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10:00 Uhr, 06.12.2024

Baugewerbe erwartet 2025 das fünfte Jahr in Folge Umsatzminus

Von Andrea Thomas

DOW JONES--Das Bauhauptgewerbe erwartet für 2025 das fünfte Jahr in Folge sinkende Umsätze, sieht aber allmählich die Talsohle erreicht. In seiner neuen Prognose schätzt der Zentralverband Deutsches Baugewerbe (ZDB) den Umsatz im Bauhauptgewerbe für 2024 auf knapp 160 Milliarden Euro. Dies entspricht einem nominalen Rückgang von 2 Prozent und unter Herausrechnung der Preisentwicklung von 2 Prozent einem realen Minus von 4 Prozent. Für 2025 erwartet der Verband eine Stabilisierung auf niedrigem Niveau und einen realen Rückgang um 2,5 Prozent. Seit 2021 sind die Auftragseingänge im Bauhauptgewerbe real um 13 Prozent zurückgegangen.

Insgesamt bleibt laut ZDB trotz eines anhaltend hohen Investitionsbedarfs die Nachfrage nach Bauleistungen in allen Bausparten schwach. "Die Bauwirtschaft steht weiterhin vor erheblichen Herausforderungen", sagte Wolfgang Schubert-Raab, Präsident Zentralverband Deutsches Baugewerbe (ZDB). "Die Geschäftserwartungen unserer Unternehmen für 2025 sind verhalten. Es zeichnet sich eine Stabilisierung auf niedrigem Niveau ab. Die Unternehmen blicken nicht mehr tiefer ins Tal der Krise, sondern orientieren sich zunehmend entlang der Talsohle."

Angesichts sinkender Baugenehmigungen, hoher Zinsen und sanierungsbedürftiger Infrastruktur sei ein politischer Neustart für den Bau unumgänglich. Wichtig dabei seien verlässliche Rahmenbedingungen für eine erfolgreiche Umsetzung von Bauaufgaben durch mittelständische Unternehmen, so Schubert Raab.

Zweigeteilte Entwicklung

Insgesamt bleibe die Konjunkturentwicklung im deutschen Bauhauptgewerbe zweigeteilt. Einer verfestigten Nachfrageschwäche im Wohnungsbau und Wirtschaftshochbau steht laut ZDB eine intakte Nachfrage im Wirtschaftstiefbau gegenüber. So sei die Nachfrage nach Bauleistungen in den Hochbausparten schwach ausgeprägt. Dem Wohnungsbau fehlten weiter Impulse, die Konjunkturlage in der verarbeitenden Industrie drücke nun zunehmend auf den Wirtschaftshochbau.

Der Verband macht für die schwache Nachfrage im Wohnungsbau die unzureichende Neubauförderung mitverantwortlich. Er schätzt, dass 2024 nur noch 250.000 bis 255.000 Wohnungen fertig gestellt werden, was ein deutlicher Rückgang gegenüber den 294.400 Wohneinheiten im Jahr 2023 darstellt. Die Rahmenbedingungen - stark gestiegene Bau- und Finanzierungskosten - blieben ungünstig. Allerdings stabilisiere sich die Nachfrage und die Talsohle im Wohnungsbau dürfte erreicht sein, so der ZDB. Der Verband rechnet für 2024/2025 mit weiteren realen Umsatzrückgängen im Wohnungsbau von 14 Prozent 2024 und 7 Prozent im Jahr 2025.

Entwicklung im Wirtschaftsbau zweigeteilt

Im Wirtschaftsbau ist hingegen eine unterschiedliche Dynamik zu beobachten. Der Verband erwartet für den Wirtschaftshochbau einen realen Umsatzrückgang um 7 Prozent im Jahr 2024 und weiteren 4,5 Prozent im Jahr 2025. Der Wirtschaftstiefbau zeige hingegen eine deutlich robustere Entwicklung. "Investitionen in Infrastrukturprojekte - vom Schienenausbau über Stromtrassen bis hin zum Breitbandausbau - sorgen hier für anhaltende Nachfrageimpulse", so der ZDB. Der Wirtschaftstiefbau wird der Prognose zufolge in beiden Jahren real positive Wachstumsraten von 9 Prozent (2024) bzw. 4,5 Prozent (2025) verzeichnen. Damit werde der Wirtschaftstiefbau erstmalig umsatzstärker als der Wirtschaftshochbau sein.

Öffentlicher Bau: Investitionsstau gefährdet Infrastruktur

Der Verband kritisiert, dass im öffentlichen Bau der vorhandene Investitionsstau die Infrastruktur gefährde. Kommunen, die 60 Prozent der öffentlichen Bauinvestitionen tragen, kämpften seit über zwei Jahrzehnten mit negativen Nettobauinvestitionen. "Der Investitionsstau wird durch unzureichende öffentliche Budgets weiter verschärft. Hinzu kommen aktuelle Herausforderungen durch die vorläufige Haushaltsführung ab 2025, die geplante Projekte verzögert und Kapazitäten im Bauwesen gefährdet", sagte der Verband.

Der ZDB schätzt den Umsatz im öffentlichen Bau für 2024 auf rund 47 Milliarden Euro und damit auf einen realen Zuwachs um 3 Prozent. Für 2025 wird hingegen mit Stagnation gerechnet. Nur durch strukturelle Reformen und eine verlässliche Finanzierung könnte der Investitionsstau nachhaltig abgebaut werden. Laut einer aktuellen Umfrage des ZDB, an der über 1.600 Unternehmen teilgenommen haben, bleibt der Mangel an Aufträgen der häufigste Baubehinderungsgrund. Dies dämpfe nicht nur die Investitionsbereitschaft, sondern hemme auch die Einstellung neuer Mitarbeiter.

Kontakt zur Autorin: andrea.thomas@wsj.com

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