Kommentar
11:30 Uhr, 02.10.2019

Condor auf Investorensuche – greift die Lufthansa zu?

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Ereignisreicher Herbst für die Luftfahrtbranche: Die Anschläge auf saudi-arabische Ölanlagen ließen kurzzeitig den Ölpreis kräftig steigen, wenig später meldete der Reiseriese Thomas Cook Insolvenz an und die International Airline Group überraschte mit einer Gewinnwarnung. Für die Lufthansa ist dagegen die Frage wichtig, wie es bei Condor weiter geht.

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Der Winter ist für Ferienfluggesellschaften meist die schwierigste Phase, auch für Condor. Ein ausreichendes finanzielles Polster ist daher wichtig, um gestärkt in die Sommersaison zu starten. Um den Thomas Cook-Konzern am Leben zu halten, transferierte die Fluggesellschaft allerdings zuletzt alle verfügbaren Mittel nach London. Die Pleite des britischen Traditionskonzerns traf Condor daher besonders hart. Nun springen der Bund und das Land Hessen mit einem Staatskredit von 380 Mio. Euro ein, so kann Condor vorerst weiter fliegen. Zudem ist über das Schutzschirmverfahren sichergestellt, dass kein Geld an den insolventen britischen Mutterkonzern fließt.

Der Überbrückungskredit hat eine Laufzeit von sechs Monaten und verschafft dem Condor-Management Zeit, um verschiedene Szenarien zu sondieren. Operativ läuft es durchaus gut: Seit eineinhalb Jahrzehnten ist Ralf Teckentrup Chef bei Condor, in 16 Jahren wurde, mit Ausnahme von 2016, immer Geld verdient. Derzeit laufen Gespräche mit Investoren und anderen Fluggesellschaften. Im Unterschied zu Thomas Cook muss Condor nicht von vorne anfangen, bereits im Frühjahr hatte der Mutterkonzern versucht, seine fünf Airlines zu verkaufen.

Interesse wird vor allem dem Finanzinvestor Indigo Partners nachgesagt. Im Portfolio der Gesellschaft sind bereits mehrere Airlines aus den USA, Mexiko und Chile sowie die ungarische Low-cost-airline Wizz Air. Da Condor vor allem ältere Flugzeuge nutzt, könnte der Investor Größenvorteile beim Einkauf neuer Maschinen nutzen. Denkbar ist aber auch, dass Easyjet und Ryanair bei Condor zugreifen.


Lufthansa ist mit Eurowings beschäftigt

Sollte einer der Konkurrenten oder ein Finanzinvestor bei Condor zum Zug kommen, würde der ohnehin bereits harte Preiskampf an Dynamik gewinnen, die Ticketpreise könnten fallen. Erst vor wenigen Tagen meldete die britisch-spanische Fluggesellschaft International Airline Group (IAG) eine Senkung der Jahresziele. Die gekappte Prognose spiegelt die Marktherausforderungen im Airline-Sektor wider.

Im Mai hatte auch die Lufthansa ein unverbindliches Kaufinteresse an den Thomas-Cook-Fluglinien bekundet. Inzwischen scheint der DAX®-Konzern aber nicht mehr im Spiel zu sein. Kartellrechtliche Bedenken und die Unsicherheit, ob die Condor-Maschinen auch nach der Pleite der Mutter eine hohe Auslastung aufweisen werden, sprechen gegen eine Übernahme.

Ohnehin ist die Kranichlinie intern mit zahlreichen Themen beschäftigt. Der Preiskampf in Europa, steigende Kerosin- und Technikkosten und die anhaltenden strukturellen Probleme bei Eurowings drückten das Konzernergebnis im ersten Halbjahr in den negativen Bereich. Um wieder bessere Ergebnisse zu erzielen, läuft ein umfangreiches Maßnahmenpaket mit rund 500 Einzelmaßnahmen an. Im Fokus steht dabei die Neuausrichtung von Eurowings, die besonders unter der Marktsituation leidet. Den Prognosen zufolge wird die Tochter erst im Jahr 2021 über der Gewinnschwelle fliegen. Zumindest im Ferienmonat August lief es für den Konzern gut: Europas größte Fluggesellschaft beförderte mit seinen Töchtern Eurowings, Swiss und Austrian Airlines rund 14 Millionen Fluggäste. Das sind fast drei Prozent mehr als im August des Vorjahres. Künftig will die Gruppe auch ihren bisher noch niedrigen Marktanteil in Afrika und Südamerika ausbauen, um die globale Präsenz zu stärken.

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Quelle: HSBC


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Herausgeber: HSBC Trinkaus & Burkhardt AG, Königsallee 21/23, 40212 Düsseldorf

Autor: Jewgeni Ponomarev

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Über den Experten

Julius Weiß
Julius Weiß
Zertifikate-Experte bei HSBC Deutschland

Bereits in der Schulzeit entdeckte Julius Weiß seine Leidenschaft für die Welt der Kapitalmärkte. Direkt nach seinem 18. Geburtstag durfte er erste Trading-Erfahrungen mit Standard-Optionsscheinen auf Indizes und Währungspaare sammeln.

Nach seinem Abitur begann er ein duales Studium bei der HSBC und konnte durch Praxiseinsätze in insgesamt zwölf Abteilungen der Bank seine Kenntnisse über finanzwirtschaftliche Thematiken vertiefen. Während dieser Zeit fokussierte er sich mehr und mehr auf Kapitalmarktprodukte. Nun vermittelt er sein Börsen- und Tradingwissen regelmäßig in Webinaren sowie über Vorträge auf Anlegermessen. Zudem beantwortet er sowohl für institutionelle als auch für private Marktteilnehmer alle Fragen rund um das Produktangebot von HSBC.

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