Das ganze Dilemma der Fed ablesbar in einem Bericht!
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Externe Quelle: Nord/LB
• Das Bureau of Labor Statistics gab den US-Arbeitsmarktbericht für den Monat August bekannt. Die Arbeitslosenquote zog deutlich auf 6,1% an. Ebenfalls über den Erwartungen fiel der Stellenabbau aus – die neugeschaffenen Stellen lagen bei –81.000. Auch im verarbeitenden Gewerbe zeigte sich mit –61.000 ein stärkerer Stellenabbau als prognostiziert. Zudem wurden die Vormonatsdaten nach unten revidiert. Die Stundenlöhne stiegen deutlicher als erwartet um 0,4% M/M an – dabei wurde auch der Vormonatswert nach oben revidiert.
• Der heutige Arbeitsmarktbericht ist durchweg schlechter als erwartet ausgefallen. Während die Zahlen zu den neugeschaffenen Stellen angesichts der statistischen Ungenauigkeiten nicht überbewertet werden sollten, muss der deutlichere Anstieg der Arbeitslosenquote auf ein Fünfjahreshoch als eine klare negative Überraschung bezeichnet werden. Tatsache bleibt, dass die Volkswirtschaft mittlerweile den siebten Monat in Folge einen Stellenabbau beklagt, und dass die Arbeitslosenquote mit 6,1% für amerikanische Verhältnisse ein bereits wieder hohes Niveau erreicht hat. Die anderen Indikatoren vom Arbeitsmarkt, wie die unverändert hohen wöchentlichen Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe und die Zahlen zum ADP-Report, hatten zuletzt eher Hinweise auf wenig veränderte Daten geliefert.
• Mit diesem Bericht setzt sich der Mittelfristtrend der vergangenen Monate fort: Die Lage auf dem Arbeitsmarkt hat sich im Vergleich zu der Zeit vor einem Jahr verschlechtert, zunehmend ist ein immer größerer Stellabbau zu beklagen. Zwar fällt dieser in der Höhe immer noch moderater aus als in den rezessiven Phasen vergangener Jahre, dennoch erhöht sich die Wahrscheinlichkeit, dass sich die Haushalte in einer für die Gesamtwirtschaft gefährlichen Konsumzurückhaltung üben können und langsam die Freude am Shoppen verlieren.
• Als Krönung der unerfreulichen Daten zu der Arbeitsmarktdynamik rückt auch noch das Thema Inflationsgefahren wieder ganz oben auf die Agenda, was der deutliche Anstieg der Stundenlöhne (+3,6% Y/Y) unterstreicht. Für die US-Notenbank hat das die Implikation, dass sie trotz einer unerfreulichen Tendenz auf dem Arbeitsmarkt mittelfristig eine Zinsanhebung ins Auge fassen muss.
• Fazit: Der Arbeitsmarktbericht fiel unerwartet schlecht aus. Das gilt sowohl für den Stellenabbau als auch für die Gefahr eines lohninduzierten Preisdrucks. Zwar sollten die Daten angesichts der statistischen Ungenauigkeiten nicht überbewertet werden, aber dennoch ist zu konstatieren, dass sich die Schwächetendenz auf dem Arbeitsmarkt zunehmend verschärft. Als weiteres Problem sind die wieder zugenommenen Inflationsgefahren aufzufassen, was der Anstieg der Stundenlöhne um erneut massive 0,4% M/M dokumentiert. Die Gefahr von Zweitrundeneffekten ist also gestiegen. In diesem Arbeitsmarktbericht kommt das gesamte Dilemma der Federal Reserve wieder zum Ausdruck: Angesichts des Preisumfelds müsste die Fed die Zügel enger ziehen, die instabile konjunkturelle Situation muss sie aber aufgrund ihres Auftrags ebenfalls berücksichtigen. Unseres Erachtens wird sie im Dezember beginnen, die sehr niedrige Fed Funds Target Rate auf 2,25% anzuheben – und zudem dann auf eine konjunkturelle Stabilisierung hoffen.
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