Kommentar
18:02 Uhr, 24.05.2019

Aktienmarkt: Korrekturfortsetzung wird immer wahrscheinlicher

Der Markt kann sich nicht entscheiden. Anstatt eine klare Richtung einzuschlagen, geht es hin und her. Was können wir mittelfristig erwarten?

Eine Glaskugel mit Erfolgsgarantie hat niemand. Dennoch gibt es einige Regeln, die erahnen lassen, wohin es den Markt zieht. Dazu gehört auch der Anleihemarkt. Dieser ist dem Aktienmarkt häufig voraus, wird von vielen aber kaum wahrgenommen.

Seit es so gut wie keine Zinsen mehr gibt, ist der Anleihemarkt auch wenig spannend. Ob 10-jährige US-Anleihen nun bei 2,4 % oder 2,6 % stehen, ist kaum erheblich. Nennenswerte Rendite gibt es in keinem der Fälle. Doch als Signal für den Aktienmarkt sind auch die kleineren Schwankungen sehr relevant.

Anleihen reagieren auf Unsicherheit oftmals früher als der Aktienmarkt. Die Renditen von relativ sicheren Staatsanleihen sinken. Gleichzeitig steigt die Rendite von Risikopapieren, die nicht mehr im Investment Grade Bereich sind (Ramschanleihen).

Vor großen Wendepunkten am Aktienmarkt sinkt die Rendite von Staatsanleihen und die von Ramschanleihen steigt. Grafik 1 stellt dies als Verhältnis dar. Sinkt das Verhältnis, sind Anleger weniger risikofreudig. Bemerkenswert ist dabei, dass die Risikofreude Monate vor den zyklischen Hochs des Aktienmarktes drehte. Das war im Jahr 2000 nicht anders als 2007, 2011, 2014 und heute wieder.

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Zugegeben, der Anleihemarkt lief dem Aktienmarkt Ende 2018 nicht voraus. Beide Märkte gingen mehr oder minder Hand in Hand. Dafür haben wir aktuell eine erhebliche Divergenz. Der Aktienmarkt hat jüngst neue Allzeithochs erreicht und notiert in den USA keine 5 % darunter. Demgegenüber steht ein deutlich tieferes Hoch beim Verhältnis von Staats- zu Unternehmensanleihen (Grafik 2).

Aktienmarkt-Korrekturfortsetzung-wird-immer-wahrscheinlicher-Kommentar-Clemens-Schmale-GodmodeTrader.de-2

Die Risikofreude ist noch nicht wieder zurück. Die Divergenz ist ziemlich ernst, denn im Normalfall löst sie sich zugunsten des Anleihemarktes auf. Dieser bekommt fast immer Recht. Der Aktienmarkt müsste also wieder korrigieren.


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Derzeit wissen Anleger nicht so recht, wohin die Reise geht. Tatsächlich kann so gut wie alles geschehen. Einigen sich China und die USA doch noch kurzfristig auf einen Deal, ist die Risikofreude wieder schnell zurück. Jeder Tag, der verstreicht und keine Einigung bringt, gefährdet den Markt. Es macht es wahrscheinlicher, dass der Markt fällt. Aber wieso eigentlich?

Anleger haben keine Risikofreude. Es braucht einen klaren Anreiz, um Anleger zum Kaufen zu bewegen. Kommt dieser Anreiz nicht, wird irgendwann verkauft. Es braucht dringend gute Neuigkeiten, um eine Korrektur zu verhindern. Von alleine steigt der Markt nicht, wenn die Risikofreude fehlt – und diese fehlt derzeit eindeutig.

Keine Neuigkeiten sind schlechte Neuigkeiten. Je länger das anhält – und davon ist aktuell auszugehen – desto kritischer wird es und ohne Risikofreude gibt es kein Buy the Dip verhalten, bei dem jeder kleine Rücksetzer sofort gekauft wird. Kommt da die Lawine erst ins Rollen, kann es schnell und deutlich nach unten gehen.


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26 Kommentare

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  • Dr. Bull
    Dr. Bull

    Die Divergenzen bedeuten nicht viel. Es ist nur Vorsicht geboten, dass die Kurse nachgeben könnten, mehr nicht. Und das haben die doch auch seit Anfang Mai. In den letzten 10 Jahren gab es einige davon und es ist auch nicht zum Crash gekommen. Daher heißt es nicht zwangsläufig, dass ein Crash vor der Tür steht. Und die Korrektur ist meiner Meinung nach (so gut wie) durch.

    01:38 Uhr, 27.05.2019
  • The Secessionist
    The Secessionist

    By by Miss American pie ..............

    09:53 Uhr, 26.05.2019
  • wizardmw
    wizardmw

    Wobei einen gesunder Menschenverstand, volkswirtschaftliche und betriebswirtschaftliche Regeln einem zum Dauerbären machen sollten. Aber aus den gleichen Gründen machen Leute bei Schneeballsystemen wissentlich mit. Es tun einen nur die leid, die nicht verstehen, was ein Schneeballsystem ist.....

    19:17 Uhr, 25.05.2019
    1 Antwort anzeigen
  • Dr. Bull
    Dr. Bull

    Jetzt herrscht Skepsis und etwas Angst. Das Tief sollte vor der Tür stehen, falls noch nicht gesehen.

    18:48 Uhr, 25.05.2019
    2 Antworten anzeigen
  • Odion
    Odion

    Mm, wenn ich mir die Auswertung anschaue, muß ich feststellen, dass häufig die Aktienkurse gestiegen sind, obwohl die Risikoaversion gestiegen ist. Wenn man jedes Mal ausgestiegen wäre, wenn die Risk-Kurve nach unten geht, dann hätte man an vielen Steigerungen nicht partizipiert. Also was bringt mir diese Auswertung? Soll diese jetzt heißen, dass ich aussteigen soll? Wann in der Vergangenheit wäre ich ausgestiegen? Oder was verstehe ich hier nicht?

    13:59 Uhr, 25.05.2019
    3 Antworten anzeigen
  • wolp
    wolp

    Guter Artikel. Danke! Wir, die wir die Zeit haben uns mit der Börse zu befassen und seit Jahren dabei sind, sind doch finanziell unabhängig. Solidarität ist selbstverständlich. Sorgen betreffen unsere Gesellschaft und der rechte Populismus. Geld spielt keine Rolle, der Mensch ist wichtig.

    22:49 Uhr, 24.05.2019
    1 Antwort anzeigen
  • The Secessionist
    The Secessionist

    This is the The Big One ! The time has come ! 2019/20 stocks and Financial system going one way .... ⏳ the final Destination !

    20:51 Uhr, 24.05.2019
  • 1 Antwort anzeigen

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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