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09:00 Uhr, 30.11.2007

China: Investieren im Reich der Rohstoff-Nachfrage

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Wer seit dem laufenden Jahr in den chinesischen Aktienmarkt investiert ist, konnte sich fast an die Zeiten des Neuen Marktes erinnert fühlen, so exorbitant stiegen die Notierungen der einschlägigen Indices in kürzester Zeit. Der ausschließlich Inlandschinesen vorbehaltene CSI 300 Index sprang beispielsweise über Wochen hinweg fast täglich auf neue Rekordhochs und schnellte dieses Jahr bereits um über 150 Prozent nach oben. Parallel dazu verzeichnete die Zahl der eröffneten Depots ständig neue Spitzenwerte, was nicht zuletzt mit der Kombination aus einer traditionell sehr hohen Sparquote und dem gleichzeitigen Mangel an alternativen Investitionsmöglichkeiten zusammenhängen dürfte. Doch jeder erfahrene Anleger kennt den alten Spruch, nachdem man „an der Börse nichts geschenkt“ bekommt. So verwundert es kaum, dass viele Marktteilnehmer nach dem Kursfeuerwerk der vergangenen Monate bereits von einer neuen Blase im Land der Mitte sprechen. Nun stellt sich allerdings nach den zuletzt recht herben Kursrücksetzern die entscheidende Frage: Gesunde Marktkonsolidierung oder doch das Platzen einer Blase mit allen negativen Begleiterscheinungen?

Die fundamentalen Daten mit einem jährlichen BIP-Wachstum seit 1978 von rund zehn Prozent, sprechen in jedem Fall für sich. Nach Aussage der chinesischen Notenbank soll die Wirtschaft in diesem Jahr sogar um 11,7 Prozent wachsen. Das Land der Drachen trägt damit schon jetzt mehr zum globalen BIP-Wachstum bei als beispielweise die USA und übernimmt zunehmend deren Rolle als weltwirtschaftliche Konjunkturlokomotive. Als besondere Wachstumstreiber erweisen sich dabei die rasch steigende Binnennachfrage und die starken Exporte in die EU und andere Emerging Markets, die zusätzlich einen Schutz vor einer Abkühlung der amerikanischen Konjunktur bieten. Zwar kann das Bewertungsniveau an den Aktienmärkten nicht mehr als billig bezeichnet werden, allerdings ist beispielsweise ein 30er-KGV beim HSCEI-Index noch längst nicht vergleichbar mit Niveaus zu Zeiten der Technologie-Bubble im Jahre 2000. Außerdem sind viele Investoren noch gar nicht in China investiert, so dass immer noch reichlich Luft nach oben besteht.

Für einen Anleger ist es zunächst einmal wichtig, sich die Besonderheiten des chinesischen Marktes und damit auch das nur hier gültige Aktienalphabet zu verinnerlichen. Da sind zu allererst die nur Inlandschinesen, sowie einigen großen internationalen Banken und Versicherungen vorbehaltenen A-Aktien, die an den Börsen von Shanghai oder Shenzhen in heimischer Währung notiert sind. Dann die an den gleichen Handelsplätzen allerdings in US- bzw. Hongkong-Dollar denominierten B-Aktien, die bis Februar 2001 nur für Ausländer handelbar waren und deshalb unmittelbar nach ihrer Freigabe für eine wahre Kursexplosion in diesem Segment sorgten. Wichtig für den Chinainvestor sind vor allem auch die H-Aktien, die jene Unternehmen Festlandchinas umfassen, die an der Hongkonger Börse kotiert werden. Zum Leidwesen chinesischer Anleger war diese Kategorie bislang ebenfalls legal nur Auswärtigen zugänglich. Durch die starke Entladung des Liquiditätsdrucks an den Inlandsbörsen, sahen sich die chinesischen Behörden allerdings in diesem Sommer genötigt, zunächst die Anlagerichtlinien für institutionelle chinesische Investoren zu lockern und diesen auch ausländische Engagements zu erlauben. Aber auch für die private Klientel sollen jetzt die Hürden in einem ersten Schritt an der Hongkonger Börse, später auch bei Auslandsanlagen fallen, was wiederum für ein entsprechendes Nachholpotential bei den häufig nur zu einem Bruchteil des Inlandspreises in Hongkong gehandelten H-Aktien spricht. Gerade diese Kursfantasie hat den Hang Seng China Enterprises Index oder kurz HSCEI innerhalb der vergangenen drei Monate bereits um ca. 70 Prozent in die Höhe getrieben. Der gleiche Bewertungsabschlag gilt entsprechend auch für die im Hang Seng ChinaAffiliated Corporations Index zusammengefassten „Red-Chips“, bei denen es sich nicht um ein neues „Knabbergebäck“, sondern vielmehr um Aktien von in der ehemaligen Kronkolonie ansässigen Unternehmen handelt, die ihre Hauptgeschäftstätigkeit auf dem chinesischen Festland wahrnehmen. Die Notierung erfolgt dabei in Hongkong-Dollar.

