China: Handelsbilanzüberschuss sinkt deutlich
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Peking (BoerseGo.de) – In China hat sich der Handelsbilanzüberschuss im Monat Juli deutlich verringert. Ökonomen zeigten sich von den schwachen Daten überrascht. Auch die internationalen Finanzmärkte reagierten verschnupft auf die enttäuschenden Handelszahlen. Investoren sorgen sich darum, dass die chinesiche Wirtschaftslokomotive mehr und mehr Fahrt verliert.
Der Handelsbilanzüberschuss der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt sank auf 25,1 Milliarden US-Dollar, wie die chinesische Zollbehörde am heutigen Freitag mitteilte. Im Vormonat Juni wurde noch ein Handelsbilanzüberschuss von 31,7 Milliarden US-Dollar generiert. Die Schätzungen der Ökonomen hatten einen Überschuss von 35,2 Milliarden US-Dollar erwartet.
Die Exporte erhöhten sich im Jahresvergleich nur noch um 1,0 Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal, nachdem im Vormonat Juni noch ein Wachstum von 11,3 Prozent notiert wurde. Volkswirte hatten lediglich mit einem moderaten Rückgang der Einfuhren auf Plus 8 Prozent gerechnet. Im direkten Monatsvergleich sanken die Exporte um 1,8 Prozent.
Die Importe konnten um 4,7 Prozent im Jahresvergleich ausgeweitet werden, nach einem Plus von 6,3 Prozent im Juni. Ökonomen hatten im Vorfeld mit einem Wachstum bei den Einfuhren von 7 Prozent gerechnet. Im Vergleich zum Vormonat Juni stiegen die Einfuhren um 2,3 Prozent.
„Der Handel ist dramatisch hinter den Erwartungen zurückgeblieben. Das Exportwachstum war mit Ausnahme des Chinesischen Neujahres so schlecht wie seit November 2009 nicht mehr“, äußerten die Ökonomen Alistair Thornton und Xianfang Ren von IHS Global Insight.
Während der Rückgang der Exporte mit einer schwachen Nachfrage in den Schlüsselmärkten im Ausland (inklusive Europa) erklärt wurde, sorgen auch die schwachen Importe für mehr und mehr Sorgenfalten. Der Rückgang der Einfuhren wird damit begründet, dass die weltweite Konjunkturkrise verstärkt auf die chinesische Binnenwirtschaft übergreift. Dabei bemühen sich die Entscheidungsträger in Peking schon seit längerem mit einer „Feinabstimmung“ die Abhängigkeit des Landes von den Exporten zu senken und die Binnennachfrage zu stärken.
Die chinesische Wirtschaft hat seit geraumer Zeit mit starkem Gegenwind zu kämpfen. Das chinesische Bruttoinlandsprodukt (BIP) legte im 2. Quartal nur noch um 7,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahr zu. Das Wachstumstempo war damit das Geringste seit dem ersten Quartal 2009. Im ersten Quartal 2012 wurde noch ein Wirtschaftsanstieg von 8,1 Prozent notiert.
Im Vergleich zu Europa sehen diese Wachstumsraten zwar gigantisch aus. In China gelten diese Zuwächse aber als Untergrenze für die weitere Entwicklung des Landes. Sollten sich die Wachstumsraten noch weiter abkühlen, könnte es nach Ansicht einiger Analysten zu sozialen Unruhen in dem Riesenreich kommen. Die stark rückläufige Entwicklung des chinesischen Energieverbrauchs deutet Experten zufolge außerdem darauf hin, dass das reale Wachstum noch deutlich tiefer ist.
Die Wachstumsprognosen verschiedener Einrichtungen sehen ein BIP-Plus um die 8 Prozent für das laufende Jahr 2012. Der IWF hat ein Wachstum von 8,0 Prozent für 2012 prognostiziert. Für das kommende Jahr 2013 sieht der IWF ein BIP-Wachstum von 8,5 Prozent. Außerdem rechnet der IWF mit einer Inflationsrate von 3,0 bis 3,5 Prozent im laufenden Jahr 2012 und von 2,5 bis 3,0 Prozent im kommenden Jahr 2013.
Die Weltbank hatte ihre BIP-Prognose für China für 2012 zuletzt auf ein Plus von 8,2 Prozent reduziert und verwies dabei auf einen signifikanten Rückgang bei Investitionen und Konsum sowie eine schwache Auslandsnachfrage. Für 2013 sieht die Weltbank ein Wachstum von 8,6 Prozent.
Die Asian Development Bank (ADB) senkte ihre Wachstumsprognose für China für 2012 jüngst auf von 8,5 auf 8,2 Prozent. Für 2013 geht die ADB nun von einem BIP-Plus von 8,5 Prozent aus, nach zuvor 8,7 Prozent.
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