Kommentar
20:44 Uhr, 02.07.2008

Chance - Risiko - Verhältnis - Was ist das? Ist das wichtig?

Das Chance - Risiko - Verhältnis, oft mit CRV abgekürzt spielt im erfolgreichen Trading eine zentrale Rolle und wird Ihnen sicherlich bereits das ein oder andere mal über den Weg gelaufen sein.

Im Gegensatz zur vielleicht augenscheinlichen Vermutung, hat das CRV nichts mit der Erfolgswahrscheinlichkeit des nächsten Trades zu tun, sondern das CRV beschreibt, wie ihr potenzieller Gewinn aus dem nächsten Trade in Relation zum eingegangenen Risiko steht.
Nehmen wir folgendes Beispiel: Sie möchten die PORSCHE - Aktie zum aktuellen Kurs von 107,04 Euro kaufen. Dieses Geschäft sichern Sie mit einem Stopploss bei 99,50 Euro ab und das Ziel dieses Geschäfts liegt bei einem Kurs von 135,00 Euro. Mit Hilfe dieser Größen können Sie nun das CRV dieses Handelsgeschäfts bestimmen, in dem Sie den potenziellen Gewinn durch das anfängliche Risiko dividieren.

Der potenzielle Gewinn (Chance) ergibt sich aus der Differenz Ihres Zielkurses und dem Einstandspreis:

Chance = 135,00 Euro - 107,04 Euro = 27,96 Euro

Ihr anfängliches Risiko ergibt sich aus der Differenz des Einstandspreises und Ihrem anfänglichen Stopploss:

Risiko = 107,04 Euro - 99,50 Euro = 7,54 Euro

Durch Division dieser beiden Größen erhalten Sie nun das CRV für dieses Geschäft:

Was sagt nun diese Kennzahl aus?

Anhand des CRV können Sie lediglich sehen, was Sie für einen Euro den Sie riskieren, an Gewinn erwarten, sofern Ihr Ziel erreicht wird. Im obigen Beispiel können erwarten Sie also, pro riskiertem Euro, 3,71 Euro an Gewinn zu erwirtschaften.

Schön und gut, aber wie bringt mich das weiter?

In Bezug auf den nächsten Trade nicht viel, denn mit dem CRV haben Sie keinen Anhaltspunkt, ob das nächste Geschäft ein Gewinner oder Verlierer wird. Aber für Ihren langfristigen Erfolg ist das CRV eine wichtige Aussage, denn mit zunehmendem CRV steigen auch Ihre Chancen, langfristig zu gewinnen. Der Grund hierfür ist recht einfach, denn je größer Ihr CRV ist, desto öfter können Sie sich einen Verlierer leisten.
Nehmen wir an Sie gehen auch zukünftig nur Geschäfte ein, bei denen das CRV mindestens 3,71 beträgt. Dann können Sie theoretisch 3,71 mal verlieren und bräuchten beim nächsten Trade einen Gewinn, um insgesamt auf Plus-Minus Null zu kommen. D.h. Sie wären bereits mit einer Trefferquote von nur 22 % langfristig kein Verlierer, wie das folgende Beispiel zeigt:

Angenommen Sie haben immer ein Stopploss, dass 10 Euro vom Einstandspreis entfernt ist und Ihr Ziel liegt jedes mal bei einem Gewinn von 37,10 Euro pro Aktie. Ihr CRV beträgt damit 37,10 / 10 = 3,71.
Bei einer Trefferquote von 22 % gewinnen Sie in 22 von 100 Trade jeweils 37,10 Euro, so dass Sie insgesamt 22 * 37,10 Euro = 816,20 Euro aus den Gewinntrades haben. Gleichzeitig haben Sie aber 78 mal 10 Euro verloren, so dass Ihr Gesamtverlust aus diesen Geschäften 78 * 10 Euro = 780,00 Euro beträgt. Insgesamt bleibt Ihnen also ein kleiner Gewinn (Gebühren vernachlässigt).

Der richtige Umgang mit dem CRV

Das CRV dient zunächst einmal dazu, Ihren nächsten geplanten Trade hinsichtlich der potenziellen Gewinne und des Verlusts im Stopploss Fall zu bewerten. Je größer für diesen das CRV ist, desto besser ist dieser Trade zu bewerten. Im Allgemeinen wird empfohlen nur Geschäfte einzugehen, bei denen das CRV mindesten 1,5 oder 2 beträgt.
Das Problem ist jedoch, dass Sie die Chance nur schätzen können - anders als das Risiko, das durch Ihr festes Stopploss bereits vor Tradebeginn fest definiert ist. Eine Schätzung macht diese jedoch Kennzahl sehr anfällig, denn es stellt sich die Frage, wie realistisch ist es wirklich, dass die Aktie den Zielkurs erreicht? Diese Frage ist NICHT sicher zu beantworten, sondern wird eher von Erfahrungswerten gestützt. Auch können hier statistische Mittel genutzt werden, um die Chance möglichst gut bestimmen zu können. Hat sich bspw. eine Aktie bereits 30 % seit Jahresbeginn vom Tief aus nach oben bewegt und Sie wissen aus einer entsprechenden Untersuchung, dass in der Vergangenheit die Schwankungsbreite innerhalb eines Jahres nur selten mehr als 40 % war, so können Sie die aktuelle Chance mit einem Kursgewinn von nochmals 10 % bestimmen. Auch zentrale Unterstützungen oder Widerstände können für die Bestimmung der Chance herangezogen werden.

Ich möchte auf einen Artikel meines Kollegen Marko Strehk hinweisen, der den Zusammenhang zwischen C/R Ratio und Trefferquote thematisiert. Ist die Trefferquote wirklich so wichtig ?

Viel Erfolg
Rene Berteit

Bei GodmodeTrader.de bin ich verantwortlich für Ausbildung und Coaching.

Bisher konnten Sie sich auf folgender Seite in den Verteiler eintragen : http://www.godmode-trader.de/seminare/

Das können Sie gerne auch weiterhin machen, damit Sie erfahren, wann wir das nächste Seminar anbieten.

2 Kommentare

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  • Marco Soda
    Marco Soda

    Steuer halte ich nicht für SO relevant, CRV soll ja nur das dauerhafte Überleben sichern, und mögliche verlusttrades bringen dann ja auch Steuerfreiheit für den nächsten Gewinn

    15:14 Uhr, 15.06.2016
  • erik87
    erik87

    Bei den meisten CRV-Artikelen werden häufig ein Werte vergessen, wie zum Beispiel der Spread, die Ordergebühren und die Steuer. Ausführlich wurde das hier erklärt: http://www.insidetrading.de/breakeven-und-das-echt...

    15:09 Uhr, 15.06.2016

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Rene Berteit
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Über 25 Jahre professioneller Trader und Tradingmentor! Tausende von real durchgeführten Trades in Aktien, Indizes und Währungen! Fast 20 Jahre Mentorin und tausende von zufriedenen Ausbildungsteilnehmern! Diplom Betriebswirt mit Fokus Börse! Das ist unser Trader(mentor) René Berteit, der Ende der 90er die Börse für sich entdeckt hat. Börse, Trading und die Trader-Ausbildung sind für Ihn keine Berufe, sondern seine Berufung und Leidenschaft.

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