Nachricht
16:48 Uhr, 02.08.2024

BDEW: Kapazitätsmarkt muss nun zügig in die Ausgestaltung gehen

Von Andreas Kißler

BERLIN (Dow Jones) - Nachdem das Bundeswirtschaftsministerium (BMWK) ein Papier zum zukünftigen Strommarktdesign veröffentlicht hat, fordert der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) eine rasche Ausgestaltung der Maßnahmen. "Um auch künftig eine sichere, bezahlbare und klimaneutrale Stromversorgung zu gewährleisten, braucht es verlässliche Rahmenbedingungen, über die die Stärken des klimaneutralen Stromsystems optimal ausgespielt werden können", sagte die Vorsitzende der BDEW-Hauptgeschäftsführung, Kerstin Andreae. "Damit die vom BMWK vorgeschlagenen Reformen Erfolg haben, braucht es unbedingt die praktische Expertise der beteiligten Unternehmen."

Das Ministerium spreche sich für einen aus zentralen und dezentralen Elementen kombinierten Kapazitätsmarkt aus. Hiermit könnten sowohl Kraftwerksneubau als auch Flexibilitätsangebote gesichert werden. "Aber der Aufwand als auch die Komplexität müssen in überschaubarem Rahmen gehalten werden", betonte Andreae. "Der Kapazitätsmarkt muss daher nun zügig in die Ausgestaltung gehen und der vom BMWK anvisierte Zeitplan eingehalten werden, damit Energieunternehmen die nötigen Investitionsentscheidungen treffen können."

In dem Papier würden zudem verschiedene wichtige Maßnahmen zur Integration von Flexibilität und zu Schaffung von lokalen Signalen aufgeführt und zur Diskussion gestellt. "Die Energiewirtschaft sollte hierbei in jedem Fall weiterhin einbezogen werden", forderte sie. Eine angedachte Umstellung des Fördermechanismus für erneuerbare Energien erfordere einen intensiven und ausführlichen Dialog mit der Branche. "Hier steht viel auf dem Spiel: Unsichere Rahmenbedingungen werden zu einem Einbruch des Ausbaus Erneuerbarer-Energien-Anlagen führen," warnte Andreae.

Das Ministerium hatte betont, ein hoher und weiter steigender Anteil erneuerbarer Energien bedeute für das Stromsystem "einen Paradigmenwechsel" und um Stellungnahmen zu dem 118 Seiten starken Konsultationspapier bis zum 28. August gebeten. Notwendig sei es, von einem System inflexibler Nachfrage und statischer Erzeugung überzugehen in ein System mit kostengünstiger variabler Stromerzeugung aus Wind und Photovoltaik (PV), ergänzt um Speicher, eine flexible Nachfragesteuerung und flexible Kraftwerke als Backup. "Das Zusammenspiel dieser Elemente und deren intelligente Integration verändern die Anforderungen an das Strommarktdesign grundlegend."

Der Bundesverband Erneuerbare Energie (BEE) hatte daraufhin kritisiert, eine Konsultationsfrist bis 28. August in der Hauptferienzeit sei "nicht hinnehmbar". Für eine verfassungsrechtlich gebotene, geordnete Verbändebeteiligung solle die Frist mindestens um zwei Wochen auf den 13. September verschoben werden.

Kontakt zum Autor: andreas.kissler@wsj.com

DJG/ank/kla

Copyright (c) 2024 Dow Jones & Company, Inc.