Analyse
10:25 Uhr, 31.05.2018

DAIMLER – Das ist brandgefährlich

Daimler gehört immer noch zu den renommiertesten Unternehmen in Deutschland. Die Kursentwicklung der letzten Jahre passt mit diesem Image aber nicht zusammen.

Erwähnte Instrumente

  • Mercedes-Benz AG
    ISIN: DE0007100000Kopiert
    Kursstand: 62,300 € (XETRA) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
    VerkaufenKaufen
  • Mercedes-Benz AG - WKN: 710000 - ISIN: DE0007100000 - Kurs: 62,300 € (XETRA)

Der Dieselskandal nimmt und nimmt kein Ende. Inzwischen schwelt dieser Skandal schon rund drei Jahre und noch immer gibt es neue Skandalmeldungen. Dies belastet die Kursentwicklung der Autobauer. Auch Daimler kann sich dem nicht entziehen.

Kurzer Blick auf die Fundamentaldaten:

Im ersten Jahrzehnt des Jahrtausends schwankte der Gewinn je Aktie bei Daimler stark. Im Jahr 2000 erzielte das Unternehmen einen Gewinn von 7,87 EUR je Aktie. In 2009 musste es einen Verlust von 2,63 EUR je Aktie hinnehmen. Im Jahr 2010 gelang aber der Turnaround. Seitdem legte Daimler Jahr für Jahr im Gewinn je Aktie zu. 2017 lag dieser Gewinn bei 9,84 EUR je Aktie. Für 2018 liegt die Erwartung bei 9,42 EUR je Aktie. Es gäbe danach also erstmals seit Jahren wieder einen moderaten Gewinnrückgang.

Seit dem Turnaround in 2010 wird Daimler in einer KGV-Spanne zwischen 11,90 und 6,40 gehandelt. Bei einem aktuellen Kurs von 62,29 EUR und unter Berücksichtigung der momentanen Schätzungen liegt das 2018er KGV bei 6,61. Das ist nahe der unteren Spanne des laufenden Jahrzehnts. Somit ist Daimler aus dieser Sicht billig.

Seit 2010 zahlt Daimler auch wieder konstant eine Dividende. Diese blieb in diesem Zeitraum zumindest auf Vorjahresniveau. Für 2018 wird aktuell eine Dividende in Höhe von 3,69 EUR je Aktie erwartet, für 2019 eine von 3,80. Das sind Dividendenrenditen von rund 6 %. Auch das macht die Aktie billig.

Wie sehen Analysten die Daimler-Aktie?

Aktuell liegen 29 Einschätzungen vor. Das durchschnittliche Kursziel liegt bei 77,97 EUR und damit über 25 % über dem aktuellen Kurs. 14 Analysten sehen die Aktie positiv (12mal Kaufen, 2mal Übergewichten). 11mal lautet die Einschätzung Halten. Immerhin vier Analysten bewerten Daimler negativ (4mal Verkaufen)

Wie sieht das Chartbild aus?

Nach vielen Problemen in den ersten Jahren des aktuellen Jahrtausends fiel die Aktie von Daimler im März 2009 auf ein Tief bei 17,20 EUR. Damit notierte sie deutlich unter den Tiefpunkten aus den 1990er Jahren. Die Kursentwicklung war also über viele Jahre mehr als enttäuschend.

Im Jahr 2009 änderte sich dies aber. Die Aktie etablierte eine mehrjährige Aufwärtsbewegung. Dabei kletterte sie bis März 2015 auf ein Hoch bei 96,07 EUR. Nach diesem Hoch geriet der Autowert deutlich unter Druck. Erst mit einem Tief bei 50,83 EUR stoppte im Juli 2016 der Abverkauf.

