Kommentar
08:24 Uhr, 02.05.2009

Das „Rollproblem“ war gestern

Erwähnte Instrumente

  • Indexzertifikat auf Vontobel
    Aktueller Kursstand:  

Das Rollproblem beschäftigt die Anleger seit vielen Monaten ganz speziell am Rohölmarkt und lässt wegen der gefürchteten Contango-Konstellation, bei der länger laufende Futures höher notieren als kürzer laufende, die Aussicht auf eine adäquate Partizipation an einem steigenden Basiswert sinken, da beim notwendigen Wechsel in den nächstfälligen Kontrakt ein höherer Preis bezahlt werden muss. In der Summe ergeben sich so auf Jahressicht aktuell Rollverluste von über 20 Prozent. Ein möglicher Anstieg beim Ölpreis wird durch diesen Umstand schnell wieder konterkariert. Einen möglichen Ausweg stellt die Investition nicht direkt in den Rohstoff selbst, sondern stattdessen in einen Basket oder Index bestehend aus diversen Öltiteln dar, die zumindest indirekt von einem Anstieg des schwarzen Goldes profitieren können, auch wenn sich dabei trotz der hohen Korrelation in der Vergangenheit eine nicht ganz so gute Entwicklung wie beim Direktinvestment ergab. Zudem erreicht man mit einem solchen Vorgehen nicht die gewünschte Diversifikation im Depot, da Rohstoff-Werte natürlich ebenfalls dem Risiko an den Aktienmärkten unterliegen.

Die Lösung aus diesem Dilemma kann deshalb nur heißen. Warum nicht „das eine tun ohne gleichzeitig das andere zu lassen“. Genau dieser Marschroute folgt jedenfalls die Schweizer Privatbank Vontobel bei ihrem neuen noch bis zum 8. Mai zeichenbaren Zertifikat auf den hauseigenen Oil Strategy Index. Roll-Verluste sollten damit der Vergangenheit angehören, wird bei dem von der Börse-Stuttgart berechneten Index doch monatlich überprüft, ob aufgrund einer Backwardation-Situation am Ölmarkt für die nächsten vier Wochen in entsprechende Futures-Kontrakte auf die US-Sorte West Texas Intermediate (WTI) oder alternativ im Falle eines „Contango“ in den sogenannten Top-10-Öl-Aktien-Korb investiert wird. Dieser setzt sich zusammen aus den nach Marktkapitalisierung größten Unternehmen aus der gesamten Wertschöpfungskette von der Förderung über die Verarbeitung, Raffinierung, Vermarktung, den Transport und die Lagerung des begehrten Schmierstoffs. Zudem müssen die halbjährlich im Juni und Dezember neu ausgewählten Unternehmen ihren Hauptsitz in den USA oder Kanada haben, sowie gewisse Mindestkriterien hinsichtlich Marktkapitalisierung (1 Mrd. USD) bzw. täglichem Handelsvolumen der letzten drei Monate (1 Mio. USD) erfüllen. Bei der Neuzusammensetzung des Baskets wird jeweils eine Gleichgewichtung der Einzeltitel vorgenommen, deren Dividenden in den Indexwert einfließen. Zum Abzug wird dabei allerdings die jährliche Managementgebühr von 1,2 Prozent gebracht. In der historischen Rückrechnung konnte die Vontobel-Strategie andere Öl-Indices wie den RICI Enhanced WTI oder den UBS Bloomberg CMCI WTI deutlich hinter sich lassen.

Der Rohstoff-Report Tipp: Ob der Vontobel Oil-Strategy-Index der neue Maßstab für Long-Investments am Ölmarkt werden kann, muss sich in der Zukunft noch zeigen. In jedem Fall weicht der Ansatz von den üblichen Optimierungsversuchen der Roll-Renditen über die bloße Gestaltung der Kontraktlaufzeiten ab. Der Anleger muss sich aber auch hier darüber im Klaren sein, dass er mit dem Papier zumindest phasenweise zu einem lupenreinen Aktieninvestor wird.

Vontobel Oil-Strategy Index-Zertifikat
Emittent/WKN: Vontobel / VFP33M
Laufzeit: Endlos
Preis: (in Zeichnung: 24.04.09-08.05.09) Ausgabepreis: 100 € (zzgl. 1,5 % Agio)

Autor: Armin Geier, http://www.godmode-trader.de/investmentcertificates/overview

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Armin Geier
Armin Geier

Armin Geier beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren sehr intensiv mit Anlage-Zertifikaten. Begonnen hat sein berufliches Interesse im Jahr 2000, als er bei einem Münchner Internet-Portal über mehrere Jahre die erste Datenbank für diese spezielle Materie aufbauen konnte und dadurch die rasante Entwicklung dieser Spezies damals noch ganz hautnah Produkt für Produkt mitbekam. Wie sehr sich die Zeiten seitdem verändert haben, kann man allein an der Explosion der Produktzahl von anfangs nicht einmal 3.000 auf heute über eine Million Stück erkennen. Bei seinen nächsten Stationen wechselte er dann ganz in den journalistischen Bereich über, ohne seine Vorliebe für die diversen Produktstrukturen aufzugeben, an denen ihm nach wie vor gerade wegen ihrer asymmetrischen Chance-Risiko-Profile sehr gelegen ist. Insbesondere interessiert ihn dabei die Möglichkeit, aus Einzelansätzen langfristig funktionierende Strategien zu entwickeln. Leider wird dieser Zielsetzung seit Lehman vor dem Hintergrund einer immer kurzfristigeren Denkweise an den Märkten von Emittentenseite immer weniger entsprochen. Bei der BörseGo AG/Godmode-Trader ist Armin Geier seit sechs Jahren mit journalistischen Beiträgen in diversen Rubriken und Publikationen als Experte für Anlage-Zertifikate präsent.

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