Kommentar
14:33 Uhr, 28.05.2008

Boykott der Milchbauern: Milch-Zertifikate interessant?

Erwähnte Instrumente

  • Milch
    Aktueller Kursstand:  

Sehr geehrte Leserinenn und Leser,

die Lage spitzt sich zu. Der Bundesverband Deutscher Milchviehhalter (BDM) hat seine 32000 Mitglieder zu einem unbefristeten Lieferstopp ab kommendem Montag aufgerufen. Rund 90% wollen teilnehmen. Landwirte protestieren, weil der Milchpreis auf 35 (Süddeutschland) bis 27 Cent (Norddeutschland) gesunken ist. Anti-Dumping-Gesetze der Regierung haben nichts bewirkt. Die Landwirte fordern mindestens 40 cents von den Molkereien. Sie fühlen sich erpresst von den großen Konzernen.

Während nun die Landwirte einen Zusammenbruch der Milchversorgung in Deutschland ankündigen, zeigen sich die Molkereien gelassen. Es herrsche ein Milchüberangebot, sodass die Versorgung durch Milchimporte aus dem europäischen Ausland gedeckt werden könne. Tatsächlich liegt das Milchangebot in Deutschland im Mai 30% über jenem im November 2007. Die Molkereien wissen genau, dass sie sich in einem Käufermarkt befinden, in dem sie letztendlich die Preise diktieren. Dies wäre nicht der Fall, wenn das Milchangebot knapp wäre, denn dann säßen die Landwirte am längeren Hebel.

So sehr man den Landwirten als Verbraucher aus deren Sicht fairere Preise wünscht, so sehr muß man auf die Gesetze der Märkte verweisen. Angebot und Nachfrage bestimmen den Preis. Das war so und wird immer so bleiben. Wenn in Europa zuviel Milch produziert wird, bleiben die Preise auf niedrigem Niveau ...

Es gibt zuviel Milch - und nur weniger Milchproduktion würde die Preise erhöhen.

"Wir bekommen einen Schweinezyklus bei der Milch", so Michael Brandl, Geschäftsführer des Milchindustrie-Verbandes. Dieser Schweinezyklus führt zunächst dazu, dass das Milchangebot aufgrund niedriger Inputpreise hoch ist, die Preise niedrig. Im Anschluss daran wird es zu einer kostenbedingten Verknappung des Milchangebots kommen, dass schließlich die Preise wieder stabilisieren wird. Schließlich würde ein Preisverband ähnlich der OPEC etwas bewirken - jährlich könnten so die Preise zwischen Produzent und Abnehmer neu ausgehandelt werden. Dafür gibt es zwar Mehrheiten einzelner Gruppen und Verbände, auf europäischer Ebene in Brüssel scheint sich hierfür allerdings keine Mehrheit abzuzeichnen. Daher dürfte eine solche Lösung, die wirklich etwas bringen würde, in weiter Ferne liegen.

Und nun gibt es mehrere Zertifikate, die Anlegern die Spekulation auf den Milchpreis ermöglicht. Das Problem dabei ist nur, dass sich die Zertifikate auf dem Milchpreis in den USA beziehen. Die Milchmärkte sind keine internationalen Märkte - Preise werden lokal oder überregional gebildet.

Die Preise für Milch dürften aber, ähnlich wie die Preise von Fleisch, übergeordnet weiter steigen. Also die Preise in Deutschland genauso wie jene in Übersee. Aber sehen sie selbst, anbei der Chartcheck zu "US-Milch" an der Warenterminbörse Chicago Merchantile Exchange (CME). Den US-Milchpreis können sie übrigens bei uns auf der Seite ab sofort verfolgen unter diesem Link:

http://www.godmode-trader.de/de/chart/Milch-,i500999.html

Schöne Grüße
Ihr Jochen Stanzl
Chefredakteur Rohstoff-Report.de

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http://www.godmode-trader.de/newsletter/b2c/#rohstoff_report

Ticker-Symbol: KC
Kontraktumfang: 200000 lbs Class III flüssige Milch, Kontraktmonate: flexibel, die nächsten 18 bis 24 Kontraktmonate
Tick-Größe: US-¢ 0,01 (= US-$ 0,0005) (US-$ 20/Kontrakt); alle Preisangaben in US-Dollar und Cent pro cwt (hundredweight)
Handelszeiten: Parkett ("open outcry"): Montag - Freitag, 9:40 - 13:10 Uhr Chicago Zeit (CT), am letzten Handelstag jedoch nur bis 12:10 Uhr CT

Future auf Milch im Endloskontrakt - Kürzel: DA - ISIN: PSEUDO040449

Börse: CME in US-Cent/pound / Kursstand: 18,19 US-$/cwt

Rückblick: Der Future auf Milch im Endloskontrakt konnte tatsächlich die prognostizierten 100 % Kursgewinn erarbeiten. In 2007 wurde dabei ein Rallyehoch bei 22,50 US-$/cwt hinterlassen.

Mit dem beschriebenen Rallyehoch befindet sich der Basiswert in einer umfassenden Konsolidierungsphase, die sich mittlerweile über ein Jahr ausdehnt.

Aus charttechnischer Sicht findet eine Druckaufbauphase statt, die kurz vor der Auflösung nach oben stehen dürfte. Seit 2006 zeigt sich zusätzlich eine beschleunigte Trendphase.

Charttechnischer Ausblick: Milch dürfte sich in einer finalen Phase der Konsolidierung befinden. Wir gehen davon aus, dass sich hier in den nächsten Monaten deutlicher Kaufdruck entwickeln dürfte. Der Basiswert dürfte langfristig ein Etappenziel bei 36,00 US-$/cwt erreichen. Ausgehend vom jetzigen Kursniveau erwarten wir somit einen weiteren 100 % Kursanstieg.

Alternativ rutscht der Basiswert unter 13,00 US-$/cwt ab und testet die langfristige Aufwärtstrendlinie mit Ursprung 2000 bei 10,00 US-$/cwt.

Kursverlauf seit 24.11.1995 (log. Kerzenchartdarstellung / 1 Kerze = 1 Monat)

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Über den Experten

Jochen Stanzl
Jochen Stanzl
Chefmarktanalyst CMC Markets

Jochen Stanzl begann seine Karriere in der Finanzdienstleistungsbranche als Mitbegründer der BörseGo AG (jetzt stock3 AG), wo er 18 Jahre lang mit den Marken GodmodeTrader sowie Guidants arbeitete und Marktkommentare und Finanzanalysen erstellte.

Er kam im Jahr 2015 nach Frankfurt zu CMC Markets Deutschland, um seine langjährige Erfahrung einzubringen, mit deren Hilfe er die Finanzmärkte analysiert und aufschlussreiche Stellungnahmen für Medien wie auch für Kunden verfasst. Er ist zu Gast bei TV-Sendern wie Welt, Tagesschau oder n-tv, wird zitiert von Reuters, Handelsblatt oder DPA und sendet seine Einschätzungen über Livestreams auf CMC TV.

Jochen Stanzl verfolgt einen kombinierten Ansatz, der technische und fundamentale Analysen einbezieht. Dabei steht das 123-Muster, Kerzencharts und das Preisverhalten an wichtigen, neuralgischen Punkten im Vordergrund. Jochen Stanzl ist Certified Financial Technician” (CFTe) beim Internationalen Verband der technischen Analysten IFTA.

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