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16:50 Uhr, 01.07.2024

BDEW: Price-Cap-Regulation im Fernwärmemarkt nicht zielführend

DJ ENERGIE-BLOG/BDEW: Price-Cap-Regulation im Fernwärmemarkt nicht zielführend

Kommentare, Einschätzungen und Entwicklungen zu Energiethemen, -versorgung und -sicherheit in Deutschland:

BDEW: Price-Cap-Regulation und Entflechtung im Fernwärmemarkt nicht zielführend 

Der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) hält die von der Monopolkommission vorgeschlagene Preisobergrenze und Entflechtung im Fernwärmemarkt für nicht zielführend. "Aus Sicht der Energiewirtschaft sind grundlegende Neuregelungen, wie etwa eine Price-Cap-Regulation oder eine Entflechtung - wenn auch nur in größeren Wärmenetzen - in ihren Auswirkungen sehr sorgfältig zu prüfen", sagte Kerstin Andreae, Vorsitzende der BDEW-Hauptgeschäftsführung. Schnellschüsse seien zu vermeiden. Wichtig sei insbesondere, dass der Ausbau der Fernwärme kalkulierbar bleibe. "Die Fernwärmeversorger sind wegen der hohen Investitionsbedarfe auf externes Kapital angewiesen. Eine Diskussion über einen neuen regulatorischen Rahmen kann zur Investitionsrückhaltung führen", warnte sie. Wärmenetze wiesen bereits heute höhere Anteile von klimaneutral erzeugter Wärme aus als gebäudeintegrierte Einzelheizungen. Trotzdem sei der Investitionsbedarf in den Ausbau und die Verdichtung von Wärmenetzen sowie die weitere Dekarbonisierung der Fernwärme sehr groß. Es gebe bereits einen Regulierungsrahmen für die Fernwärmeversorgung. "Anstatt zusätzliche Regulierungsinstrumente zu schaffen, sollte der bestehende Rahmen schrittweise dem Transformationsprozess in der Wärme angepasst werden", sagte sie.

VKU fordert Investitionsanreize und Milliardenhilfen für Ausbau der Fernwärme 

Der Verband kommunaler Unternehmen (VKU) fordert für die Umsetzung des Wärmeplanungsgesetzes Planungssicherheit, Investitionsanreize sowie Milliardenhilfe. Diese seien nötig, "damit wir bis 2045 auch wirklich mit erneuerbarem Strom, Fernwärme und grünen Gasen klimaneutral heizen können", sagte VKU-Hauptgeschäftsführer Ingbert Liebing. Branchenübergreifend setze man sich für eine Verlängerung des Kraft-Wärme-Kopplungsgesetzes über 2026 hinaus ein, denn dieses sei elementar für den Fernwärmeausbau und den Umbau der Wärmeinfrastruktur. Das Förderprogramm des Bundes für effiziente Wärmenetze sei gut, aber nicht auskömmlich finanziert. "Für den Ausbau der Fernwärme benötigen wir mindestens 3 Milliarden Euro jährlich bis Mitte der 30er Jahre, um die geplanten Ziele erreichen zu können", fordert er. Wo Wärmepumpen die Lösung der Wahl darstellten, müssten die Stromverteilnetze ausgebaut werden. Für die Gasnetze brauche man angepasste Regeln, um sie auf grüne Gase wie Wasserstoff umrüsten zu können. Für die Stränge, die stillgelegt werden müssten, brauche es ebenfalls neue Regeln und ein Kompensationskonto. Denn auch Stilllegen koste Geld.

BDEW: Wärmewende braucht Schulterschluss aller für Erreichung der Klimaziele 

Der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft hat bei der Wärmewende einen Schulterschluss zwischen allen Beteiligten angemahnt, damit die Klimaziele erreicht werden. Laut dem aktualisierten "BDEW-Statusreport Wärme" wird 57 Prozent der Endenergie, die Deutschland verbraucht, als Wärme genutzt. Der Anteil erneuerbaren Energien am Wärmeverbrauch liege bislang aber nur bei rund 20 Prozent. "Insbesondere im Gebäudesektor muss die Wärmewende nun konsequent vorangetrieben werden", forderte Kerstin Andreae, Vorsitzende der BDEW-Hauptgeschäftsführung angesichts des Stakeholder-Dialogs zur Kommunalen Wärmeplanung der Bundesregierung. "Um die Klimaziele zu erreichen, müssen die CO2-Emissionen des Gebäudesektors in den acht Jahren bis 2030 um 60 Prozent reduziert werden." Mit der kommunalen Wärmeplanung könnten nun die richtigen Weichen für eine erfolgreiche Wärmewende gestellt werden. Drei von vier Wohnungen würden mit Erdgas oder Öl beheizt. Diese 19,2 Millionen Öl- und Gasheizungen müssten in den nächsten 20 Jahren ausgetauscht beziehungsweise auf klimaneutrale Energieträger umgerüstet werden.

Anteil Erneuerbarer an Stromverbrauch steigt im 1. Halbjahr auf 58% 

Erneuerbare Energien haben in Deutschland im ersten Halbjahr 58 Prozent des Bruttoinlandstromverbrauchs gedeckt und damit so viel wie nie zuvor in einem Halbjahr. Das zeigen vorläufige Berechnungen des Zentrums für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung Baden-Württemberg (ZSW) und des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW). Der Anteil der erneuerbaren Energien am Stromverbrauch lag damit fast 6 Prozentpunkte höher als im ersten Halbjahr des vergangenen Jahres. Seit April verzeichneten sie monatlich einen Anteil von 59 Prozent. Der Anstieg wird insbesondere auf die Photovoltaik zurückgeführt. Die Bruttostromerzeugung ging im ersten Halbjahr hingegen um 5 Prozent zurück. Auch dank des Rekordzubaus im Jahr 2023 hätten Photovoltaikanlagen von Januar bis Ende Juni insgesamt 37 Milliarden Kilowattstunden (kWh) produziert und damit deutlich mehr Strom als im Vorjahr. Die Wasserkraft trug im ersten Halbjahr mit 12 Milliarden kWh Strom für ihre Verhältnisse überdurchschnittlich stark zur Stromerzeugung bei.

Städtetag schlägt Fonds zur Finanzierung der Energiewende vor 

Zur Finanzierung der Energie- und Wärmewende hat der Deutsche Städtetag einen Fonds vorgeschlagen, in den neben staatlichen auch private Investoren einzahlen sollen. "Angesichts der Riesensummen, die Energie- und Wärmewende kosten werden, müssen wir über neue Wege der Finanzierung für die notwendigen Investitionen nachdenken", sagte Helmut Dedy, Hauptgeschäftsführer des Städtetags, den Zeitungen der Funke Mediengruppe. "Allein öffentliche Mittel werden dafür nicht ausreichen. Die Städte und ihre Stadtwerke werden die enormen Investitionen, die dafür nötig sind, nicht allein stemmen können." Ein Baustein könnte ein "Energiewendefonds" sein, in den neben Bund und Ländern auch private Kapitalgeber einzahlen könnten - institutionelle Experten ebenso wie Bürger, die die Energiewende unterstützen wollten. "So könnte es gelingen, mehr privates Kapital für die Energiewende zu aktivieren", sagte Dedy. "Wichtig ist, dass der Staat einen Teil des Risikos für die privaten Investoren durch staatliche Garantien absichert."

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