Brexit - Hart und schmutzig!
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In ihrer Grundsatzrede hat sich die britische Premierministerin Theresa May klar zu einem harten Brexit bekannt. Das klingt nach britischer Überheblichkeit. Denn mit dem Ausscheiden aus EU-Binnenmarkt und Europäischer Zollunion sind eine scharfe britische Rezession und ein Bedeutungsverlust des Londoner Finanzplatz nicht zu verhindern. Gleichzeitig dürfte es als konjunkturstützende Alternative eigentlich kein Briten freundliches, neues Freihandelsabkommen mit der EU geben. Dieses wäre eine Einladung an andere EU-Staaten, dem britischen Exit zu folgen, allein schon um dem europäischen Stabilitätskorsett zu entfliehen. Sind die Briten also in puncto Brexit ideologisch verblendet oder haben sie noch ein paar Asse im Ärmel?
Immerhin herrscht nun Klarheit über die zukünftige Marschrichtung: Der Hard Brexit kommt. Premierministerin May will zukünftig die britischen Bindungen an die EU konsequent kappen. Selbst eine Orientierung an den bestehenden Handelsverträgen zwischen EU und Norwegen bzw. der Schweiz kommt für sie nicht in Frage.
Negative Reaktionen an den britischen Finanzmärkten halten sich trotz absehbarer Konjunktureinbußen und angesichts einer Abwanderung von britischen (Finanz-)Unternehmen in die Rest-EU in Grenzen. Das britische Pfund - gewichtet gegenüber den bedeutendsten Handelswährungen - scheint nach der rasanten Abwertung in Folge des Brexit-Votums einen Boden gefunden zu haben. Und die Volatilität britischer Aktien liegt sogar unter dem niedrigen Niveau von vor dem Brexit-Referendum im Juni.
GRAFIK DER WOCHE
Britisches Pfund handelsgewichtet und Kursschwankungen britische Aktien (FTSE 100) für die nächsten 30 Kalendertage lt. FTSE 100 Volatilitätsindex
Auf nahezu Allzeithoch befindet sich der britische Aktien-Leitindex FTSE 100. Hintergrund ist, dass die in ihm gelisteten Unternehmen einen Großteil ihrer Umsätze außerhalb Großbritanniens erzielen. Sie profitieren also exportseitig von der Schwäche des britischen Pfunds.
„Global Britain“ - Mutige oder übermütige Vision?
Eine aktienstützende Rolle scheint jedoch auch Mays Zukunftsvision eines Global Britain zu spielen. Muss man das Regelwerk der EU nach einem harten Ausstieg nicht mehr befolgen, lässt sich eine autonome, von der EU zustimmungsbefreite britische Wirtschaftspolitik betreiben. Genau diese ist dringend geboten, um der britischen Bevölkerung nach der anfänglichen Durststrecke des Brexit eine wirtschaftliche Alternativperspektive zu bieten. So wird die britische Regierung eine power economy anstreben, die eine 180°-Wende der Politik Margaret Thatchers seit den 80er Jahren bedeutet. Großbritannien soll nach einseitiger Förderung des Dienstleistungs- und Finanzsektors wieder eine ordentliche Industrienation werden. Nach Austritt wird man die britischen Unternehmenssteuern auf das geringstmögliche Niveau setzen und gleichzeitig die Arbeits- bzw. Sozialkosten senken. Wie die Beispiele anderer Länder zeigen, sind dies die entscheidenden Kriterien für nachhaltige Investitionen und damit Wirtschaftswachstum, Arbeitsplätze und Konsum. Nicht zuletzt will Großbritannien in Konkurrenz zum deutschen Industriestandort treten.
Die dazu zwingend erforderliche Staatsneuverschuldung trifft auf keine Brüsseler Stabilitätsvorbehalte mehr und wird von der Bank of England über üppige Geldpolitik finanziert. Als Alibi für diese Instabilitätspolitik muss mit viel Empire-Pathos die nationale Jahrhundertherausforderung einer Wirtschaftsstabilisierung herhalten.