Dem Zertifikateanleger stehen mittlerweile alle dargestellten Aktienkategorien offen, sogar die eigentlich „verbotenen“ A-Aktien. So ermöglichen die äußerst erfolgreichen China A-Shares Open End-Zertifikate von ABN Amro (NL0000764439) und der Deutschen Bank (DE000DB0RCA3) auf den ETF FTSE/Xinhua A50 Index die Partizipation an den 50 größten Vertretern dieser speziellen Aktienklasse. Aber auch Anhänger von B-Aktien werden von der ABN Amro nicht enttäuscht und zwar sowohl was den Börsenplatz Shanghai (NL0000162071), als auch Shenzhen (NL0000448900) anbelangt. Für den Red-Chip-Sektor bieten wiederum die Niederländer mit dem Hang Seng China Red-Chip Open End Zertifikat das genau passende Produkt auf die 30 bedeutendsten Werte.

Basiswert

Emittent

ISIN

Zertifikatetyp

ETF FTSE/Xinhua A50

ABN

NL0000764439

Index-Zert., endlos

Shanghai B-Aktien

ABN

NL0000162071

Index-Zert., endlos

Shenzhen B-Aktien

ABN

NL0000448900

Index-Zert., endlos

Hang Seng China Red-Chip Index

ABN

DE000AA0RED7

Index-Zert., endlos

Unbestritten zum Standardrepertoire der chinesischen Zertifikateszene gehören jedoch Papiere auf den bereits angesprochenen HSCEI, der auch H-Share-Index genannt wird, sowie den FTSE/Xinhua China 25-Index. Letzterer ist aus der Zusammenarbeit des Indexanbieters FTSE mit der chinesischen Nachrichtenagentur Xinhua Financial Networks hervorgegangen und enthält 25 vierteljährlich überprüfte Titel aus verschiedenen für ausländische Investoren zugänglichen Aktiensegmenten. Kein Wunder, dass es auf diese beiden Benchmarks neben einfachen Index-Papieren auch strukturierte Produkte, wie z.B. Bonus-Zertifikate gibt. Hier ist allerdings zu beachten, dass die meisten Produkte, aufgrund des kolossalen Anstieges der vergangenen Monate nur mehr sehr eingeschränkte Bonusmöglichkeiten bieten. Ähnliches gilt übrigens auch für den „normalen“ Hang Seng Index, das eigentliche Hongkonger Leitbarometer. Da dieser in den vergangenen Monaten ebenfalls bereits sehr stark gelaufen ist, hat die ABN Amro jetzt ganz aktuell auch ein Endlos-Papier auf dessen etwas niedriger bewertetes Small-Cap-Segment (DE000AA0QMC4) begeben.

