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13:44 Uhr, 14.11.2012

Bundesbank sieht weiterhin hohe Risiken für Finanzsektor

Frankfurt (BoerseGo.de) – Die Bundesbank warnt fünf Jahre nach Ausbruch der Finanzkrise weiterhin vor hohen Risiken für den deutschen Finanzsektor. „Die Risiken für das deutsche Finanzsystem sind unverändert hoch", warnt die Notenbank in ihrem Finanzstabilitätsbericht 2012, der am heutigen Mittwoch in Frankfurt vorgestellt wurde.

Als größte Bedrohung nannte die Bundesbank weiterhin die europäischen Staatsschuldenkrise. „Eine Verschärfung der Staatsschuldenkrise würde auch das deutsche Finanzsystem in Mitleidenschaft ziehen", heißt es in dem Bericht. „Das Staatenrisiko innerhalb der Währungsunion überträgt sich unmittelbar auf die großen europäischen Banken."

Als weitere Risikofaktoren nennt die Bundesbank das sich "verfestigende Niedrigzinsumfeld", dass Banken und Versicherer unter Druck setzte sowie die in Ballungsgebieten stark steigenden Immobilienpreise.

Das Niedrigzinsumfeld sorge dafür, dass „auf der Suche nach Renditen immer höhere Risiken in Kauf genommen werden“, warnt Andreas Dombret, Mitglied des Vorstands der Deutschen Bundesbank. Dabei verweist Dombret auf die hoch bewerteten Unternehmensanleihen und den starken Zustrom von Kapitalmitteln in Hedgefonds. Hier wurde dem Bundesbank-Vorstand zufolge global ein Anstieg seit Ende 2006 um zwei Drittel auf 1,5 Billionen US-Dollar registriert.

Außerdem nehme aufgrund des niedrigen Zinsniveaus die Flucht in als sicher geltende Anlagen zu. So sind die Immobilienpreise in den sieben deutschen Großstädten Berlin, Düsseldorf, Frankfurt am Main, Hamburg, Köln, München und Stuttgart im Jahr 2011 deutlich gestiegen. Bei Neubauten wurde ein Preiswachstum von 9,1 Prozent und bei wiederverkauften Immobilien von 7 Prozent registriert.

Derzeit sei aber noch keine Blase an den Märkten für Häuser und Wohnungen zu erkennen. „Erfahrungen aus anderen Ländern zeigen, dass es gerade in einem Umfeld niedriger Zinsen und hoher Liquidität zu Übertreibungen an den Immobilienmärkten kommen kann. Dies kann auch in deutschen Ballungszentren zum Tragen kommen und die Finanzstabilität hierzulande erheblich gefährden“, so Bundesbank-Vorstand Dombret.

Der deutsche Bankensektor konnte seine Widerstandsfähigkeit in den vergangenen Jahren aber deutlich erhöhen. „Fünf Jahre nach Ausbruch der globalen Finanzkrise ist das deutsche Finanzsystem robuster geworden. Die Banken verfügen über mehr und qualitativ hochwertigeres Kernkapital“, so die Bundesbank.

Eine Lösung der europäischen Staatsschuldenkrise mit der Notenpresse sei nicht machbar, warnte die Bundesbank erneut. „Die Nebenwirkungen der kurzfristigen Stabilisierung können sich mittel- bis längerfristig als Hypothek für die Finanzstabilität erweisen".

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Über den Experten

Christian Zoller
Christian Zoller

Christian Zoller studierte Betriebswirtschaftslehre an der Universität Regensburg sowie an der WU Wien, mit den Schwerpunkten Investmentbanking und Corporate Finance. Seit 1995 ist er in den Bereichen Fundamentalanalyse und Technische Analyse tätig. Seine berufliche Laufbahn führte Zoller unter anderem zur Austria Presse Agentur (APA-Finance), zu BörseDaily und stock3. Zudem verfasste er Fachartikel für den Newsletter „Trendwatch“ des Heikin-Ashi-Experten Dan Valcu und ist Autor des Fachbuchs „Behavioral Finance bei Technischer Analyse“. Für die Finanzmarktanalyse verwendet Zoller unter anderem gerne Saisonalitäten, die Sentimentanalyse, Fundamentaldaten und die Charttechnik.

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