Trump als britischer Wirtschafts-Joker: America first, but Britain at least second
Bei der britischen Neuausrichtung der Wirtschaft kommt der Renaissance britisch-amerikanischer Handelsbeziehungen ein hoher Stellenwert zu. Der neue US-Präsident Trump wird Großbritannien hoch attraktive Handelsbedingungen mit den USA gewähren. Diese amerikanische Unterstützung wird auch ein Druckmittel sein, die britische Position bei Verhandlungen über zukünftige Wirtschaftsbeziehungen mit der EU zu stärken. Im Übrigen wird es unter der Ägide Trump ein allgemeines Handelsabkommen zwischen den USA und der EU definitiv nicht geben. Denn es würde die EU gegenüber Amerika stärken.
Vor diesem Hintergrund bekommen deutsche Exportunternehmen einen kälteren handelspolitischen Wind aus Washington zu spüren. Die Trumpsche Rhetorik von potenziellen Importzöllen von 35 Prozent für nicht im amerikanischen Inland produzierte Autos gibt bereits die Marschrichtung vor. Aufgrund der Bedeutung des amerikanischen Absatzmarktes - auch für andere Branchen neben der Autoindustrie - werden deutsche Exporteure Gegenstrategien entwickeln. Diese werden vor allem darin bestehen, Investitionen in den USA auszuweiten, die dem Primärziel der Wirtschaftspolitik von Trump entsprechen, nämlich dort Arbeitsplätze aufzubauen. Mit dem Grundsatz „Leistung und Gegenleistung“ will man dem handelspolitischen Bann der USA entgehen.
Bis Ende 2017 hat die EZB auf Autopilot geschaltet - Inflationsdruck wird verniedlicht
In der Eurozone hat zwar der Anstieg der Inflationsrate von 0,6 auf 1,1 und in Deutschland von 0,8 auf 1,7 Prozent - jeweils im Dezember - eine Diskussion losgetreten, ob die EZB den Einstieg aus dem Ausstieg ihrer seit mindestens 2012 ultralockeren Geldpolitik vornehmen soll. Tatsächlich ist das Gespenst der Deflation verschwunden und ist weiteres Inflationspotenzial über steigende Rohstoffpreise gegeben. Überhaupt steht die EZB in der Verantwortung, Inflation bereits vorbeugend zu bekämpfen. Das spräche dafür, die üppige Geldversorgung - die in der Wirtschaftswissenschaft als ursächlich für Preissteigerung eingeschätzt wird - dringend umzukehren.
Theoretisch ja. Praktisch ist davon jedoch auf der ersten Sitzung der EZB im neuen Jahr nichts zu spüren. Eine freizügige Geldpolitik bleibt der alles verbindende Klebstoff, um den (sozial-)politischen Fliehkräften in der Eurozone entgegenzutreten. Daher wird die EZB ihren im Dezember 2016 eingeschalteten Autopiloten, der den Aufkauf von Anleihen vorausschauend bis Ende 2017 zum Ziel hat, nicht vorzeitig abschalten. Alles andere führte - auch mit Blick auf anstehende Nationalwahlen - zu Verteuerungen von staatlicher Kreditaufnahme und damit Einschränkungen öffentlicher Transferleistungen.
Als Alibi für die Aufrechterhaltung dieser geldpolitischen, nicht stabilitätsorientierten Rettungsnummer, werden Zweifel in puncto Nachhaltigkeit des rohstoffseitigen Preisauftriebs gestreut. Sollte Öl seine im Jahr 2017 gestiegenen Preise 2018 nicht übersteigen, laufen die energieseitigen Inflationseffekte aus. Durch Aussitzen wäre man dem Zwang der Inflationsbekämpfung entkommen. Immerhin, die Kerninflation - ohne Berücksichtigung von Energie- und Nahrungsmitteln - weist noch keine Aufwärtsdynamik auf und liefert damit der EZB eine Entschuldigung, die geldpolitischen Hände nicht restriktiv zu bewegen.