Basiswert

Emittent

ISIN

Zertifikatetyp

FTSE/Xinhua China 25

GS

DE000GS0CCW7

Index-Zert., endlos

HSCEI

DB

DE0003721437

Index-Zert., endlos

HSCEI

SG

DE000SG0C1U7

Bonus-Zert. Cap 12/08 quanto

HSCEI

SG

DE000SG0CIT9

Bonus-Zert. Cap 12/08 quanto

Hang Seng Index

SG

DE000SG0KB90

Bonus-Zert. Cap 12/08 quanto

FTSE/Xinhua China 25

GS

DE0009592006

Bonus-Zert. 10/09 quanto

Hang Seng Small Cap

ABN

DE000AA0QMC4

Index-Zert., endlos

Darüber hinaus lässt sich der chinesische Aktienmarkt allein schon über Delta-1-Zertifikate sehr weitläufig interpretieren. So bieten sich neben den genannten Standardindices für einen breit diversifizierenden Anleger beispielsweise auch die Index-Produkte von Morgan Stanley auf die MSCI-Indices von China (GB00B248Q279) oder Hongkong (GB00B2422P45) an. Wer das aktive Management von Investmentfonds schätzt, kann auch hier wieder auf das All Stars Fondsindex-Konzept der Commerzbank (DE0007842023) zurückgreifen, das jährlich die fünf besten Aktienfonds anhand mehrerer objektiver Kriterien herausfiltert. Nicht weniger komplex kommt das bereits 2001 von der Deutschen Bank emittierte XAVEX ChinaOpportunity Zertifikat (DE0007801920) daher, das im Rahmen seines mehrstufigen Selektionsprozesses auf ein Portfolio bestehend aus B- und H-Aktien, Red-Chips und den MSCI China Index setzt. Allerdings ist die Laufzeit hier schon im Herbst 2009 zu Ende.

Basiswert

Emittent

ISIN

Zertifikatetyp

MSCI China Index

MS

GB00B248Q279

Index-Zert., endlos

MSCI Hongkong

MS

GB00B2422P45

Index-Zert., endlos

All Stars Fondsindex

COBA

DE0007842023

Index-Zert., endlos

ChinaOpp. EuroInd.

DB

DE0007801920

Index-Zert. 10/09

Denkt man an Fonds, denkt man des Öfteren auch an die DWS und bei Zertifikaten natürlich an DWSGO, die erweitert um Hongkong und Taiwan gleich neun einschlägige China-Papiere mit ihrem aktiv gemanagten Total-Return-Ansatz ins Rennen schickt. Dabei holt sich der Emittent bei vier Produkten (Sektor Rotator, Zukunftsstars, Urbanisierung & Infrastruktur, 5-Jahres-Plan-Profiteure) mit dem größten chinesischen Vermögensverwalter Harvest Fund Management zusätzliche Kompetenz ins Haus. Zwei DWSGO-Zertifikate decken zusätzlich die beiden in China besonders aussichtsreichen Sektoren Konsum und Immobilien ab, wobei mit Merrill Lynch (DE000ML0B0P3) und ABN Amro (NL0000776870) zwei weitere Anbieter genau diese Schlüsselsektoren adressieren. Die Deutsche Bank setzt dagegen mit ihrem S-BOX China Solar Index-Zertifikat (DE000DB2CSL4) auf den nach wie vor unstillbaren Energiehunger des asiatischen Riesenreiches.