Nach einer Erholung auf 73,23 EUR und einer anschließenden Seitwärtsbewegung kam es im Januar 2018 zu einem Fehlausbruch über dieses Hoch. Damals sah es für einige Wochen so aus, als könnte Daimler in Richtung 2015er Hoch ansteigen. Dies stellte sich aber bald als trügerische Hoffnung heraus. Daimler fiel wieder unter 73,23 EUR zurück und etablierte erneut eine Abwärtsbewegung. Zwar gab es nach einem Test der Unterstützung bei 63,09 EUR einen Rallyversuch. Der wird aber seit letzter Woche wieder abverkauft. Die Aktie fällt dabei in dieser Woche auf ein neues Tief in der Abwärtsbewegung seit Januar 2018 zurück und durchbricht auch den Aufwärtstrend über die Tiefpunkte aus den Jahren 2011 und 2016. Die ganze Aufwärtsbewegung von Juli 2016 bis Januar 2018 war damit wohl nur eine Erholung in einem im März 2015 gestarteten Abwärtstrend.

Fazit:

Rein von den aktuell vorhandenen Zahlen her scheint Daimler bereits jetzt billig zu sein. Ein 2018er KGV um 6,6 und eine Dividendenrendite von nahe 6 % erscheinen für ein Unternehmen, das in den letzten Jahren konstant den Gewinn steigern konnte, alles andere als teuer. Fraglich bleibt allerdings, ob es aufgrund des Dieselskandals und seiner Folgewirkungen nicht doch noch zu Gewinneinbrüchen kommt. In diesem Fall würde das KGV zügig in die Höhe schnellen.

Das Chartbild macht allerdings einer weniger guten Eindruck. Der Abverkauf seit letzter Woche führt anscheinend zu neuen mittelfristigen Verkaufssignalen. Bestätigt sich der Bruch der Unterstützung bei 63,09 EUR, dann drohen in den kommenden Wochen Kursrückgänge bis 59,01 und 56,56 EUR. Sogar ein Rückfall auf das 2016er Tief bei 50,81 EUR wäre dann nicht ausgeschlossen. Im Falle einer schnellen Rückkehr in den gebrochenen Aufwärtstrend, der aktuell bei 64,17 EUR verläuft, wäre aber der Rückfall unter 63,09 EUR eine ähnliche Falle wie es der Ausbruch über 73,23 EUR im Januar war. Nur dieses Mal wären die Vorzeichen umgekehrt. Im Januar war es eine Bullenfalle, jetzt wäre es eine Bärenfalle. Eine schnelle Rally in Richtung 73,23 EUR wäre dann möglich.

Daimler -Aktie
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8 Kommentare

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  • AndyBörse
    AndyBörse

    Ja, ja, ja, ... ich muss allen Recht geben mit dem was sie bis jetzt geschrieben haben. Ich bin seit Januar 2018 bei Daimler Short, mit dem Ziel von 50 €. Was Trump macht finde ich sch...., aber wie unsere Regierung mit dem Abgasskandal und den deutschen Firmen umgeht finde noch besch...

    Deutschland und Europa macht sich mit seiner Politik selbst kaputt, aber was solls; die Renten der deutschen Politiker sind sicher ;-)

    08:54 Uhr, 01.06.2018
  • Vali44
    Vali44

    Es muss ja nicht gleich jetzt sein, aber die Deutsche Autoindustrie wird ein Problem bekommen. Der Wandel der Brache scheint verschlafen. Das wird sich auch auf den DAX auswirken. In 5-10 Jahren werden andere Autos auf unseren Strassen fahren. Und die Energiekonzerne betrifft es gleichermassen.

    13:26 Uhr, 31.05.2018
    1 Antwort anzeigen
  • netzadler
    netzadler

    "Ich werde meine Politik durchziehen, bis kein Mercedes mehr auf der Fifth Avenue rollt"

    - D. J. Trump -

    12:47 Uhr, 31.05.2018
    1 Antwort anzeigen

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Über den Experten

Alexander Paulus
Alexander Paulus
Technischer Analyst und Trader

Alexander Paulus kam zunächst über Börsenspiele in der Schule mit der Börse in Kontakt. 1997 kaufte er sich seine erste Aktie. Nach einigen Glückstreffern schmolz aber in der Asienkrise 1998 der Depotbestand auf Null. Da ihm das nicht noch einmal passieren sollte, beschäftigte er sich mit der klassischen Charttechnik und veröffentlichte seine Analysen in verschiedenen Foren. Über eine Zwischenstation kam er im April 2004 zur stock3 AG (damals BörseGo AG) und veröffentlicht seitdem seine Analysen auf stock3.com (ehemals GodmodeTrader.de)

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