Kommentar
11:24 Uhr, 23.07.2009

Broker - Orderarten und ihre Bedeutung

Zugegebenermaßen haben sich die Orderarten mit der zunehmenden Computerisierung und dem Aufstreben derivater Produkte und Broker in den letzten Jahres etwas vermischt, womit hier kleinere Stolpersteine auf uns Trader lauern können. Deshalb ist meine grundsätzliche Empfehlung, sich vorher direkt beim Broker über die von ihm angebotenen Orderarten und deren Bedeutung zu informieren. Entweder sind diese zu erfragen, auf der Seite des Brokers beschrieben oder aber können in einem Demokonto quasi getestet werden. An dieser Stelle sollen jedoch die grundlegenden Typen einmal näher betrachtet werden. Dazu nehmen wir uns drei Punkte im Chart:

Daimler Tageschart:

Die Daimler Aktie wird aktuell bei 29,85 Euro gehandelt und ausgehend von diesem betrachten wir die zwei weiteren Preisniveaus von 31,00 Euro (Punkt B) und 28,00 Euro (Punkt C).

Die einfachste Orderart die wir kennen, ist die Market Order. Diese Order wird quasi beim nächsten gehandelten Kurs ausgeführt. Sie können Market kaufen oder Market verkaufen (Shorten), womit Ihre Order so schnell wie möglich ausgeführt wird. Das Problem der Market Order ist, dass Sie unter Umständen zu einem viel höheren Preis einsteigen, als Sie eigentlich wollten.
Desweiteren kommt diese Order natürlich nur dann zum Einsatz, wenn Sie den Markt und ein sich entwickelndes Setup live verfolgen können. Wollen Sie beispielsweise Daimler an einer Unterstützung kaufen, ist die Market Order nur dann möglich, wenn Sie live vor dem Bildschirm sitzen, während Daimler diese Unterstützung erreicht (Verkäufe vice versa).

Diese beiden Probleme führten zu weiteren Orderarten, die nach dem Prinzip "Wenn dass passiert, dann mache dies" funktionieren. Dazu gehören sowohl die Limitorders, als auch Stopporders und If-then-Orders.

Nehmen wir für den ersten Fall an, wir wollen Daimler bei 28,00 Euro kaufen, können den Markt jedoch nicht live beobachten. Dann bietet sich die Möglichkeit, bei 28,00 Euro eine Limitorder zu platzieren. Diese wird nur ausgeführt, wenn Daimler auch wirklich auf 28,00 Euro zurückfällt, wobei das Limit dem Broker gleichzeitig sagt, dass Sie auch maximal nur 28,00 Euro für die Aktie bezahlen wollen. Daimler muss also auf mindestens 28,00 Euro oder tiefer fallen, damit Ihre Order ausgeführt wird. Alle Kurse unterhalb von 28,00 Euro versteht Ihr Broker als Kaufkurse und führt den gesamten Auftrag nun so lange aus, bis alle gewünschten Stückzahlen im Depot liegen.
Das gleiche Prinzip gibt es natürlich auch als Limit-Verkaufsorder / Shortorder. Haben Sie die Daimer Aktie beispielsweise im Bestand oder wollen Sie diese für mindestens 31,00 Euro leerverkaufen, können Sie dort eine Limitorder platzieren. Ihr Auftrag wird nur dann abgewickelt, wenn die Aktie auf 31,00 Euro oder darüber steigt.
Allgemein legen Sie also mit Limitorders die Grenzen fest, zu denen Sie schlechtestens bedient werden wollen. Bei einem Kauf wollen Sie mindestens diesen Einstiegspreis oder tiefer und bei einem Verkauf mindestens diesen Ausstiegspreis oder höher erzielen.

