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12:10 Uhr, 14.01.2024

3 Dividendenperlen mit Aufholpotenzial in 2024 & Tradingidee

Erwähnte Instrumente

Keine Frage: 2023 war an den Börsen ein sehr starkes Jahr. Der wichtigste Aktienindex der USA, der S&P500, ist um mehr als 25 % gestiegen und hat damit die Verluste von 2022 fast wett gemacht. Mit dieser Performance steht der Index aktuell kurz vor seinem Allzeithoch.

Doch nicht alle Branchen haben 2023 gleich stark profitiert. Insbesondere der Technologie-Sektor konnte durch die enorme Performance von Indexschwergewichten wie Apple, Microsoft und Nvidia überdurchschnittlich stark profitieren.

Betrachtet man hingegen den S&P Equal Weight, also den Index, bei dem alle 500 Unternehmen jeweils mit 0,2 % gewichtet sind, fällt auf, dass dieser im vergangenen Jahr mit nur knapp 8 % deutlich schlechter abgeschnitten hat. Was sind die Gründe für diese Underperformance? Welche Branchen und welche Unternehmen mussten im vergangenen Jahr mit Kursrückgängen kämpfen und bieten jetzt möglicherweise attraktive Einstiegschancen?

Wann ist der beste Einstiegszeitpunkt?

Bei Unternehmen mit fallenden Aktienkursen ist es sehr schwierig, einen guten Einstiegszeitpunkt zu erwischen. Entweder man steigt zu früh ein und greift ins fallende Messer, oder aber man steigt zu spät ein und verpasst den größten Teil des Rebounds. Es gibt manchmal allerdings Anzeichen, dass eine Trendumkehr stattfinden könnte:

Denn zum Jahresbeginn fließt frisches Geld insbesondere von institutionellen Investoren, also zum Beispiel Fonds oder Banken, in den Markt. Folgen daraufhin Anschlusskäufe durch Privatpersonen, kann eine Trendumkehr stattfinden. Es war insbesondere in der ersten Woche im neuen Jahr spannend zu beobachten, dass die Profiteure aus dem Vorjahr, also allen voran Technologie-Titel, einen eher schwachen Auftakt erlebten. Auch wenn viele Technologiewerte die Verluste in der zweiten Woche bereits wettgemacht haben, bleibt die Situation spannend. Die nächsten Wochen werden zeigen, ob wir eine Sektorrotation sehen werden.

In diesem Artikel stellen wir drei Aktien vor, die durch eine starke Dividendenrendite oder ein starkes Dividendenwachstum glänzen und aktuell attraktiv bewertet sind. Im Sinne der Sektorrotation könnten sie in diesem Jahr zu den großen Profiteuren zählen.

The Hershey Company

Die Hershey Company, bekannt für ihre Schokoladenprodukte wie Hershey’s, Reese’s und Hershey’s Kisses, ist ein vor allem in den USA agierendes Snack-Unternehmen. Mit einem starken Fokus auf Schokolade und Süßwaren hat Hershey sein Sortiment aber in den letzten Jahren auch um salzige Snacks erweitert.

Das Unternehmen passt seine Produkte an verschiedene Kunden an und ist mittlerweile auch international vertreten. Der Hauptabsatzmarkt ist weiterhin die USA. Hershey setzt auf Produktinnovation, effektive Preisstrategien und starke Werbe- und Marketinginitiativen, um das Wachstum voranzutreiben und die Markenbekanntheit zu erhöhen.

Chart von The Hershey Company | Quelle: stock3

Gründe des Kursrückgangs

Zwischen 2021 und 2022 hat Hershey das Sortiment im Bereich der salzigen Snacks durch die Akquisition von Dot’s Pretzels und Pretzels Inc. in Höhe von 1,2 Milliarden USD erweitert.

Auch wenn Dot’s Pretzels die am schnellsten wachsende Marke im Bereich der salzigen Snacks ist, kritisieren einige Analysten, darunter Ken Goldman von JP Morgan, dass diese Akquisition zu viele liquide Mittel geschluckt haben könnte, da diese vor allem mit kurzlaufenden Krediten finanziert wurde.

Die Summe dieser kurzlaufenden Verbindlichkeiten ist zwischen 2020 und 2022 von 1,89 Milliarden USD auf 3,26 Milliarden USD um mehr als 70 % angestiegen.

Kurzfristige Verbindlichkeiten der Hershey Company | eigene Darstellung | Quelle: TradingView

Bis 2022 hat das viele Investoren nicht interessiert. Die Aktie kletterte im Mai 2023 sogar auf ein neues Allzeithoch.

