Anteil Erneuerbarer an Stromverbrauch steigt im 1. Halbjahr auf 58%
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BERLIN (Dow Jones) - Erneuerbare Energien haben in Deutschland im ersten Halbjahr 58 Prozent des Bruttoinlandstromverbrauchs gedeckt und damit so viel wie nie zuvor in einem Halbjahr. Das zeigen vorläufige Berechnungen des Zentrums für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung Baden-Württemberg (ZSW) und des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW). Der Anteil der erneuerbaren Energien am Stromverbrauch lag damit fast 6 Prozentpunkte höher als im ersten Halbjahr des vergangenen Jahres. Seit April verzeichneten sie monatlich einen Anteil von 59 Prozent. Der Anstieg wird insbesondere auf die Photovoltaik zurückgeführt. Die Bruttostromerzeugung ging im ersten Halbjahr hingegen um 5 Prozent zurück.
Auch dank des Rekordzubaus im Jahr 2023 hätten Photovoltaikanlagen von Januar bis Ende Juni insgesamt 37 Milliarden Kilowattstunden (kWh) produziert und damit deutlich mehr Strom als im Vorjahr. Die Wasserkraft trug im ersten Halbjahr mit 12 Milliarden kWh Strom für ihre Verhältnisse überdurchschnittlich stark zur Stromerzeugung bei.
"Zum wiederholten Mal in Folge sehen wir einen Rekord beim Erneuerbaren-Anteil am Stromverbrauch. Das ist der Lohn für den beharrlichen Ausbau von Windenergie und Photovoltaik in den vergangenen Jahren", sagte Kerstin Andreae, Vorsitzende der BDEW-Hauptgeschäftsführung.
Nach Ansicht von Frithjof Staiß, geschäftsführender Vorstand des ZSW, unterstreicht dieser erneute Rekord, "dass eine effiziente, zuverlässige, sichere und treibhausgasneutrale Stromversorgung auf der Basis von nahezu 100 Prozent erneuerbaren Energien inklusive Wasserstoff bis 2035 in Deutschland nicht nur erreichbar ist, sondern damit auch ein stabiles Fundament für die Industrie auf ihrem Weg zur klimaneutralen Produktion bietet".
Bruttostromerzeugung geht zurück
Im ersten Halbjahr 2024 lag die Bruttostromerzeugung bei 252 Milliarden Kilowattstunden (Mrd. kWh), was laut BDEW und ZSW einem Rückgang von knapp 5 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum (1. Halbjahr 2023: 265 Mrd. kWh) entsprach. Dem stand ein Stromverbrauch von rund 250 Mrd. kWh gegenüber (1. Halbjahr 2023: 250 Mrd. kWh).
Insgesamt wurden knapp 150 Mrd. kWh Strom aus Sonne, Wind und anderen regenerativen Quellen erzeugt (1. Halbjahr 2023: 120 Mrd. kWh). Davon stammten knapp 62 Mrd. kWh aus Wind an Land, 37 Mrd. kWh aus Photovoltaik, 25 Mrd. kWh aus Biomasse, 14 Mrd. kWh aus Wind auf See und 12 Mrd. kWh aus Wasserkraft. Aus konventionellen Energieträgern wurden 102 Mrd. kWh erzeugt. Im Vorjahreszeitraum waren es noch 120 Mrd. kWh. Die Kernenergie, die im 1. Halbjahr 2023 noch 7 Mrd. kWh Strom lieferte, leistet seit der endgültigen Stilllegung der letzten drei Kernkraftwerksblöcke zum 15. April 2023 keinen Beitrag mehr zur Stromerzeugung in Deutschland.
Bau der Stromnetze und Entwicklung von Speichern muss vorangehen
Angesichts des Ausbaus der Erneuerbaren betonte der Verband BDEW die Bedeutung entsprechender Infrastrukturen. Er forderte daher, dass der Aus- und Umbau der Stromnetze sowie die Entwicklung von Speichern und innovativen Konzepten mit dem Erneuerbaren-Ausbau Hand in Hand gehen müssten.
"Denn grüner Strom bringt uns nichts, wenn er nicht genutzt werden kann. Hier muss die Bundesregierung die noch verbliebenen Hemmnisse aus dem Weg räumen", forderte Andreae.
Außerdem werde Sektorkopplung zu einem wichtigen Baustein im Energiesystem der Zukunft und hier spiele die Erzeugung von Wasserstoff eine zentrale Rolle. Die Bundesregierung müsse sich daher in Brüssel für pragmatische Kriterien für grünen und klimaneutralen Wasserstoff einsetzen.
Das gelte weiterhin auch für Planungs- und Genehmigungsverfahren. Zentral sei zudem der Bau wasserstofffähiger Gaskraftwerke.
"Denn trotz der erfreulichen Zahlen: Die Stromerzeugung aus Wind und Sonne ist nicht konstant. Wir brauchen gesicherte Leistung für Systemdienstleistungen und Zeiten, in denen die Sonne nicht scheint und der Wind nicht weht", so Andreae.
Kontakt zur Autorin: andrea.thomas@wsj.com
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