Analyse
09:57 Uhr, 17.07.2014

Baumwolle momentan so beliebt wie die NSA: was ist da los?

Seit 3 Monaten fällt der Baumwollpreis, insgesamt um 30%, 22% allein in den vergangenen zwei Wochen. Und wer ist schuld?

Erwähnte Instrumente

  • Baumwolle
    ISIN: XC000A0AEZK8Kopiert
    Kursstand: 68,48 US¢/lb (Deutsche Bank Indikation) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
  • Baumwolle - WKN: A0AEZK - ISIN: XC000A0AEZK8 - Kurs: 68,48 US¢/lb (Deutsche Bank Indikation)

Den Stein ins Rollen gebracht hat ein Bericht das USDA (US Landwirtschaftsressort), der vor kurzem veröffentlich wurde. In den USA wird wieder mehr Baumwolle angebaut. Die Fläche steigt auf über 12.000.000 Hektar an. Die Produktion (inkl. Lager) dürfte damit deutlich über dem Vorjahr liegen. Die Produktion könnte schlussendlich bei knapp 20 Mio. Ballen Baumwolle liegen. Ein Ballen Baumwolle sind knapp 227 kg. Damit kann man schon den einen oder anderen Pullover stricken...

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Die Produktion könnte trotz der bereits angehobenen Prognose noch einmal steigen. Die Wetterbedingungen in den Anbaugebieten sind derzeit exzellent. Damit sollte die Ernte besonders ertragreich werden. Der Bedarf liegt deutlich unter dem zu erwartenden Ertrag. Die Läger dürften damit wieder ordentlich gefüllt werden und so viel Baumwolle halten wie zuletzt 2008/09. Nicht ganz unerheblich ist auch der Baumwollüberschuss auf dem Weltmarkt. Das Inventar liegt bei knapp 106 Mio. Ballen. Der Wert wurde unlängst ebenfalls angehoben (von 103 Mio.). Die Welt verfügt also über mehr Baumwolle in den Lagern als gedacht und produziert wahrscheinlich deutlich mehr als im Vorjahr und deutlich über dem Bedarf.
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Für den weiteren Verlauf der Preisentwicklung ist China nicht unerheblich. China verfügt über das größte Inventar weltweit. Das USDA schätzt, dass hier ca. 62 Mio. Ballen lagern. Würde nur ein Teil davon auf den Weltmarkt geworfen, dann hätte das gravierende Konsequenzen für den Preis. Dieser steht seit Wochen unter erhöhtem Abgabedruck. Die neuen Zahlen und guten Aussichten für die Ernte haben zu einem regelrechten Sell-Off geführt. Das zeigt sich nicht nur im Preis selbst. Man kann die Bewegungen in der Positionierung der Marktteilnehmer sehr gut nachvollziehen. Nach hoher Net Long Position der Noncommercials, die den Preis letztlich treiben, noch vor zwei Monaten, ist die Net Long Position fast nicht mehr vorhanden. In wenigen Wochen könnte die Net Position bei 0 liegen. Das war in der Vergangenheit nicht selten ein Zeichen für einen Boden.
Die A&M (Agriculture & Marketing) Universität in Texas schätzt den angemessenen Preis von Baumwolle auf 65 bis 77 Cents. Ob das der faire Preis ist, sei dahingestellt, zumal Märkte von diesem auch mittelfristig abweichen können. In Zusammenhang mit den COT (Commitment of Traders) Daten macht das allerdings durchaus Sinn. Hält die Marke von 65 könnte kurzfristig eine kleine Erholung starten.

Baumwolle
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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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