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19:20 Uhr, 24.11.2010

Bank Sarasin: Schwacher Binnenkonsum gefährdet deutschen Wirtschaftsaufschwung

München (BörseGo.de) - In den letzten zehn Jahren war Deutschland in Kommentaren nur der «schwache Mann Europas» - jetzt gilt es wieder als Wirtschaftswunderland. Eine nähere Analyse der wirtschaftlichen Situation Deutschlands nehmen die Analysten der Bank Sarasin in ihrer jüngsten Studie vor.

Die Anfang November veröffentlichten Wachstumszahlen zeigen, dass Deutschland seit dem Ende der «Großen Rezession» im dritten Quartal 2009 um durchschnittlich 0,9 Prozent pro Quartal gewachsen ist, so die Experten.

Dabei sei es wichtig, die starken Wachstumszahlen genauer zu betrachten. Denn neben dem Einbruch des deutschen Bruttoinlandproduktes (BIP) im Jahr 2009 von 4,7 Prozent, verblasse ein Aufschwung von 3,5 Prozent in diesem Jahr, stellen die Sarasin-Analysten klar.

Außerdem sei der Aufschwung der deutschen Wirtschaft vor allem auf Exporte zurückzuführen. Dabei nabele sich der deutsche Export weiter von traditionellen Märkten wie den USA ab und wende sich den Märkten der Schwellenländer zu. Das Exportwachstum habe bis ins zweite Quartal 2010 mehr als acht Prozentpunkte zum BIP-Wachstum beigetragen. Der Beitrag des privaten Konsums sei jedoch negativ.

Die Arbeitslosenquote befinde sich laut den Analysten auf einem Rekordtief, obwohl die Industrie noch immer unter geringer Auslastung leide. Der Grund für diesen Widerspruch ist die Tatsache, dass die Anzahl der verfügbaren Arbeitskräfte und damit das deutsche Wachstumspotenzial zurückgeht, so die Analysten.

Die einzige Hoffnung für den Konsum wäre, wenn der Rückgang der Arbeitslosigkeit auch zu Lohnsteigerungen führen würde. Tatsächlich sind die realen Einkommen im letzten Jahr schon um mehr als ein Prozent angestiegen. Wichtig sei laut den Sarasin-Analysten jedoch, dass der Konsumaufschwung kommt, bevor sich der Export wieder verlangsame.

Von der zyklischen Seite hat sich nach Ansicht der Sarasin-Experten grundsätzlich nicht viel geändert. Auch wenn der steigende Anteil der Exporte in Schwellenländer für eine zunehmende Robustheit spreche. Der Aufschwung am Arbeitsmarkt komme zu spät. Der Konsum ist vorerst zu schwach, um eine Exportabschwächung abzufangen.

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Über den Experten

Christian Zoller
Christian Zoller

Christian Zoller studierte Betriebswirtschaftslehre an der Universität Regensburg sowie an der WU Wien, mit den Schwerpunkten Investmentbanking und Corporate Finance. Seit 1995 ist er in den Bereichen Fundamentalanalyse und Technische Analyse tätig. Seine berufliche Laufbahn führte Zoller unter anderem zur Austria Presse Agentur (APA-Finance), zu BörseDaily und stock3. Zudem verfasste er Fachartikel für den Newsletter „Trendwatch“ des Heikin-Ashi-Experten Dan Valcu und ist Autor des Fachbuchs „Behavioral Finance bei Technischer Analyse“. Für die Finanzmarktanalyse verwendet Zoller unter anderem gerne Saisonalitäten, die Sentimentanalyse, Fundamentaldaten und die Charttechnik.

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