BOEING - Beängstigende Schlamperei
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- Boeing Co. - WKN: 850471 - ISIN: US0970231058 - Kurs: 192,490 $ (NYSE)
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Die Dauerkrise bei Boeing will nicht enden, im Gegenteil. Erst im Januar war bei einem Zwischenfall mit einer so gut wie neuen 737-8 Max von Alaska Airlines kurz nach dem Start im Steigflug ein Rumpfteil abgefallen, nur durch einen glücklichen Zufall kam dabei niemand zu Schaden. Jetzt wurden bei einem Zwischenfall auf einem Flug zwischen dem australischen Sydney und der neuseeländischen Stadt Auckland am Montag mindestens 50 Menschen verletzt. Die Ursache waren heftige Turbulenzen, die offenbar durch ein technisches Problem beim Boeing 787-9 Dreamliner ausgelöst wurden.
Sicherheitsprüfungen: Mangelhaft
Als eine der Konsequenzen des Zwischenfalls im Januar unterbindet die US-Luftverkehrsaufsicht FAA bis auf Weiteres den dringend benötigten Ausbau der 737-Max-Produktion. Die ersten Ergebnisse der von der FAA eingeleiteten, umfangreichen Sicherheitsprüfungen sind erschreckend: Wie die New York Times berichtet wurden 33 von 89 Tests nicht bestanden.
Zudem wurden Bedenken hinsichtlich unzureichend geschulter der Techniker geäußert und "Verstöße bei der Kontrolle der Fertigungsprozesse, der Handhabung und Lagerung von Teilen sowie der Produktkontrolle bei Boeing" festgestellt.
Auch der Zulieferer Spirit Aerosystems, der den Rumpf für die Max produziert, kommt bei den Überprüfungen nicht gut weg. Sechs von dreizehn Audits wurden nicht bestanden, zudem sei der Hersteller bei der Montage der Kabinenwandkomponente durchgefallen. Auf eine Anfrage von Reuters zur Stellungnahme reagierten die FAA, Boeing und Spirit zunächst nicht.
Unsicherheit: Kommt noch mehr auf den Konzern zu?
Teil der Untersuchung dürfte auch sein, ob sich Boeing korrekt an die Zusagen und Bedingungen des 2,5 Mrd. USD schweren Vergleichs nach den großen Flugzeugkatastrophen in den Jahren 2018 und 2019 gehalten hat. Dieser Vergleich schützt Boeing zunächst vor weiteren rechtlichen Problemen.
Falls das Justizministerium aber zu dem Schluss kommen sollte, dass gegen die Zusagen verstoßen wurde, könnten die erneute Überprüfung der damaligen Vorwürfe zu falschen Angaben (unter anderem zur Verschleierung der 737-Max-Trimmautomatik MCAS vor der FAA) oder eine Verlängerung der Aufsicht über den Konzern mögliche Folgen sein.
Zur Erinnerung: Bei zwei Abstürzen von 737-Max-Flugzeugen in den Jahren 2018 und 2019 starben 346 Menschen. Als "Opfer eines Verbrechens" wurden die Toten damals von US-Bezirksrichter Reed O'Connor aus Texas eingestuft: "Ohne die kriminelle Verschwörung von Boeing, die FAA zu täuschen, wären 346 Menschen bei den Abstürzen nicht ums Leben gekommen".
Unglücklicher Zufall: Whistleblower John Barnett tot aufgefunden
Zu allem Überfluss im Rahmen der negativen Berichterstattung wurde am 9. März auch noch der ehemalige Mitarbeiter und Whistleblower John Barnett tot in seinem Fahrzeug auf einem Hotelparkplatz aufgefunden, wie der britische Sender BBC berichtete. Laut Gerichtsmediziner starb er im Alter von 62 Jahren an einer "selbstverschuldeten" Wunde, möglicherweise Suizid.
Der Zeitpunkt ist heikel: Gerade erst hatte er als wichtiger Zeuge in einem Gerichtsprozess Beweise gegen Boeing geliefert, weitere Aussagen standen bevor. Barnetts Enthüllungen brachten den Stein 2019 ins Rollen. Er war 32 Jahre lang bei Boeing beschäftigt, ab 2010 war er als Qualitätsmanager in einer Boeing-Fabrik in South Carolina.
Bereits 2019 hatte Barnett gegenüber der BBC von einem hohen Druck auf die Mitarbeiter von Boeing berichtet. Sie sollen angewiesen worden sein, minderwertige Teile, die nicht den Standards entsprechen und eigentlich in den Schrott gehörten, in Flugzeuge einzubauen. Hinweise von Managern wie ihm habe der Konzern ignoriert.
Weiterhin soll es Probleme mit den Sauerstoffmasken für Notfälle gegeben haben. Eine von vier Atemmasken könnten im Notfall nicht funktionieren. Boeing bestreitet die Vorwürfe. (Quellen: bbc.com, handelsblatt.com, manager-magazin.de, t-online.de, flugrevue.de).
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Aktien: Spirit Aerosystems hui, Boeing pfui
Während die Aktie von Boeing sich bereits seit kurz vor Weihnachten im Sturzflug befindet, kann sich die Aktie von Spirit Aerosystems noch auf sehr hohem Niveau behaupten. Boeing brach gestern aus einem mehrwöchigen Dreieck nach unten hin aus, ein Test des Supports bei 172 - 176 USD könnte anstehen. Dort dürfte eine größere Richtungsentscheidung erfolgen.
Das angeschlagene Chartbild würde sich hier erst bei einer Rückkehr über die beiden EMAs aufhellen. Oberhalb von 224 USD könnten die Bullen dann wieder Oberhand gewinnen. Bis dahin ist es jedoch noch ein weiter Weg.
Ganz anders steht die Aktie von Spirit Aerosystems da: Hier wurde zuletzt eine gewaltige, inverse SKS vollendet und somit ein mittel- bis langfristiges Kaufsignal ausgelöst. Pullbacks an das Ausbruchslevel bei 32 oder den darunter gelegenen EMA50 könnten hier aus charttechnischer Sicht Einstiegschancen bieten. Im bullischen Szenario orientiert sich das Papier in den kommenden Monaten weiter nach oben.
Fazit: Es ist nicht der erste und auch nicht der letzte Skandal, der verdeutlicht, dass einigen Unternehmen Profit scheinbar wichtiger ist als das Wohlergehen der Menschen. Es ist eine der logischen Folgen im "Turbokapitalismus", in dem maximaler Leistungs- und Konkurrenzdruck herrschen und moralisch zweifelhafte Entscheidungen getroffen werden. Der Druck der Behörden auf Boeing könnte angesichts der Häufung der Zwischenfälle in den letzten Jahren zunehmen.
Ob die aktuellen Ereignisse starke Auswirkungen auf die Kursentwicklung der Aktien haben wird, ist nicht unbedingt gesagt. Denn eines ist auch klar: Die Kapitalmärkte pfeifen auf Moral. Aus charttechnischer Sicht ist bei der Boeing-Aktie Vorsicht angebracht, sie ist kurzfristig angeschlagen und bis zu einer Rückkehr über die beiden EMAs eher uninteressant. Deutlich besser schaut es beim Zulieferer Spirit Aerosystems aus. Mit dem Kaufsignal im Big Picture könnten Rücksetzer hier zu Einstiegen locken.
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