Im Gegenteil, solange Draghi ausdrücklich von nicht überzeugendem Inflationsdruck sowie Abwärtsrisiken für die Konjunktur in der Eurozone spricht, was darin mündet, im Bedarfsfall eine Wiederbeschleunigung und eine Verlängerung des Anleiheaufkaufprogramms durchzuführen, bleibt geldpolitische Restriktion für die EZB ein Fremdwort. Im Übrigen wurden all diese geldpolitischen Beschlüsse einstimmig gefällt.
Marktlage und Anlegerstimmung - Anhaltend geldpolitische Entspannung bei fundamentalen Aufwärtssignalen
Angesichts des konjunkturellen Aufschwungs in den USA mit zusätzlich binnenkonjunktureller Erholung über die Trumponomics gibt sich die US-Fed falkenhafter. Allerdings warnt Fed-Präsidentin Yellen vor einem zinserhöhungsbedingt zu starken US-Dollar, der dem amerikanischen Export und über Kapitalflucht nach Amerika auch den Schwellenländern und damit der Weltkonjunktur schaden würde.
Sicherlich haben sich die Renditen US-amerikanischer Anleihen von ihren Tiefständen erholt. Die begrenzte Zinserhöhungsdynamik der Fed spricht aber nicht für eine markante Fortsetzung dieses Erhöhungstrends und damit auch für wenig Ungemach für Aktien.
Die Eurozone hat sich sowieso von den USA abgekoppelt. Die Umlaufrendite deutscher Staatspapiere folgt - entgegen eines typischen langjährigen Gleichlaufs - nicht dem steigenden US-Trend.
Denn im Gegensatz zur Fed wird die EZB ihre Liquiditätsversorgung ausweiten und damit den Anstieg von Anleiherenditen massiv unterdrücken.
In Ermangelung einer renditestarken Alternativanlage bleibt die EZB so ein bedeutender Stützpfeiler von Aktien der Eurozone.
Nach der Weltbank prognostiziert auch der Internationale Währungsfonds mit 3,4 in diesem und 3,6 Prozent im nächsten Jahr eine freundlichere Einschätzung der Weltkonjunktur. Dabei wird vor allem die US-Wirtschaft als Triebfeder betrachtet. Bleibt der befürchtete US-Protektionismus aus, ergeben sich sogar Aufwärtsrisiken für die Weltwirtschaft.
Fundamental führt die geldpolitische Zweiteilung der Welt sogar zu einer Stützung des deutschen Außenhandels. Denn durch die Ausweitung der Renditedifferenz von 10-jährigen US-Staatsanleihen zu Deutschland, neigt der Euro zur Schwäche.
Charttechnik DAX - Seitwärts in enger Handelsspanne
Das Momentum im DAX hat zuletzt deutlich nachgelassen. Der DAX konsolidiert in einer engen Handelsspanne: Der Leitindex dürfte seinen Seitwärtstrend verlassen, wenn er den Widerstand bei 11.638 Punkten nachhaltig überschreitet. Weitere Barrieren folgen bei 11.800, 11.920 und schließlich 12.391. Unterschreitet der DAX jedoch die Unterstützung bei 11.531 Punkten, droht ein weiteres Abrutschen Richtung 11.430. Darunter bieten die nächsten Marken bei 11.357 und 11.193 Punkten Halt.
Der Wochenausblick für die KW 4 - Wie beginnt Trump seine Amtszeit?
In den USA zeigt sich die Konjunktursituation gemäß BIP-Zahlen für das IV. Quartal 2016 wieder freundlicher. Dies bestätigen verbesserte Auftragseingänge für langlebige Güter sowie ein stabilisierter Einkaufsmanagerindex für das Verarbeitende Gewerbe.
Die größte Aufmerksamkeit widmen Anleger allerdings den ersten (wirtschafts-)politischen Amtshandlungen des neue US-Präsidenten Trump.
In der Eurozone signalisieren die Einkaufsmanagerindices ein sich stabilisierendes Verarbeitendes Gewerbe. In Deutschland deuten die ifo Geschäftsklimadaten für Januar auf einen soliden Jahresstart der Industrie hin. Laut GfK Konsumklimaindex zeigt sich die deutsche Binnenwirtschaft robust.
