buchserie. Auf stock3 liegt sein Schwerpunkt auf charttechnischen Edelmetall-, Aktien- und Indexanalysen. Auf dem stock3 Terminal betreut der leidenschaftliche Swing-Trader seinen eigenen Desktop für Chartanalysen und Trading-Setups.

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