Kommentar
13:11 Uhr, 14.11.2011

Am italienischen Finanz-Wesen muss Euroland genesen

In Griechenland haben sich nach dem Rücktritt des griechischen Premierministers die zwei großen Parteien bis zu den Neuwahlen im Februar auf die Bildung einer Übergangsregierung mit Papademos an der Spitze geeinigt. Damit sollte das zweite Rettungspaket zwar seine Zustimmung im Parlament finden. Das ist aber nur die Spitze des Eisbergs bei der Bewältigung der griechischen Krise. Gelingt diese Herkulesaufgabe nicht, kann die Staatsverschuldung schon im nächsten Jahr 200 Prozent des Wirtschaftswachstums betragen.

Grundsätzlich ist aber Griechenland an den Finanzmärkten schon weitgehend abgehakt. Alle Augen sind auf Italien gerichtet. Dabei hoffen die Finanzmärkte sehnsüchtig, dass so schnell wie möglich der Post-Berlusconismus ausbricht, dass also eine neue Regierung - wenn auch zunächst nur im Übergang - die dringend erforderlichen Sparmaßnahmen und Wirtschaftsreformen zügig verabschiedet.

Die Unsicherheit über die Entwicklungen in Italien wirkt wie Öl in den Flammen der Euro-Krise und bringt auch Frankreich, das finanzwirtschaftlich stark mit Italien verbunden ist, weiter in Bedrängnis. So steigt der Renditeaufschlag französischer zu deutschen Staatsanleihen weiter an und befindet sich auf einem Rekordhoch von 1,6 Prozentpunkten. Das ist der höchste Risikoaufschlag seit 1990.

Der Markt unter der Lupe:

Am italienischen Finanz-Wesen muss Euroland genesen

In Griechenland haben sich nach dem Rücktritt des griechischen Premierministers die zwei großen Parteien bis zu den Neuwahlen im Februar auf die Bildung einer Übergangsregierung mit Papademos an der Spitze geeinigt. Damit sollte das zweite Rettungspaket zwar seine Zustimmung im Parlament finden. Das ist aber nur die Spitze des Eisbergs bei der Bewältigung der griechischen Krise. Gelingt diese Herkulesaufgabe nicht, kann die Staatsverschuldung schon im nächsten Jahr 200 Prozent des Wirtschaftswachstums betragen.

Grundsätzlich ist aber Griechenland an den Finanzmärkten schon weitgehend abgehakt. Alle Augen sind auf Italien gerichtet. Dabei hoffen die Finanzmärkte sehnsüchtig, dass so schnell wie möglich der Post-Berlusconismus ausbricht, dass also eine neue Regierung - wenn auch zunächst nur im Übergang - die dringend erforderlichen Sparmaßnahmen und Wirtschaftsreformen zügig verabschiedet.

Die Unsicherheit über die Entwicklungen in Italien wirkt wie Öl in den Flammen der Euro-Krise und bringt auch Frankreich, das finanzwirtschaftlich stark mit Italien verbunden ist, weiter in Bedrängnis. So steigt der Renditeaufschlag französischer zu deutschen Staatsanleihen weiter an und befindet sich auf einem Rekordhoch von 1,6 Prozentpunkten. Das ist der höchste Risikoaufschlag seit 1990.

Italiener, wehret den Anfängen
Vergleicht man konkret den Renditeverlauf 10-jähriger italienischer Staatsanleihen seit Anfang 2011 mit dem portugiesischer Staatsanleihen seit Anfang 2010, zeichnen sich beunruhigende Tendenzen ab. Zur Erinnerung: Im November 2010 sprach Portugal bei einer damaligen 10-jährigen Rendite von sieben Prozent davon, dass der Zeitpunkt gekommen sei, fremde Rettungshilfe anzunehmen. An dieser Schwelle steht Italien jetzt auch. Rein theoretisch könnte Italien damit bei einer weiteren Renditeerhöhung den Rettungsschirm in Anspruch nehmen. Aber die Chancen des Europäischen Rettungsschirms, Italien zu retten, sind ähnlich begrenzt wie das Aufheizen der Adria im Winter. Die Finanzmärkte würden die Rettung eines der größten Anleihemärkte der Welt als Absurdität betrachten und nicht honorieren. Somit kann sich Italien nur selbst helfen.

Grafik der Woche: Renditeverlauf italienischer zu portugiesischen 10J-Staatsanleihen

Die Finanzmärkte zweifeln allerdings an der stabilitätspolitischen Tugend Italiens. Im Vergleich noch zum September hat sich die italienische Zinsstrukturkurve über einen Anstieg der kurzfristigen Zinssätze deutlich verflacht. Dass Italien auch am kurzen Ende ähnlich hohe Zinsen wie am langen zahlen muss, zeigt eine massive Vertrauensstörung in die wirtschaftlichen und finanzpolitischen Perspektiven der drittgrößten Volkswirtschaft der Eurozone an.

Überhaupt, konnte das italienische Wirtschaftswachstum in der Vergangenheit noch mit der Entwicklung der Refinanzierungskosten - also den Renditen am Anleihemarkt - mühelos Schritt halten, so hat mit dem Beginn der Wirtschaftskrise 2008 eine Entkoppelung stattgefunden. Man erwirtschaftet schlichtweg nicht mehr die zu zahlenden Kosten.

So ist es wenig verwunderlich das die Kreditausfallversicherungen für italienische Staatspapiere mit einer Laufzeit von 5 Jahren ein neues Rekordhoch erklommen haben.

Ob sich der italienische Staat angesichts dieser Entwicklungen aktuell überhaupt noch ordentlich am Markt refinanzieren kann oder ob ausschließlich Zentralbanken als Käufer - auch am Primärmarkt über Geschäftsbanken, die die gekauften Anleihen direkt wieder bei der EZB als Sicherheit für frisches Geld hinterlegen, was wie in einem Kreislaufsystem erneut in Staatsanleihen investiert wird - auftreten, lässt sich hierbei nicht genau feststellen. Immerhin die Verabschiedung des Haushaltsgesetzes im italienischen Senat ist ein erster Schritt. Die Sanierung Italiens ist aber keine Kurzstrecke, sondern ein Marathonlauf.

Die Finanzmärkte zweifeln allerdings an der stabilitätspolitischen Tugend Italiens. Im Vergleich noch zum September hat sich die italienische Zinsstrukturkurve über einen Anstieg der kurzfristigen Zinssätze deutlich verflacht. Dass Italien auch am kurzen Ende ähnlich hohe Zinsen wie am langen zahlen muss, zeigt eine massive Vertrauensstörung in die wirtschaftlichen und finanzpolitischen Perspektiven der drittgrößten Volkswirtschaft der Eurozone an.

Überhaupt, konnte das italienische Wirtschaftswachstum in der Vergangenheit noch mit der Entwicklung der Refinanzierungskosten - also den Renditen am Anleihemarkt - mühelos Schritt halten, so hat mit dem Beginn der Wirtschaftskrise 2008 eine Entkoppelung stattgefunden. Man erwirtschaftet schlichtweg nicht mehr die zu zahlenden Kosten.

Robert Halver, Leiter Kapitalmarktanalyse der Baader Bank AG

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