HALVERS WOCHE
USA unter Trump: Leider Zustände wie im alten Rom
Das partnerschaftliche Verhältnis der USA zu Europa läuft Gefahr, zu einer Abhängigkeitsbeziehung wie im Römischen Reich zu werden. Entweder man fügt sich Cäsar Trump oder er senkt den Daumen über seine Vasallen. Hinter seiner Aussage, die Nato sei hinfällig, steht insgeheim die klare Forderung an seine Schutzbefohlenen, deutlich höhere Beiträge in die Nato-Kasse zu zahlen. Als knallharter Geschäftsmann gilt bei ihm die Devise: Keine Leistung ohne Gegenleistung. Natürlich weiß Trump, dass ein politisch zerstrittener Hühnerhaufen in Europa ohne amerikanischen Beistand einem Fuchs - z.B. einem mit russischem Fell - z.Zt. wenig entgegenzusetzen hat.
Seinem zentralen Wahlversprechen ordnet Trump alles unter
Trump weiß sehr genau, was er liefern muss: Jobs, Jobs, Jobs. Ansonsten wird seine republikanische Partei bei den Halbzeitwahlen 2018 ihr Waterloo erleben. Gewännen die Demokraten aus Wählerenttäuschung die Mehrheit im Kongress zurück, würde die politische Lichtgestalt Trump gedimmt. Dann kann er ohne demokratische Zustimmung u.a. nicht jene Staatsverschuldung durchführen, ohne die seine Steuersenkungs- und Infrastrukturoffensiven nur Illusionen blieben. Ohnehin haben die Demokraten noch Rechnungen offen. Sie haben nicht vergessen, dass die Republikaner bei Gesetzesvorhaben von Barack Obama mit beiden Füßen auf der Bremse standen.
Wenn nötig wird Trump für mehr Jobs in Amerika die Tür für Handelsprotektionismus sperrangelweit öffnen. Der angeblich unfaire deutsche Exportüberschuss gegenüber den USA liefert ihm hier eine Steilvorlage. Das bekommt die klassische deutsche Exportbranche Automobile zu spüren. Ihn stört es, dass vor Häusern in New York und sogar vor seinem Caesars Palace - auch Trump Tower genannt - viele deutsche und wenige amerikanische Autos stehen. Dass dies auch etwas mit deutscher Ingenieurskunst zu tun hat, verschweigt des neuen US-Präsidenten Ignoranz. New Yorker wissen offenbar, was gut ist. Dennoch, dem Arbeitsplatzaufbau in den USA nutzt es nichts, wenn diese Autos Made in Germany oder Hecho en México sind. Also malt er schon einmal drohend Importzölle auf deutsche Autos von üppigen 35 Prozent an die Wand, wenn sie nicht Made in USA sind.
Donald Trump ist das Beste, was Theresa May passieren konnte
Mit Hard Brexit - Ausscheiden aus EU-Binnenmarkt und Zollunion - begeht Großbritannien eigentlich wirtschaftlichen Selbstmord. So hat der Wegfall des EU-Finanzpasses für den Londoner Finanzplatz eigentlich eine ähnliche Bedeutung wie die Kastration für Casanova. Aber ideologisch scheint Premierministerin May aus dieser Exit-Nummer nicht mehr herauszukommen. Doch sie hat ja einen Trump(f): Der neue US-Präsident hat aus seiner Freude für die „Befreiung“ Großbritanniens aus der EU nie einen Hehl gemacht. Und er freut sich so sehr, dass sich ein neues britisch-amerikanisches Dreamteam abzeichnet, das sich wirtschaftlich gegen die EU ähnlich verbünden könnte wie damals Margaret Thatcher und Ronald Reagan militärisch gegen die Sowjetunion. Dazu zählt ein exklusives, attraktives Handelsabkommen zwischen beiden Ländern. Dies gibt London erst die Puste, diesen knallharten Brexit durchzuführen, also die rechtlichen Verpflichtungen der EU-Mitgliedschaft so umfangreich zu kappen, dass u.a. über zustimmungsfreie, autonome Steuersenkungen der britische Investitionsstandort kräftig aufpoliert wird. Unternehmenssteuern sind immer schon ein markantes Kriterium für die Güte eines Wirtschaftsstandorts gewesen, s. Irland.
