AHK-Umfrage: Geschäftslage in Asien-Pazifik auf Rekordtief
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Von Andreas Kißler
BERLIN (Dow Jones) - Die aktuelle Geschäftslage der deutschen Unternehmen in der Region Asien-Pazifik (ohne Greater China) hat im Herbst 2024 nach einer Umfrage der Deutschen Auslandshandelskammern (AHK) einen historischen Tiefstand erreicht. Gut jedes dritte Unternehmen (35 Prozent) bewertete seine aktuelle Geschäftslage als gut, 18 Prozent hingegen als schlecht. Nur während der Pandemie 2020 sei die Situation von den Unternehmen vor Ort negativer eingeschätzt worden. Die Erwartungen der Unternehmen an die Konjunktur vor Ort trübten sich im Vergleich zum Frühjahr 2024 ein. Dennoch erwarte gut jedes zweite Unternehmen (51 Prozent) im kommenden Jahr eine Verbesserung seiner Geschäfte vor Ort. Nur 8 Prozent rechneten mit einer Verschlechterung.
"Unsere Unternehmen in Asien-Pazifik lassen sich trotz der eingetrübten aktuellen Lage an vielen Standorten nicht entmutigen und blicken unterm Strich optimistisch in die Zukunft", so Volker Treier, Außenwirtschaftschef der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK), angesichts der neuen Ergebnisse. Besonders deutlich zeige sich die Zuversicht in Indien, wo zwei Drittel der Unternehmen sogar die konjunkturelle Entwicklung vor Ort in den kommenden zwölf Monaten positiver einschätzten als noch zuletzt.
Indien bleibe das Zugpferd für Investitionen in Asien-Pazifik. 51 Prozent der Unternehmen vor Ort beabsichtigten höhere Investitionen in den kommenden zwölf Monaten. Damit sei Indien ein bedeutender Anziehungspunkt für ausländische, auch deutsche Investitionen, knapp hinter den Philippinen (52 Prozent). Auf den Philippinen bewerteten 58 Prozent der Unternehmen ihre aktuelle Geschäftslage als gut, in Malaysia seien es 54 Prozent. In beiden Ländern sei dies eine signifikante Verbesserung im Vergleich zum Vorjahr.
Diversifizierung schreitet voran
Im Gegensatz dazu sänken die Investitionsabsichten in Greater China deutlich, insbesondere in Festlandchina senke gut jedes vierte Unternehmen (28 Prozent) seine Investitionsabsichten für das kommende Jahr. Hier habe sich die Geschäftslage zwar leicht erholt, die Investitionspläne der Unternehmen hätten sich im Vergleich zum Vorjahr jedoch deutlich verringert. Die Diversifizierung von China aus in andere Märkte Asien-Pazifiks schreite weiter voran.
In der gesamten Region Asien-Pazifik sehen laut der Umfrage 51 Prozent der Unternehmen die schwache Nachfrage und 42 Prozent die Wechselkursschwankungen als größte Herausforderungen an. In Greater China bewerteten drei Viertel der Unternehmen die geringe Nachfrage als das bedeutendste Geschäftsrisiko. In Indien seien es vor allem Rohstoffpreise, Wechselkursvolatilität und Fachkräftemangel, die den Unternehmen Sorgen bereiteten. Die Schwächung der Wettbewerbsposition in Festlandchina sei ebenfalls ein besorgniserregender Trend. Hier gäben 47 Prozent der Unternehmen an, dass sich ihre eigene Wettbewerbsfähigkeit verschlechtert habe, auch in Relation zu heimischen Konkurrenten.
Nachhaltigkeitsanforderungen erwiesen sich als entscheidender positiver Einflussfaktor, der die Wettbewerbsfähigkeit stärke. "Nachhaltigkeitsanforderungen haben sich zu einem Booster für die Wettbewerbsfähigkeit unserer Unternehmen vor Ort entwickelt", sagte Treier. Gleichzeitig sähen die Unternehmen eine steigende Konkurrenz sowohl am Standort als auch durch Drittmärkte. In Greater China berichteten viele Unternehmen zudem von Benachteiligungen am lokalen Markt, die ihre Wettbewerbsfähigkeit beeinträchtigten. Die Region Asien-Pazifik steht ab Donnerstag im Fokus der Asien-Pazifik-Konferenz der Deutschen Wirtschaft in Neu-Delhi, zu der auch Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) erwartet werden.
Kontakt zum Autor: andreas.kissler@wsj.com
DJG/ank/jhe
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