Nachricht
09:46 Uhr, 01.10.2012

China: Aktivität im herstellenden Gewerbe sinkt weiter

Peking (BoerseGo.de) – In China ist die Aktivität im herstellenden Gewerbe im September erneut gesunken. Es ist bereits der zweite Monat mit einem Rückgang in Folge. Jedoch hat sich die Abkühlung im Vergleich zum Vormonat etwas abgeschwächt. Begründet wurde der Rückgang mit einer schwachen Binnen- und Auslandsnachfrage. Beobachter sehen mit den neuen Daten den Druck auf die Regierung erhöht verstärkt Wirtschaftsstimuli zu setzen.

Der offizielle Einkaufsmanagerindex (Purchasing Managers' Index, PMI) wurde im September mit 49,8 Einheiten notiert, wie das National Bureau of Statistics gemeinsam mit der China Federation of Logistics and Purchasing am heutigen Montag mitteilte. Im Vormonat August wurde nur ein Stand von 49,2 Einheiten notiert. Dabei signalisiert ein Stand unterhalb der Marke von 50 Zählern eine Kontraktion, während Notierungen oberhalb der 50 Zähler-Marke eine Expansion anzeigen. Volkswirte zeigten sich enttäuscht, sie hatten im Vorfeld mit einem Anstieg auf 50,1 Einheiten und damit mit einem leichten Wachstum gerechnet.

Unter den Subindizes kletterte der Indikator für die neuen Auftragseingänge von 48,7 Einheiten auf 49,8 Einheiten. Der Teilindex für die Produktion legte gleichzeitig um 0,4 Punkte auf 51,3 Zähler zu. Auf der anderen Seite fiel der Subindex für die Lagerbestände fertiger Güter um 0,3 Punkte auf 47,9 Einheiten.

Die bereits in der Vorwoche veröffentlichte vorläufige Lesung des von der HSBC erhobenen Einkaufsmanagerindex (PMI) für das verarbeitende Gewerbe in China im September ist ebenfalls unter der Marke von 50 Punkten geblieben. Der Index lag bei 47,8 Punkten, nach gemeldeten 47,6 Einheiten im August und 49,3 Zählern im Juli. Im Vormonat August notierte der Indikator dabei noch auf einem 9-Monatstief. Der HSBC-Index gilt als gutes Maß für die Lage in den kleineren Unternehmen und lag den zehnten Monat in Folge unter der Marke von 50 Punkten.

Das chinesische Bruttoinlandsprodukt (BIP) legte im 2. Quartal nur noch um 7,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahr zu. Das Wachstumstempo war damit das Geringste seit dem ersten Quartal 2009. Gerade die abkühlenden Exporte drückten auf das Wachstum. Im ersten Quartal 2012 wurde noch ein Wirtschaftsanstieg von 8,1 Prozent notiert. Im Gesamtjahr sieht die chinesische Regierung nur noch ein BIP-Wachstum von 7,5 Prozent. Als Begründung für den pessimistischeren Ausblick nennt Peking die abkühlende Wirtschaft der USA und die sich zuspitzende europäische Staatsschuldenkrise.

Im Vergleich zu Europa sehen diese Wachstumsraten zwar gigantisch aus. In China gelten diese Zuwächse aber als Untergrenze für die weitere Entwicklung des Landes. Sollten sich die Wachstumsraten noch weiter abkühlen, könnte es nach Ansicht einiger Analysten zu sozialen Unruhen in dem Riesenreich kommen. Die stark rückläufige Entwicklung des chinesischen Energieverbrauchs deutet Experten zufolge außerdem darauf hin, dass das reale Wachstum noch deutlich tiefer ist.

Die Wachstumsprognosen verschiedener Einrichtungen sehen ein BIP-Plus um die 8 Prozent für das laufende Jahr 2012. Der IWF hat ein Wachstum von 8,0 Prozent für 2012 prognostiziert. Für das kommende Jahr 2013 sieht der IWF ein BIP-Wachstum von 8,5 Prozent. Außerdem rechnet der IWF mit einer Inflationsrate von 3,0 bis 3,5 Prozent im laufenden Jahr 2012 und von 2,5 bis 3,0 Prozent im kommenden Jahr 2013.

Die Weltbank hatte ihre BIP-Prognose für China für 2012 zuletzt auf ein Plus von 8,2 Prozent reduziert und verwies dabei auf einen signifikanten Rückgang bei Investitionen und Konsum sowie eine schwache Auslandsnachfrage. Für 2013 sieht die Weltbank ein Wachstum von 8,6 Prozent.

Die Asian Development Bank (ADB) senkte ihre Wachstumsprognose für China für 2012 jüngst auf von 8,5 auf 8,2 Prozent. Für 2013 geht die ADB nun von einem BIP-Plus von 8,5 Prozent aus, nach zuvor 8,7 Prozent. Die Ratingagentur S&P hatte jüngst ebenfalls ihren Wirtschaftswachstumsausblick für China für 2012 von 8 auf 7,5 Prozent gesenkt.

Auch die Investmentbanken zeigen sich für China in den letzten Wochen pessimistischer. Die Investmentbank Goldman Sachs senkte ihr Wachstumsziel für China 2012 jüngst von 7,9 Prozent auf 7,6 Prozent und für 2013 von 8,5 Prozent auf 8,0 Prozent. Barclays reduzierte seine BIP-Prognosen für China von plus 7,9 Prozent auf plus 7,5 Prozent im Jahr 2012 und von plus 8,4 Prozent auf plus 7,6 Prozent im Jahr 2013. HSBC reduzierte die BIP-Prognose für China auf 8,0 Prozent (bisher 8,4 Prozent) in 2012 und 8,5 Prozent (bisher 8,8 Prozent) in 2013. Die Citigroup senkte die BIP-Prognose für China für 2013 von plus 8,0 Prozent auf plus 7,6 Prozent. Morgan Stanley senkte die BIP-Prognose für China für 2012 von plus 8,5 Prozent auf plus 8,0 Prozent.

Keine Kommentare

Du willst kommentieren?

Die Kommentarfunktion auf stock3 ist Nutzerinnen und Nutzern mit einem unserer Abonnements vorbehalten.

  • für freie Beiträge: beliebiges Abonnement von stock3
  • für stock3 Plus-Beiträge: stock3 Plus-Abonnement
Zum Store Jetzt einloggen

Das könnte Dich auch interessieren

Über den Experten

Christian Zoller
Christian Zoller

Christian Zoller studierte Betriebswirtschaftslehre an der Universität Regensburg sowie an der WU Wien, mit den Schwerpunkten Investmentbanking und Corporate Finance. Seit 1995 ist er in den Bereichen Fundamentalanalyse und Technische Analyse tätig. Seine berufliche Laufbahn führte Zoller unter anderem zur Austria Presse Agentur (APA-Finance), zu BörseDaily und stock3. Zudem verfasste er Fachartikel für den Newsletter „Trendwatch“ des Heikin-Ashi-Experten Dan Valcu und ist Autor des Fachbuchs „Behavioral Finance bei Technischer Analyse“. Für die Finanzmarktanalyse verwendet Zoller unter anderem gerne Saisonalitäten, die Sentimentanalyse, Fundamentaldaten und die Charttechnik.

Mehr Experten