Aktienausblick 2020: Fiskalpolitik als Impulsgeber für die Märkte?
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Das langsamer werdende globale Wachstum ist hauptsächlich auf die politischen Unsicherheiten zurückzuführen, die das Vertrauen der Unternehmen und die Investitionen dämpfen. Das schleppende Investitionswachstum senkt die Wachstumsrate, und die Aussichten für 2020 hängen davon ab, ob die Politik Maßnahmen ergreift, die Ausgaben und Investitionen stimulieren. Um die im vergangenen Jahr einsetzende Konjunkturabschwächung aufzuhalten, müssen die Regierungen Maßnahmen einleiten, die die Geldpolitik ergänzen und das Vertrauen der Unternehmen und der Verbraucher stärken. Der verbleibende geldpolitische Spielraum ist begrenzt. Weitere Unterstützung muss entweder durch eine Verringerung der politischen Risiken oder durch staatliche Maßnahmen in Form von fiskalischen Impulsen oder Strukturreformen erfolgen. Ohne solche Maßnahmen besteht nach Ansicht von NN Investment Partners (NN IP) die Gefahr, dass die Stimmung im Privatsektor kippt und die Wirtschaft in eine Rezession rutscht.
Damit ist der Ausblick für 2020 zweigeteilt: Entweder wird sich das Wachstum aufgrund der jüngsten geldpolitischen Lockerungen, eines anhaltenden Rückgangs der politischen Risiken und der Unterstützung durch die Fiskalpolitik moderat verbessern, oder eine Eintrübung des Vertrauens im Privatsektor wird zu einer Rezession führen. Die jüngsten politischen Entwicklungen und eine gewisse Stabilisierung der Daten deuten darauf hin, dass die Wahrscheinlichkeit des positiveren Szenarios gestiegen ist. Es bleibt abzuwarten, ob sich dieser Trend fortsetzt.
Europäische Aktien: zyklische Titel bevorzugt
Sofern das politische Risiko nicht stark ansteigt, würden fiskalische Anreize genügend Raum für einen Rückgang der derzeit hohen Aktienrisikoprämien schaffen. In diesem Umfeld wären Aktien die bevorzugte Anlageklasse. Die wichtigste Frage bei europäischen Aktien ist, welche Marktsegmente im Jahr 2020 die Führungsrolle übernehmen werden. Ist ein Wiederaufleben von zyklischen Aktien wahrscheinlich, nachdem sie 2018 und 2019 hinter defensiven Titeln zurückgeblieben sind, oder wird sich das Muster der vergangenen zwei Jahre wiederholen?
Angesichts der unsicheren globalen gesamtwirtschaftlichen Aussichten besteht die Möglichkeit, dass sich Anleger weiter für defensive sichere Häfen wie Grundbedarfsgüter und Versorger und nicht für die riskanteren, zyklischen Sektoren entscheiden werden. Wenn aber die Fiskalpolitik zum Zuge kommt und sich die Aussichten auf eine zunehmende fiskalische Lockerung bewahrheiten, rechnen wir mit einer Wiederbelebung der Konjunktur. Wir glauben, dass zyklische Aktien die als sichere Häfen geltenden Segmente im Jahr 2020 übertreffen können.
Europäische Aktien erscheinen derzeit aus historischer Sicht attraktiv (Tabelle). Dabei hinken zyklische Aktien inzwischen deutlich hinterher und haben Aufholbedarf, wenn sie gegenüber defensiven Aktien wieder mehr in ihren historischen Bewertungsspannen liegen wollen. Allerdings ist die Bewertung alleine selten ein Katalysator für eine relative Outperformance. Es wird häufig eine weitere Zutat benötigt. Nach unserer Ansicht ist dies nun die Tatsache, dass die Märkte die aktuelle Verlangsamung des Wirtschaftswachstums eingepreist haben und nun den Tiefpunkt sehen und eine Beschleunigung erwarten könnten. Aber egal, welchen Weg die europäischen Aktienmärkte einschlagen: Wir gehen davon aus, dass sich der Spread zwischen defensiven und zyklischen Aktien im Jahr 2020 verringern wird, wovon zyklische Aktien in Europa profitieren werden.
Nachhaltige Aktien
Unternehmen mit einem nachhaltigen Fokus ermöglichen eine Investition in die UN-Ziele für nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Goals, SDGs) und profitieren davon, dass immer mehr Geld in diese Richtung fließt. Dieser Trend wird sich unseres Erachtens im Jahr 2020 und darüber hinaus beschleunigen.
Der jüngste makroökonomische Ruf nach fiskalischer Unterstützung in verschiedenen Wirtschaftsregionen dürfte auch Unternehmen unterstützen, die auf Nachhaltigkeit setzen. Zu dieser fiskalischen Unterstützung zählen staatlich geförderte Investitionen, Ausgaben und Steuerzuschüsse, die den globalen Übergang zu erneuerbaren Energien beschleunigen, oder Initiativen zur Verbesserung von Mobilität und Recycling. Im nachhaltigen und impact-orientierten Aktienbereich sehen wir starke Wachstumschancen beim Übergang zu erneuerbaren Energien, einschließlich erneuerbarer Infrastruktur und Versorger, die den Sprung zu neuen Formen der Stromerzeugung geschafft haben. Wir mögen auch Unternehmen, die sich mit nachhaltiger Landwirtschaft und der Proteinproduktion beschäftigen, da sie von sich ändernden Konsumgewohnheiten profitieren werden. Darüber hinaus sehen wir Anlagechancen bei Anbietern im Gesundheitswesen, die dazu beitragen, die ständig steigenden Gesundheitskosten einzudämmen.
In Bezug auf die Bewertungen sind diese nachhaltigen Unternehmen auf Basis kurzfristiger Kennzahlen mittlerweile teuer. Wir halten sie jedoch nicht für überteuert, insbesondere wenn man die längerfristigen Wachstumsaussichten bei einem Discounted-Cashflow-Ansatz berücksichtigt. Wenn qualitativ schlechtere, weniger nachhaltige Unternehmen relativ gesehen günstiger geworden sind, hat dies gute Gründe: nämlich sehr niedrige wirtschaftliche Erträge, Verdrängungswettbewerb und fehlende nachhaltige Wachstumschancen. Daher bevorzugt NN IP auch 2020 nachhaltige, wachstumsstarke Unternehmen.
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