Trumps einfaches Wertesystem: Bringst Du mir Rendite, bist Du mein Freund
Natürlich könnte jetzt die Rest-EU ihr Schicksal gemeinschaftlich in die Hand nehmen und ebenso Importzölle auf US-Dienstleistungen und Waren erheben und überhaupt gegen die neue angelsächsische Liebe vorgehen. Aufgrund der vielfältigen Disharmonien zwischen den EU-Staaten ist so viel Gemeinsinn jedoch nicht unbedingt zu erwarten. Übrigens, der deutsche Exportüberschuss ist nicht nur den Amerikanern, sondern auch unseren europäischen Handelspartnern ein Dorn im Auge. Er ist für viele der vermeintliche Beweis, dass nur Deutschland von Europa profitiert. Das schmälert das europäische Wir-Gefühl zusätzlich.
Und in diese Wunde hält Trump weiter seine Finger. Er glaubt, dass noch weitere Länder aus der EU austreten könnten. Scheiden aus der EU täte tatsächlich dann weniger weh, wenn Amerika ihnen jeweils mit bilateralen Handelsverträgen stützend entgegenkommt. Damit würde Trump massive Schneisen in die gemeinsamen handelspolitischen Verteidigungslinien der EU schneiden und ihr Gegengewicht zur Weltwirtschaftsmacht Amerika entscheidend schwächen.
Da vor allem Deutschland deutlich mehr in die USA exportiert als umgekehrt, schmerzt uns die Einschränkung des Freihandels auch deutlich mehr. Und wenn über ein Ping Pong des gegenseitigen Handelsprotektionismus schließlich auch noch die letzte deutsche Schraube mit amerikanischen Importzöllen belegt wird, schmelzen bei uns Arbeitsplätze so schnell dahin wie Schnee im Frühling.
Berlin muss die Achillesferse der deutschen Wirtschaft schützen
Amerikanisches Erpressungspotenzial für Deutschland ist klar vorhanden. Trumpsche Schreckensnachrichten über Tweets mit maximal 140 Zeichen - wenn er sich z.B. beim Rasieren geschnitten oder schlecht geschlafen hat - werden deutschen Exportmanagern regelmäßig Angstschweiß auf die Stirn treiben. Die Redewendung „Das hat mir ein Vögelchen gezwitschert“ bekommt da schnell eine sehr makabre Bedeutung.
Die Alternative einer stärkeren handelspolitischen Verzahnung Europas mit Asien hat gewaltige Haken. Peking würde sich für die Rolle der handelspolitischen Auffangstation Europas mehr als fürstlich entlohnen lassen, z.B. mit der Genehmigung, den deutschen Mittelstand und damit sein Industrie-Know How bedingungslos aufzukaufen.
Insgesamt kann Europa und schon gar nicht die klassische Exportnation Deutschland eine handelspolitische Auseinandersetzung oder sogar einen Handelskrieg mit den USA gewinnen. Mit kaltem Realismus wird Berlin daher eine wirtschaftliche Friedensmission starten müssen. Böse formuliert: Man gibt Trump das, was er verlangt, zumindest kommt man ihm massiv entgegen. Alles andere wäre Majestätsbeleidigung und würde von Cäsar geahndet.
Da Amerika für „Feuer frei“ beim Wirtschaftswachstum steht und von deutscher Stabilitätspolitik so viel hält wie Cowboys von Soja-Steaks, wird man uns „nett“ auffordern, Griechenland und anderen Schuldnerländern in der Eurozone großzügige Schuldenerlasse zu gewähren. Hierfür plädiert bereits der IWF. Trump wird versuchen, auch noch die letzten Stabilitätskriterien der deutschen Machart zu beseitigen. Jeder weiß, dass das in Europa mehrheitlich Anklang findet.