Basiswert

Emittent

ISIN

Zertifikatetyp

Sektor Rotator TR

DWSGO Harvest

DE000DWS0HJ3

Index-Zert., endlos

Zukunftsstars TR

DWSGO Harvest

DE000DWS0HK1

Index-Zert., endlos

5-Jahresplan-Profiteure TR

DWSGO Harvest

DE000DWS0HG9

Index-Zert., endlos

Urbanisierung & Infrastruktur

DWSGO Harvest

DE000DWS0HH7

Index-Zert., endlos

China Consumer Brand Index

ML

DE000ML0B0P3

Index-Zert., endlos

GPR/ABN China Property TR

ABN

NL0000776870

Index-Zert., endlos

S-BOX China Solar

DB

DE000DB2CSL4

Index-Zert., endlos

Während man bei der DWSGO aktiv rotiert, bringt die Schweizer Privatbank Vontobel ihr bekanntes quantitatives Sector-Rotation-Prinzip (DE000BVT46N5) auch beim gleichnamigen Greater China Index-Zertifikat zum Einsatz. Waren neue Börsengänge bzw. IPOs in den vergangenen beiden Jahren bei vielen Anlegern auch hierzulande das Salz in der Suppe, so kann über den IPOX-20 China Total-Return-Index (NL0000774545) in die 20 größten, in Hongkong gelisteten Neuemissionen investiert werden. Sport-Zertifikate sind eindeutig das Spielfeld der WestLB. Wie schon zu anderen Großveranstaltungen üblich, begaben die Landesbänker bereits Anfang 2005 ihr Beijing 2008 Select-Zertifikat (DE0006997208) auf einen Basket bestehend aus zehn Profiteuren der kommenden Olympischen Spiele in Peking. Nach einem Kursplus von fast 200 Prozent und einer Restlaufzeit von nur noch neun Monaten dürfte hier allerdings das Potential schon ziemlich ausgereizt sein.

Basiswert

Emittent

ISIN

Zertifikatetyp

Gr. China Sekt.Rot. Index

VON

DE000BVT46N5

Index-Zert., endlos

IPOX-20 China TR

ABN

NL0000774545

Index-Zert., endlos

Beijing 2008 Select-Basket

WLB

DE0006997208

Basket-Zertifikat 08/08

Anhänger von kapitalgarantierten Investments sollten sich nach dem bereits in China abgebrannten Kursfeuerwerk nicht unbedingt Zertifikate aussuchen, die ihr Absicherungsniveau bereits weit überschritten haben, sondern entweder starke Rücksetzer abwarten bzw. gleich auf Neuemissionen setzen. Bestes Beispiel dafür ist das gerade erst von Bear Stearns emittierte China Focus Zertifikat (DE000BS03068), dass in spezieller Weise die noch eher zurückgebliebenen Aktiensegmente der Hongkonger Börse H-Shares und Red-Chips thematisiert. Die Partizipationsrate an den 20 zugrundeliegenden Titeln liegt ebenso wie der Garantiefaktor bei 100 Prozent, wobei allzu stürmische Kursanstiege allerdings durch die halbjährliche Durchschnittsbildung geglättet werden.

Quelle: Rohstoff-Report

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Über den Experten

Jochen Stanzl
Jochen Stanzl
Chefmarktanalyst CMC Markets

Jochen Stanzl begann seine Karriere in der Finanzdienstleistungsbranche als Mitbegründer der BörseGo AG (jetzt stock3 AG), wo er 18 Jahre lang mit den Marken GodmodeTrader sowie Guidants arbeitete und Marktkommentare und Finanzanalysen erstellte.

Er kam im Jahr 2015 nach Frankfurt zu CMC Markets Deutschland, um seine langjährige Erfahrung einzubringen, mit deren Hilfe er die Finanzmärkte analysiert und aufschlussreiche Stellungnahmen für Medien wie auch für Kunden verfasst. Er ist zu Gast bei TV-Sendern wie Welt, Tagesschau oder n-tv, wird zitiert von Reuters, Handelsblatt oder DPA und sendet seine Einschätzungen über Livestreams auf CMC TV.

Jochen Stanzl verfolgt einen kombinierten Ansatz, der technische und fundamentale Analysen einbezieht. Dabei steht das 123-Muster, Kerzencharts und das Preisverhalten an wichtigen, neuralgischen Punkten im Vordergrund. Jochen Stanzl ist Certified Financial Technician” (CFTe) beim Internationalen Verband der technischen Analysten IFTA.

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