Anleiheausblick 2020: Zuflüsse in Spread-Produkte dürften sich fortsetzen
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Zu den Ereignissen, die das makroökonomische Umfeld im Jahr 2020 beeinflussen können, zählen die Präsidentschaftswahlen in den USA, der Wachwechsel bei der EZB, der Brexit und anhaltende Zollstreitigkeiten. Obwohl diese Ereignisse die Volatilität an den Finanzmärkten vermutlich erhöhen werden, bleiben die Spread-Märkte attraktiv, da die Risikobereitschaft weiter durch die globale Liquidität unterstützt wird. Die Risiken für das globale Wachstum könnten durch die Aussichten auf eine weltweite Lockerung der Fiskalpolitik abgemildert werden. In einem Umfeld, das angesichts der großen Menge an negativ verzinslichen Anlagen von der Suche nach Rendite geprägt ist, werden sich nach Ansicht von NN Investment Partners (NN IP) die Zuflüsse in Spread-Produkte voraussichtlich fortsetzen.
Europäische Unternehmensanleihen mit Investment Grade
Die aktuellen europäischen Makrodaten belasten den Ausblick für die Unternehmensgewinne im kommenden Jahr. Auch die anhaltende Unsicherheit rund um den Brexit ist nach wie vor ein negativer Faktor für die europäischen Märkte. Die Zentralbanken haben inzwischen jedoch ihre Geldpolitik gelockert, und die EZB hat als Reaktion auf die Verschlechterung der Wirtschaftsdaten ein unbefristetes Ankaufprogramm von Wertpapieren angekündigt. Dies hat bereits eine Verbesserung der technischen Bedingungen für Unternehmensanleihen mit Investment Grade und steigende Zuflüsse von institutionellen Investoren bewirkt.
Die Auswirkungen des schwierigeren Makroumfelds auf die Unternehmensgewinne könnten zu einem moderaten Anstieg des Verschuldungsgrads in zyklischeren Sektoren führen. Wir gehen jedoch nach wie vor davon aus, dass sich die Verschuldung in Europa insgesamt in einem stabilen Rahmen bewegen wird. Wir sehen einen stabilen oder positiven Trend in nicht-zyklischen Sektoren, in denen das Finanzmanagement der Unternehmen weiterhin konservativ ist. In diesem sich abschwächenden Wachstumsumfeld bevorzugen wir nicht-zyklische, qualitativ hochwertige Unternehmensanleihen. Darüber hinaus erwartet NN IP für das kommende Jahr ein weiter steigendes Interesse der Anleger an Strategien, die ESG-Faktoren integrieren.
Grüne Anleihen
Die Emission von grünen Anleihen wird sich im kommenden Jahr weiter beschleunigen (von einem geschätzten globalen Marktvolumen von 500 Mrd. Euro Anfang 2020), da Investitionen z.B. in saubere Energie zunehmen. Dieses Wachstum wird von staatlicher Seite vorangetrieben: Sowohl Deutschland als auch Italien und Schweden haben bestätigt, dass sie 2020 ein Programm für grüne Anleihen starten werden. Darüber hinaus steigen immer mehr Unternehmen in den Markt für grüne Anleihen ein. Dies ist zum Teil auf eine starke Belebung der Anlegernachfrage zurückzuführen. Gleichzeitig stellen immer mehr Unternehmen auf nachhaltigere Geschäftsmodelle um und möchten ihre neue Strategie mit grünen Anleihen finanzieren, z.B. Automobilhersteller, die auf Elektrofahrzeuge umsteigen. Insgesamt dürfte der globale Markt für grüne Anleihen bis Ende 2020 rund 700 Mrd. Euro erreicht haben.
Grüne Anleihen werden nächstes Jahr unseres Erachtens vermutlich besser abschneiden als der breite Anleihemarkt. Dies liegt vor allem daran, dass Investitionen in grüne Anleihen eine Möglichkeit darstellen, Unternehmen und Emittenten auszuwählen, die zukunftsorientiert agieren und weniger anfällig für ESG-Risiken sind. Das starke Wachstum des Marktes für grüne Anleihen bietet viele Möglichkeiten, von Neuemissionen zu profitieren.