Um dem deutschen Exportüberschuss entgegenzuwirken, wären staatliche Infrastrukturinvestitionen in die volkswirtschaftliche Substanz, in Straßen, Brücken, Energiewende, Netzausbau und Bildung geeignete Maßnahmen, von denen übrigens auch europäische Unternehmen profitierten. Das kommt der deutschen Binnenkonjunktur und dem europäischen Wirtschaftsfrieden zugute.
Auch wenn es zu keiner Liebesbeziehung kommt, wird Frau Merkel aufgrund der deutschen Abhängigkeit vom Außenhandel eine Vernunftehe mit Trump eingehen müssen.
Deutsche Exportunternehmen erkaufen sich die handelspolitische Absolution
Die Drohung Trumps, amerikanische Importzölle von 35 Prozent auf deutsche Autos einzuführen, hat in den Vorstandsetagen hinter vorgehaltener Hand durchaus für Schnappatmung gesorgt. Bei derart verteuerten Importautos würden sich viele Amerikaner tatsächlich für „Buy America“ entscheiden. Um diesem Exportalptraum zu entgehen, wird auch die deutsche Unternehmerschaft versuchen, die Gunst Cäsars zu erlangen. Die Autokonzerne werden mehr in den USA produzieren und damit Trumps Herzenswunsch entsprechen, mehr Jobs zu schaffen.
Im Rahmen der Trumpschen Politik von „America First“ werden Opportunismus und vorauseilender Gehorsam wie im Römischen Reich leider wieder hoffähig.
Weder Makro- noch Mikro-Deutschland werden gegenüber Cäsar Trump den Brutus spielen können.
VOLKSWIRTSCHAFTLICHE PROGNOSEN AUF EINEN BLICK
KAPITALMARKT AUF EINEN BLICK
Robert Halver, Leiter Kapitalmarktanalyse der Baader Bank AG
Rechtliche Hinweise/Disclaimer und Grundsätze zum Umgang mit Interessenskonflikten der Baader Bank AG:
http://www.baaderbank.de/disclaimer-und-umgang-mit-interessenskonflikten/
reicht es denn nicht das alle SED und STASI ratten in der OSTZONE ihre posten laut einigungsvertrag behalten durften? die sie vorher den politischen häftlingen weggenommen hatten!
warum soll deutschland mit ehemaligen KGB verbrechern geschäfte machen? mit denen haben wir keinen einigungsvertrag!!!
@Allesklar
D'accord
Herr Halver,
Sie schreiben: <<Im Rahmen der Trumpschen Politik von „America First“ werden Opportunismus und vorauseilender Gehorsam wie im Römischen Reich leider wieder hoffähig.>>. Frage: War das unter der Ägide von Angela Merkel anders, war da keinen Opportunismus und vorauseilender Gehorsam zu beobachten? Ich erinnere nur an das akkommodierende Schweigen der Kanzlerin bei Werte"freveln" des Freundes USA, als da sind Krieg, CIA-Folter, Schnüffelei der NSA ...
Die mit dem Machtwechsel in Washington zu erwartenden wirtschaftlichen und politischen Pressionen sollten doch Anlass sein, erneut über eine Normalisierung der Beziehungen zu Russland nachzudenken, die Sanktionen aufzuheben und die russophoben Feindbilder zu schleifen - im Interesse des Friedens, des Wohlergehens der Menschen in Europa und der ganzen Welt. Es könnte doch durchaus sein, dass sich mit einer unter Trump vollzogenen Normalisierung der Beziehungen USA-Russland für Europäer das Diktum von Gorbatschov wieder Aktualität erlangt: Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben!
Wenn Italien austritt, ist der Brexit dagegen nur ein laues Lüftchen.
Herr Halver, Sie haben leider nur übersehen, dass Merkl Obama's Vasall war und mit Trump nun ihr Herrchen verloren hat. Man sollte das bisherige Verhältnis von Deutschland zu den USA nicht so beschönigen!