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09:19 Uhr, 03.10.2012

Asian Development Bank senkt Wachstumsprognose für Asien

Peking (BoerseGo.de) – Die Asian Development Bank (ADB) hat am heutigen Mittwoch ihre Wachstumsprognose für Asien gesenkt. Begründet wurde der Schritt mit einer sich weltweit abkühlenden Konjunktur und der schwachen Binnennachfrage in den asiatischen Industrienationen. Gleichzeitig unterstrich die ADB die Bedeutung des Dienstleistungssektors in der Region zur Generierung weiteren Wirtschaftswachstums.

Im jüngsten „Asian Development Outlook 2012“ rechnet die ADB nur noch mit einem Wirtschaftswachstum von 6,1 Prozent für das laufende Jahr. In einer früheren Prognose vom April wurde noch ein Plus des Bruttoinlandprodukts (BIP) von 6,9 Prozent erwartet. Auch für das nächste Jahr 2013 zeigt sich die Bank pessimistischer. Während man in den Analyseabteilungen der ADB im April noch von 7,3 Prozent Wachstum ausging, werden nun nur noch 6,7 Prozent für 2013 gesehen.

„Die Wahrscheinlichkeit eines Schocks resultierend aus der nach wie vor ungelösten europäischen Schuldenkrise oder einer deutlichen Wirtschaftsabkühlung in den USA stellt das größte Abwärtsrisiko für die Wirtschaft der Region dar“, so die ADB in ihrem Bericht. Jedoch wies die Entwicklungsbank auch daraufhin, dass die meisten Länder Asiens über Möglichkeiten verfügen auf solche Risiken entsprechend zu reagieren, obwohl derzeit noch keine breite Intervention notwendig sei.

Die Volkswirtschaften in der Region müssen ihre Wachstumstreiber mittelfristig diversifizieren um die Schwäche der Auslandsnachfrage und das nur noch moderate Wachstum in großen Volkswirtschaften wie China oder Indien auszugleichen.

In dem ADB-Bericht wird gleichzeitig die große Bedeutung des Dienstleistungssektors unterstrichen, der als Motor für Wirtschaftswachstum und Arbeitsplatzschaffung in den Industrienationen Asiens dienen kann. Hier fordert die ADB die Regierungen auf Hürden und Restriktionen abzubauen um das Potenzial dieses Sektors auszuschöpfen.

Der Dienstleistungssektor trägt nahezu die Hälfte des Wirtschaftsoutput in Asien. Der Sektor trug rund 2/3 zum Wachstum Indiens und über 40 Prozent zum chinesischen Wachstum im Zeitraum vom Jahr 2000 bis zum Jahr 2010 bei.

Die Entwicklungsbank senkt in ihrem jüngsten Bericht den Wachstumsausblick für China und warnt davor, dass sich die Abwärtsrisiken in der Volkswirtschaft kurzfristig aufgrund der unsicheren Weltkonjunktur und dem ungewissen Wirtschaftsausblick seiner größten Handelspartner verstärken können.

Das chinesische BIP wird für 2012 nur noch mit einem Wachstum von 7,7 Prozent gesehen, nach einem Plus von 8,5 Prozent in der vorherigen Prognosen vom April. Für das kommende Jahr 2013 rechnet die ADB mit einem BIP-Plus von 8,1 Prozent, nachdem im April-Bericht noch 8,7 Prozent gesehen wurden. Das Export- und Importwachstum dürfte dem Bericht zufolge weiter unter Druck bleiben.

„Der weltweite Nachfragerückgang, besonders in Europa, stellt kurzfristig eine ernste Bedrohung für das Wirtschaftswachstum dar“, so ADB's Chefvolkswirt Changyong Rhee.

Allerdings dürften Chinas starke Haushaltslage, die insgesamt sinkende Inflation und expansive Maßnahmen für eine weiche wirtschaftliche Landung sorgen, so die Entwicklungsbank. Die ADB rechnet dabei mit einer Inflation von 3,2 Prozent für das Jahr 2012 und einer leicht höheren Inflationsrate von 3,5 Prozent im folgenden Jahr 2013.

Für Indien rechnet die ADB mit einem Wirtschaftswachstum von 5,6 Prozent im Fiskaljahr 2012 und von 6,7 Prozent im kommenden Jahr 2013. Das ist ein deutlicher Abschlag zu dem April-Bericht, als die ADB noch von einem Wachstum von 7 Prozent für 2012 und von 7,5 Prozent für 2013 ausging. Begründet wurde die deutlich gesenkte Wirtschaftsprognose mit einer weltweit fallenden Konsumnachfrage sowie einer verschobenen Monsun-Saison die das Wachstum im Agrarsektor belastet.

Dabei hebt der jüngste ADB-Bericht auch die Abkühlung bei neuen Infrastrukturprojekten hervor, die auf eine Schwäche bei den Investitionen hindeutet. Die Inflationserwartung für Indien liegt für 2012 nun bei 8,2 Prozent, nachdem zuvor nur von 7 Prozent ausgegangen wurde. Hier treiben steigende Nahrungsmittel- und Energiepreise an. Im Jahr 2013 wird dann aber mit einer zurückgehenden Inflation auf 7 Prozent gerechnet. Die Inflation für die Industrienationen Asiens wird dem Bericht zufolge für 2012 und 2013 mit jeweils 4,2 Prozent gesehen, nach 5,9 Prozent im Jahr 2011.

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Über den Experten

Christian Zoller
Christian Zoller

Christian Zoller studierte Betriebswirtschaftslehre an der Universität Regensburg sowie an der WU Wien, mit den Schwerpunkten Investmentbanking und Corporate Finance. Seit 1995 ist er in den Bereichen Fundamentalanalyse und Technische Analyse tätig. Seine berufliche Laufbahn führte Zoller unter anderem zur Austria Presse Agentur (APA-Finance), zu BörseDaily und stock3. Zudem verfasste er Fachartikel für den Newsletter „Trendwatch“ des Heikin-Ashi-Experten Dan Valcu und ist Autor des Fachbuchs „Behavioral Finance bei Technischer Analyse“. Für die Finanzmarktanalyse verwendet Zoller unter anderem gerne Saisonalitäten, die Sentimentanalyse, Fundamentaldaten und die Charttechnik.

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