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07:40 Uhr, 27.09.2012

China: Gewinne der Industrieunternehmen weiter rückläufig

Peking (BoerseGo.de) – In China sind die Gewinne von Industrieunternehmen im Monat August erneut zurückgegangen. Die Industriegewinne sanken um 6,2 Prozent im Jahresvergleich auf 381,2 Milliarden Yuan, wie das National Bureau of Statistics (NBS) am heutigen Donnerstag mitteilte. Damit nahm der Rückgang an Fahrt auf. Im Vormonat Juli wurde nur ein Rückgang der Industriegewinne von 5,4 Prozent notiert. Der August ist damit bereits der fünfte Monat in Folge mit einem Rückgang, wie das NBS weiter mitteilte.

In den gesamten ersten acht Monaten des laufenden Jahres sanken die Gewinne um 3,1 Prozent auf 3,06 Billionen Yuan. In den ersten sieben Monaten sanken die Gewinne um 2,7 Prozent im Jahresvergleich. Aus dem Bericht geht weiterhin hervor, dass die Umsätze der Industrieunternehmen um 10,2 Prozent in den ersten acht Monaten auf 57,6 Billionen Yuan angestiegen sind.

Song Guoqing, ein akademischer Berater der chinesischen Notenbank People's Bank of China (PBoC), sieht keine Anzeichen eines Rebounds für das dritte Quartal und hält es außerdem für unwahrscheinlich, dass die Binneninvestitionen in naher Zukunft deutlich anziehen werden.

Das chinesische Bruttoinlandsprodukt (BIP) legte im 2. Quartal nur noch um 7,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahr zu. Das Wachstumstempo war damit das Geringste seit dem ersten Quartal 2009. Gerade die abkühlenden Exporte drückten auf das Wachstum. Im ersten Quartal 2012 wurde noch ein Wirtschaftsanstieg von 8,1 Prozent notiert. Im Gesamtjahr sieht die chinesische Regierung nur noch ein BIP-Wachstum von 7,5 Prozent. Als Begründung für den pessimistischeren Ausblick nennt Peking die abkühlende Wirtschaft der USA und die sich zuspitzende europäische Staatsschuldenkrise.

Im Vergleich zu Europa sehen diese Wachstumsraten zwar gigantisch aus. In China gelten diese Zuwächse aber als Untergrenze für die weitere Entwicklung des Landes. Sollten sich die Wachstumsraten noch weiter abkühlen, könnte es nach Ansicht einiger Analysten zu sozialen Unruhen in dem Riesenreich kommen. Die stark rückläufige Entwicklung des chinesischen Energieverbrauchs deutet Experten zufolge außerdem darauf hin, dass das reale Wachstum noch deutlich tiefer ist.

Die Wachstumsprognosen verschiedener Einrichtungen sehen ein BIP-Plus um die 8 Prozent für das laufende Jahr 2012. Der IWF hat ein Wachstum von 8,0 Prozent für 2012 prognostiziert. Für das kommende Jahr 2013 sieht der IWF ein BIP-Wachstum von 8,5 Prozent. Außerdem rechnet der IWF mit einer Inflationsrate von 3,0 bis 3,5 Prozent im laufenden Jahr 2012 und von 2,5 bis 3,0 Prozent im kommenden Jahr 2013.

Die Weltbank hatte ihre BIP-Prognose für China für 2012 zuletzt auf ein Plus von 8,2 Prozent reduziert und verwies dabei auf einen signifikanten Rückgang bei Investitionen und Konsum sowie eine schwache Auslandsnachfrage. Für 2013 sieht die Weltbank ein Wachstum von 8,6 Prozent.

Die Asian Development Bank (ADB) senkte ihre Wachstumsprognose für China für 2012 jüngst auf von 8,5 auf 8,2 Prozent. Für 2013 geht die ADB nun von einem BIP-Plus von 8,5 Prozent aus, nach zuvor 8,7 Prozent. Die Ratingagentur S&P hatte jüngst ihren Wirtschaftswachstumsausblick für China für 2012 von 8 auf 7,5 Prozent gesenkt.

Auch die Investmentbanken zeigen sich für China in den letzten Wochen pessimistischer. Die Investmentbank Goldman Sachs senkte ihr Wachstumsziel für China 2012 jüngst von 7,9 Prozent auf 7,6 Prozent und für 2013 von 8,5 Prozent auf 8,0 Prozent. Barclays reduzierte seine BIP-Prognosen für China von plus 7,9 Prozent auf plus 7,5 Prozent im Jahr 2012 und von plus 8,4 Prozent auf plus 7,6 Prozent im Jahr 2013. HSBC reduzierte die BIP-Prognose für China auf 8,0 Prozent (bisher 8,4 Prozent) in 2012 und 8,5 Prozent (bisher 8,8 Prozent) in 2013. Die Citigroup senkte die BIP-Prognose für China für 2013 von plus 8,0 Prozent auf plus 7,6 Prozent. Morgan Stanley senkte die BIP-Prognose für China für 2012 von plus 8,5 Prozent auf plus 8,0 Prozent.

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Über den Experten

Christian Zoller
Christian Zoller

Christian Zoller studierte Betriebswirtschaftslehre an der Universität Regensburg sowie an der WU Wien, mit den Schwerpunkten Investmentbanking und Corporate Finance. Seit 1995 ist er in den Bereichen Fundamentalanalyse und Technische Analyse tätig. Seine berufliche Laufbahn führte Zoller unter anderem zur Austria Presse Agentur (APA-Finance), zu BörseDaily und stock3. Zudem verfasste er Fachartikel für den Newsletter „Trendwatch“ des Heikin-Ashi-Experten Dan Valcu und ist Autor des Fachbuchs „Behavioral Finance bei Technischer Analyse“. Für die Finanzmarktanalyse verwendet Zoller unter anderem gerne Saisonalitäten, die Sentimentanalyse, Fundamentaldaten und die Charttechnik.

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