Schwellenländer und Frontier Markets
Obwohl makroökonomische und politische Risiken weiter virulent sind, sind die Renditen von Schwellenländeranleihen derzeit stabil. Die jüngste Lockerung der Geldpolitik rund um den Globus wird die Schwellenländer unseres Erachtens kurz- bis mittelfristig weiter unterstützen. Wir glauben, dass eine erneute Eskalation der Handelsspannungen zwischen den USA und China vermieden wird. Stattdessen erwarten wir, dass beide Länder Zugeständnisse machen und Spannungen abbauen.
Für 2020 prognostizieren wir trotz der sich insgesamt leicht abschwächenden Wachstumsdynamik der Schwellenländer dennoch ein leicht zunehmendes Wachstumsgefälle zwischen Ihnen und den Industriestaaten. Dies ist vor allem auf die zyklische Dynamik in wichtigen Schwellenländern wie Brasilien zurückzuführen. In China dürfte sich das Wachstum aufgrund eines schwächeren weltwirtschaftlichen Umfelds allerdings weiter verlangsamen. Andererseits sollte sich das durchschnittliche Wachstum in den Frontier Markets von 2020 bis 2024 laut IWF-Weltwirtschaftsausblick von Oktober 2019 auf 3,9 % jährlich beschleunigen. Dieser Wert lag in den vorangegangenen fünf Jahren bei 3,5 %.
Die Fundamentaldaten der Schwellenländer sind im Allgemeinen robust. Die meisten Schwellenländer sind in einer relativ gesunden wirtschaftlichen Verfassung, sowohl außenwirtschaftlich als auch im Inland. Sie wachsen in einem Umfeld, das durch eine relativ niedrige Inflation und relativ unterbewertete lokale Währungen gekennzeichnet ist. Zudem waren die Rohstoffpreise, insbesondere für Öl, in den letzten drei Jahren stabil oder steigend. Angesichts der relativ hohen Realrenditen und des günstigen inflationären Umfelds sind wir der Meinung, dass die Zentralbanken der Schwellenländer einen gewissen Spielraum für eine Lockerung ihrer Geldpolitik haben, was das Wirtschaftswachstum ankurbeln könnte. Die Kombination dieser Faktoren sollte sich mittelfristig positiv auf die Wertentwicklung von Schwellenländeranleihen auswirken.
Wir gehen davon aus, dass sich die Zuflüsse in Schwellenländer in einem Umfeld, das von der Suche nach Rendite geprägt ist, fortsetzen werden. Sehr viele Vermögenswerte aus den Industriestaaten weisen negative Renditen auf, und Hochzinsanleihen aus den Schwellenländern sind attraktiv bewertet. Das gilt insbesondere für entsprechende Staatsanleihen in Hartwährung, für die wir in der kommenden Zeit ein geringeres Nettoangebot erwarten. Dies liegt zum Teil daran, dass viele Länder ihren Kreditbedarf reduzieren möchten (in vielen Fällen im Rahmen eines IWF-Programms) und daher weniger Emissionen vornehmen müssen.
Für Unternehmensanleihen aus den Schwellenländern erwarten wir eine endzyklische Dynamik, die zuletzt sichtbarer wurde und sich bis ins Jahr 2020 fortsetzen wird. Obwohl die überwiegende Mehrheit der Emissionen im Jahr 2020 über überschaubare Laufzeiten verfügt, erwarten wir eine höhere Ausfallwahrscheinlichkeit als die derzeit noch sichtbaren Tiefstände. Angesichts der bevorstehenden Wende im Kreditzyklus bevorzugen wir bei Unternehmensanleihen aus den Schwellenländern tendenziell Emittenten von Investment-Grade-Anleihen gegenüber Hochzinsemittenten.
Globale Hochzinsanleihen
Für den globalen Hochzinsmarkt wird 2020 ein entscheidendes Jahr mit vielen Ereignissen sein, die sich auf die Risikobereitschaft und die Kreditqualität auswirken könnten. Die „bekannten Unbekannten", die die Kreditqualität und die Marktpreise beeinflussen könnten, hängen hauptsächlich mit der Politik und der Gesamtwirtschaft zusammen. In den USA haben die demokratischen Präsidentschaftsvorwahlen das Potenzial, fast jede Branche zu beeinflussen. Sollte die Senatorin Elizabeth Warren als Kandidatin der Demokraten nominiert werden, würde der Markt unserer Ansicht nach damit beginnen, die Möglichkeit von bedeutenden Regulierungsänderungen in Branchen wie Finanzen, Gesundheit und Energie, einzupreisen – hauptsächlich negativ. Diese Sektoren machen über 40 % des US-Hochzinsmarktes und damit 30 % des weltweiten Hochzinsmarktes aus.