Der Gedanke der Limit Order ist eher ein antizyklischer Ansatz, denn um einzusteigen, muss die Aktie fallen bzw. um auszusteigen muss die Aktie ansteigen. Sie agieren damit quasi entgegen der kurzfristigen Bewegung und kaufen in eine fallende Aktie bzw. verkaufen in steigende Kurse hinein. Das prozyklische Pendant dazu sind die Stopporders.
Ausgehend vom aktuellen Daimler Kurs könnten wir auf die Idee kommen, dass die Aktie auch weiter deutlich ansteigen wird, wenn Sie die Kraft hat, über 31,00 Euro zu steigen. Fällt der Kurs hingegen unter 28,00 Euro zurück, erwarten Sie einen deutlichen Abverkauf der Aktie. Damit Sie nun nicht den ganzen Tag vor dem Bildschirm sitzen müssen, um zu warten bis diese Preisgrenzen erreicht sind, können Sie auf Stopp Orders zurückgreifen. Um diese beiden Szenarien umzusetzen, platzieren Sie ein Stopp-Buy bei 31,00 Euro und ein Stopp-Sell bei 28,00 Euro. Sobald eine Preisgrenze erreicht wird, wandelt sich die hier liegende Order in eine Market Order um und Sie werden quasi zum nächsten gehandelten Kurs ausgeführt.
Steigt Daimler beispielsweise auf genau 31,00 Euro und sackt dann mit dem nächsten Kurs auf 30,00 Euro ab, so werden Sie zu eben diesen 30,00 Euro bedient, da sich eine Stopp Order ohne Limitzusatz in eine Marketorder umwandelt. Die Differenz zwischen diesem geplanten Einstiegspreis und dem tatsächlich ausgeführten Preis bezeichnet man auch als Slipage, die in diesem Fall für Sie positiv ist. Natürlich kann Daimler auch rasant weitersteigen und nach 31,00 Euro liegt der nächste Kurs erst wieder bei 32,00 Euro, dann erhalten Sie einen schlechteren Einstiegspreis und haben damit für Sie negative Slipage. Die Slipage ist dabei in der Regel umso größer, umso illiquider ein Wert ist.
Zusammengefasst beinhaltet eine Stopp-Buy Order also folgenden Gedanken: Wenn die Aktie über das Kursniveau B ansteigt, dann möchte ich Market kaufen. Eine Stopp-Sell Order spiegelt den Gedanken wieder, einen Verkauf Market zu tätigen, wenn die Aktie das Kursniveau C zurückfällt. Sind Sie bereits in einer Position und nutzen diese Orderarten zum Ausstieg, dann spricht man im Allgemeinen von Stopploss Ordern oder Trailing Stopps.

Mit der Computerisierung und dem elektronischen Handel haben sich auch die Orderarten deutlich verbessert und so können wir nun kombinierte Orders aufgeben. Mit diesem haben wir die Möglichkeit, komplette Strategien vollautomatisch umzusetzen. Nehmen wir den Tradingplan, in Daimler Long einzusteigen, wenn die Aktie über 31,00 Euro steigt und wir wollen diese Position dann mit einem Stopploss bei 28,00 Euro absichern. Dies können wir bereits heute umsetzen, wobei der Entscheidungsbaum wie folgt aussieht:

StoppBuy @ 31,00 Euro --> If done --> StoppSell 28,00 Euro

Diese sogenannten Bracket Orders können sehr sehr umfangreich aussehen, denn letztlich können mit ihr nicht nur Einstieg, Stopploss und Ausstieg festgelegt werden, sondern darüber hinaus können diese auch in mehreren Ebenen ablaufen und zusätzlich auch noch mit Limits etc. versehen werden.

Zusammenfassung: Mit diesen Grundprinzipien von Orderarten sollten Sie in der Lage sein, die einzelnen Orders Ihres Brokers besser einordnen zu können, auch wenn es hier manchmal zu wörtlichen Vermischungen kommt. So hat die RBS Plattform Marketindex beispielsweise nur Kauf/Verkauf (=Market Order) und Limitkauf/Limitverkauf (=Limitorder & Stopporder) im Sprachgebrauch und if-done-Orders können per Häckchen angeklickt werden, während CMC mit den eher typischen Orderarten arbeitet. Sollten Sie sich nicht sicher sein, wie die einzelnen Ordertypen bei Ihrem Broker zu verstehen sind, nutzen Sie deren Infoquellen (Internetseite, Telefon), denn Geld wegen der Wahl eines falschen Ordertyps zu verlieren, ist mit Sicherheit ein vermeidbarer Verlust.

Rene Berteit - Technischer Analyst und Coach bei GodomodeTrader.de

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Über 25 Jahre professioneller Trader und Tradingmentor! Tausende von real durchgeführten Trades in Aktien, Indizes und Währungen! Fast 20 Jahre Mentorin und tausende von zufriedenen Ausbildungsteilnehmern! Diplom Betriebswirt mit Fokus Börse! Das ist unser Trader(mentor) René Berteit, der Ende der 90er die Börse für sich entdeckt hat. Börse, Trading und die Trader-Ausbildung sind für Ihn keine Berufe, sondern seine Berufung und Leidenschaft.

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