China-Schock 2.0 löst globale Abwehr gegen Billigimporte aus
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Von Jason Douglas und Dave Sebastian
SINGAPUR (Dow Jones) - Um seine Wirtschaft wieder anzukurbeln, überschwemmt China die Welt mit billigen Waren - eine milliardenschwere Fortsetzung des China-Schocks, der die globale Industrie vor mehr als zwei Jahrzehnten traf. Aber diesmal schlägt die Welt zurück.
Die USA und die Europäische Union drohen damit, Handelsschranken für in China hergestellte Elektrofahrzeuge und Ausrüstungen für erneuerbare Energien zu errichten. Nun schließen sich auch Schwellenländer wie Brasilien, Indien, Mexiko und Indonesien dem Gegenschlag an und nehmen chinesische Stahl-, Keramik- und Chemieimporte ins Visier, von denen sie vermuten, dass sie zu Dumpingpreisen auf ihre heimischen Märkte gebracht werden.
"China ist zu groß, um sich zu schnellem Wachstum zu exportieren", sagte Finanzministerin Janet Yellen am Freitag in Guangzhou, der ersten Station ihrer China-Reise, auf der sie ihre Gastgeber wiederholt davor warnte, die Wirtschaft des Landes durch die Produktion billiger Waren anzukurbeln. "Und wenn die Politik nur darauf ausgerichtet ist, das Angebot zu erhöhen und nicht auch die Nachfrage zu steigern, wird es zu globalen Spillover-Effekten kommen."
Die Länder ergreifen bereits Maßnahmen, um ihre Hersteller gegen eine Vielzahl von Billigprodukten zu schützen. Allein Indien hat Antidumpinguntersuchungen auf alles eingeleitet, von in China hergestellten Bolzen und Schrauben bis hin zu Glasspiegeln und vakuumisolierten Flaschen. Argentinien ermittelt wegen chinesischer Aufzüge. Großbritannien nimmt Bagger und Elektrofahrräder unter die Lupe.
Der wachsende Widerstand zeigt, wie der neue China-Schock die Spannungen in einem globalen Handelssystem anheizt, das bereits Anzeichen von Abnutzung aufweist - wegen Russlands Invasion in der Ukraine und der Bemühungen des von den USA angeführten Westens, die heimische Industrie zu fördern und Teile ihrer Wirtschaft von China abzukoppeln. Der Druck droht eine Zersplitterung der Weltwirtschaft in Länder zu beschleunigen, die entschlossen sind, China aus ihren Lieferketten herauszulösen, und solche, die in seiner Umlaufbahn gefangen bleiben.
Kontakt zu den Autoren: konjunktur.de@dowjones.com
DJG/DJN/hab/jhe
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