Bundesbank: Deutsche Banken bei Kreditvergabe 2024 vorsichtig
- Lesezeichen für Artikel anlegen
- Artikel Url in die Zwischenablage kopieren
- Artikel per Mail weiterleiten
- Artikel auf X teilen
- Artikel auf WhatsApp teilen
- Ausdrucken oder als PDF speichern
Von Hans Bentzien
DOW JONES--Deutsche Kreditinstitute sind nach Aussage der Bundesbank im vergangenen Jahr bei der Kreditvergabe erneut vorsichtiger als zuvor gewesen. Wie die Bundesbank mitteilte, wurden die Kreditkonditionen für Unternehmen weiter gestrafft, wobei das Ausmaß dieser Straffung im Jahresverlauf zurückging, um dann im vierten Quartal wieder anzuziehen. Wichtigste Ursachen waren demnach die Wahrnehmung der Kreditrisiken durch die Banken sowie deren gesunkene Risikotoleranz. Eine Rolle spielten außerdem gestiegene regulatorische und aufsichtliche Anforderungen sowie die gesunkene Qualität bereits ausgereichter Kredite.
"2024 wurde der geldpolitische Restriktionsgrad gesenkt, und damit ging eine geringere Straffung der Kreditrichtlinien einher, was auch gewünscht war", sagte Nicole Binder, die als Ökonomin bei der Bundesbank für den Quartalsbericht zur Kreditvergabe zuständig ist. Nach ihrer Aussage war der geldpolitische Einfluss auf die Kreditrichtlinien aber von anderen Faktoren überlagert, wie etwa der schlechten Wirtschaftslage. "Wenn Banken Risiken begrenzen, dann ist das auch im Sinne der Geldpolitik", sagte sie.
Kreditstandards umfassen unter anderem Zinsen, Anforderungen an Sicherheiten, Kreditlaufzeiten und Tilgungsraten. Sie sind bankinterne Richtlinien dafür, welche Art von Krediten eine Bank wünschenswert findet, welche sektorspezifischen und geografischen Prioritäten zu beachten sind, welche Sicherheiten als akzeptabel gelten und welche Voraussetzungen (Bilanzsituation, Einkommenslage, Alter oder Beschäftigungsstatus) ein Kreditnehmer erfüllen muss.
Besonders betroffen von der schlechten Wirtschaftslage waren die Standards von Krediten an Unternehmen des verarbeitenden und des Baugewerbes sowie von Wohnungsbaukrediten. Innerhalb der Industrie traf es sogenannte "braune" Unternehmen stark, die einen deutlichen Beitrag zu Klimawandel leisten. Auch die Kreditrichtlinien sogenannter Übergangsunternehmen ("gelb") wurden gestrafft, während sie im Durchschnitt des Euroraums gelockert wurden.
Die Ursache dieser etwas strengeren Behandlung ist nicht ganz klar. Sie könnte in der insgesamt deutlicheren Straffung der Standards in Deutschland oder in einer früheren Umsetzung europäischer ESG-Regeln in deutsches Recht (Marisk) zu suchen sein. Eine Lenkung der Kreditvergabe hin zu umweltfreundlicheren Unternehmen steckt jedenfalls nicht dahinter. Die sogenannten braunen Unternehmen seien wichtig für die Volkswirtschaft, eine mangelnde Kreditvergabe an sie wäre fatal, sagte Ulrike Busch, Head of Banking Analyses bei der Bundesbank.
Für 2025 rechnet die Bundesbank mit einer weiteren Straffung der Kreditstandards - die Gründe sind weiterhin die oben angeführten. Als regulatorischer Grund dürfte dann noch die Umsetzung der Eigenkapitalrichtlinie Basel 3 hinzukommen. Die Berücksichtigung von Klimarisiken dürfte eine noch größere Rolle spielen als 2024.
Kontakt zum Autor: hans.bentzien@dowjones.com
DJG/hab/apo/rio
Copyright (c) 2025 Dow Jones & Company, Inc.