Wir glauben, dass der Welthandel auch im nächsten Jahr volatil sein wird. Positiv ist, dass diese Volatilität Chancen für aktive Anleger eröffnet. Die Kehrseite ist, dass die anhaltende Unsicherheit auch die Aussichten für das globale Wachstum weiter eintrüben und die Investitionsausgaben der Unternehmen senken wird. Auch wenn die Fundamentaldaten von Unternehmensanleihen und die technischen Marktfaktoren den Hochzinsmarkt unterstützen dürften, haben wir benachbarte Märkte wie Anleihen mit Investment Grade und den Leveraged-Loan-Markt genau im Auge. Das Hauptaugenmerk legen wir dabei auf das Risiko der „gefallenen Engel", das durch das schnelle Wachstum von Unternehmensanleihen mit BBB-Rating sowie die schlechtere Bonität und die nachlassende Risikobereitschaft auf dem Leveraged-Loan-Markt hervorgerufen wird.
Mit Blick auf die Regionen bevorzugen wir asiatische Hochzinsanleihen, hauptsächlich aufgrund der attraktiven Bewertungen. Wir mögen auch US-Hochzinsanleihen, da sie bessere Wachstumsaussichten haben als europäische Papiere. Insgesamt haben wir zuletzt unseren Ausblick für Unternehmensanleihen nach unten korrigiert, für 2020 erwarten wir eine Stabilisierung. Wir bevorzugen nach wie vor liquide Anleihen größerer Unternehmen, da das Liquiditätsrisiko bei kleineren Emissionen häufig unzureichend kompensiert wird. Bei Unternehmensanleihen mit niedrigerem Rating sehen wir weniger Chancen. Wir werden die Bewertungen weiterhin genau im Auge behalten, da wir glauben, dass sie wahrscheinlich wie immer über das Ziel hinausschießen – dann wollen wir die sich bietenden Anlagechancen nutzen.
Wandelanleihen
2019 war ein gutes Jahr für Wandelanleihen. Die Indizes für Wandelanleihen haben in US-Dollar hohe einstellige Renditen erzielt. Es gab viele Neuemissionen und die Bewertungen sind immer noch fair bis relativ günstig. Für 2020 erwarten wir, dass dieser Markt weiterhin interessante Anlagemöglichkeiten bietet, da sich der solide Emissionstrend fortsetzen dürfte.
Das Jahr 2020 verspricht interessant zu werden, mit den Präsidentschaftswahlen in den USA, einem Führungswechsel bei der EZB, einem wahrscheinlichen Brexit und anhaltenden Zollstreitigkeiten. Obwohl der Ausgang all dieser Ereignisse ungewiss ist, sind Investoren in Wandelanleihen gut positioniert, um die Finanzmärkte, die voraussichtlich volatil bleiben werden, zu meistern. Sie können an den Kursanstiegen von Aktien partizipieren und profitieren gleichzeitig vom für Anleihen typischen Abwärtsschutz. Die relativ starken Kreditkennzahlen von Anleihen mit einem Rating von BB bis BBB, die im Durchschnitt im Anlageuniversum von Wandelanleihen zu finden sind, dürften die Anleger vor übermäßigen Rücksetzern schützen.
Aus regionaler Sicht bevorzugen wir den US-Wandelanleihenmarkt aufgrund seiner Größe, seiner Liquidität und seinem Angebot an Unternehmen mit soliden Kreditkennzahlen und hohen erwarteten Wachstumsraten, hauptsächlich im Technologiesektor. Die Treiber in diesem Segment passen gut zu langfristigen Wachstumsthemen wie Cloud Computing und Big Data. In Asien (ohne Japan) gewinnt China deutlich Marktanteile und wir freuen uns auf weitere Anlagemöglichkeiten aus dieser Region. Angesichts der strukturellen Veränderungen und Entwicklungen gehen wir davon aus, dass Investoren in Wandelanleihen weiterhin von einem starken Neuemissionsvolumen profitieren werden. Darüber hinaus erwartet NN IP ein stetig steigendes Anlegerinteresse am Thema Nachhaltigkeit, da sie den Nutzen einer Minimierung der ESG-Risiken erkennen.
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