Fundamentale Nachricht
09:49 Uhr, 06.04.2020

Carmignac: Wöchentlicher Marktausblick

Carmignac schätzt laut Marktbericht vom vergangenen Freitag den aktuellen Zustand der Aktienindizes definitiv noch als sehr unbeständig ein.

Carmignac ist der Ansicht Unternehmen und Regierungen dürften gleichermaßen gezwungen sein, Sicherheitsmargen einer ökonomischen Optimierung den Vorzug zu geben. Dies verheißt ein insgesamt schwächeres Gewinnwachstum.

Zur Erinnerung: In der vergangenen Woche hatten wir unser Aktienengagement taktisch in Richtung Mitte der in den Mandaten erlaubten Spanne erhöht. Denn die politischen Entscheidungsträger haben endlich die Notlage am Refinanzierungsmarkt erkannt und überzeugend adressiert. Dies ermöglichte uns, am Investment Grade-Kreditmarkt zu partizipieren.

Eine Woche später, also seit Anfang dieser Woche, haben wir einige Gewinne mitgenommen und dabei unser Aktienengagement wieder auf ein deutlich niedrigeres Niveau reduziert. Dies ist natürlich darauf zurückzuführen, dass die Märkte ziemlich stark gestiegen sind (durchschnittlich +20 %), aber auch darauf, dass die Corona-Situation in den USA jetzt erwartungsgemäß eine Kehrtwende nimmt, von der Donald Trump behauptet hatte, sie würde nicht eintreten.

Diese taktischen Schritte sollten immer im Kontext unserer globalen Lesart der Situation verstanden werden. Wie bereits erläutert, betrachten wir diese Krise als einen brutalen, deflationären Schock für die Märkte. Wir sind zum jetzigen Zeitpunkt nicht davon überzeugt, dass die mehrheitliche Meinung, alle Maßnahmen seien bereits jetzt ausgeschöpft, zutrifft. Diese Überzeugung resultiert aus einer immer noch weit verbreiteten Hoffnung, dass sobald das Gesundheitsproblem hinter uns liegen wird, Wirtschaftswachstum schnell wieder einsetzt – manchmal als potenziell V-förmige Entwicklung dargestellt. Diese Auffassung basiert zudem auf einer scheinbar großen Hoffnung auf die bevorstehende Einführung von Eurobonds, die wir jedoch für zu optimistisch halten.

Wir haben versucht zu analysieren, wie sich dieser massive Vertrauensschock auf das künftige Verhalten des privaten Sektors, einschließlich der Verbraucher, sowie auf Regierungen und Zentralbanken, deren Bilanzen äußerst strapaziert sind, auswirken könnte. Wir kommen zu dem Schluss, dass das Gewinnwachstumsprofil für viele Sektoren dauerhaft beeinträchtigt sein wird und rechnen deshalb mit einem anhaltend schwachen Wirtschaftswachstum.

Die Kehrseite dieser Sichtweise ist, dass wir davon ausgehen, die Inflation dürfte erst in einiger Zeit eine bedeutende Bedrohung darstellen. Damit werden die Zentralbanken in der Lage sein, die niedrigen Zinssätze beizubehalten damit das Kartenhaus nicht zusammenfällt.

Deshalb erwarten wir zum jetzigen Zeitpunkt beispielsweise nicht, dass die wirtschaftlichen und politischen Spannungen innerhalb der Eurozone die Angst vor einem Auseinanderbrechen wieder entfachen werden.

Dementsprechend schätzen wir den aktuellen Zustand der Aktienindizes definitiv noch als sehr unbeständig ein. Dies könnte den Verkaufsdruck passiver Fonds noch verstärken. Wir erwarten auch nicht, dass sich die Rohstoffpreise vorerst deutlich erholen werden.

Drei weitere Aspekte aus dieser Analyse:

  1. Mittelfristig betrachtet, könnten wir ein wachsendes Misstrauen gegenüber Währungen feststellen, da immer mehr Geld zur Finanzierung von Haushaltsdefiziten neu gedruckt wird. Dies ist der Grund, warum wir in einigen unserer Fonds eine Goldaktienposition aufgebaut haben.
  2. Umgekehrt können die Aktienkurse der wenigen Unternehmen, die sich in einem sogenannten post-covidischen Umfeld gut behaupten können, erheblich steigen.

3. Auch in diesem Umfeld dürften sich Unternehmensanleihen von Unternehmen mit robusten Bilanzen von den heutigen, sehr ausgebombten Niveaus gut erholen können.

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