Doch die Integration von Dot’s Pretzels und Pretzels Inc. gestaltete sich schwieriger als zunächst angenommen. Der gewünschte Cashflow konnte nicht generiert werden und die Zinszahlungen für die neu aufgenommenen Verbindlichkeiten erreichten ein neues Hoch.

Die aktuell hohen Zinsen sind für die angehängten Schulden ebenfalls nicht förderlich.

Ein weiterer Grund für den Kursrückgang ist ein stark gestiegener Preis für Kakao und damit einhergehend gestiegene Produktionskosten für viele Produkte der Hershey Company.

Entwicklung des Kakaopreises seit 2019 in USD/t | Quelle: stock3

Neben den Kosten für die Integration der letzten Akquisitionen und der gestiegenen Produktionskosten, hat auch der gestiegene Konkurrenzdruck einen Einfluss auf den Aktienkurs gehabt. Hierdurch entstanden höhere Kosten für Werbung und Marketing.

Unter anderem hat der YouTuber MrBeast im Januar 2022 die eigene Schokoladenmarke “Feastables” auf den Markt gebracht. Mit seiner enormen Reichweite durch Social Media konnte die Marke unglaublich schnell wachsen und hat ein stabiles Kundenspektrum aufgebaut. Für Hershey ist “Feastables” mittlerweile zum Hauptkonkurrenten geworden und die bisher unangefochtene Marktdominanz könnte durch die neue Marke geschwächt werden.

Aussicht auf Besserung?

Auch wenn die Akquisition von Dot’s Pretzels und Pretzels Inc. höhere Kosten als zunächst geplant verursacht hatte, wird der Zukauf durch das starke und immer noch stabile Wachstum der Marke in Zukunft positiven Cashflow generieren.

Eine Unsicherheit bleibt allerdings der Kakaopreis. Dieser wurde vor allem durch eine schlechte Ernte in Westafrika, einer wichtigen Exportregion, in die Höhe getrieben. Zusätzlich haben die Elfenbeinküste, der weltweit volumenstärkste Kakaoproduzent, und Ghana eine zusätzliche Abgabe in Höhe von 400 USD/t auf Kakao erhoben. Allerdings plant Brasilien 2024 die Produktion von Kakao zu erhöhen, was für mehr Angebot auf dem Weltmarkt sorgen würde und zu einer Preisentspannung führen könnte.

Auch die erhöhte Investition in Werbung und Marketing könnte sich 2024 auszahlen. Auch wenn die Schokoladenmarke “Feastables” ein sehr starker Konkurrent bleiben dürfte, wird Hershey viel daran setzen, die Marktdominanz zu erhalten.

Dollar General

Dollar General ist eine Einzelhandelskette, die Discountläden in den USA betreibt. Das Unternehmen bietet eine Vielzahl von Produkten an, darunter Lebensmittel, Haushaltswaren, Bekleidung sowie Gesundheits- und Kosmetikprodukte. Oftmals kosten diese Produkte nur wenige Dollar.

Mit über 17.000 Filialen in 46 Bundesstaaten, insbesondere in ländlichen und kleinstädtischen Gebieten, zeichnet sich das Unternehmen durch seine weite Verbreitung und Popularität in den USA aus. Durch die Kombination von Standortvielfalt und niedrigen Preisen spricht Dollar General eine breite Kundenschicht an.

Chart von Dollar General | Quelle: stock3

Gründe des Kursrückgangs

Dollar General sieht sich zunehmend durch erhöhten Konkurrenzdruck in ihrer Geschäftstätigkeit beeinflusst. Insbesondere große Einzelhändler wie Walmart und Kroger dehnen ihr Onlineangebot aus und konkurrieren so auch in den kleinstädtischen Gebieten der USA, wo bisher Dollar General unangefochten war. Auch Amazon als reiner Online Händler übt durch einen enormen Preiskampf Druck auf Dollar General aus.

2023 waren außerdem die Auswirkungen der erhöhten Inflation aus dem Jahr 2022 ein Belastungsfaktor. Das Kundenspektrum von Dollar General ist vor allem in der unteren Mittelschicht der USA angesiedelt. Also der Bevölkerungsschicht, welche die Inflation am härtesten zu spüren bekommen hat.

Da Dollar General hauptsächlich günstige Produkte anbietet, haben viele Ökonomen und Analysten angenommen, dass das Unternehmen von den veränderten makroökonomischen Verhältnissen unbeeindruckt bleiben würde. Doch interne Problem, darunter chaotische Lieferketten sowie ineffiziente Lagerhaltung und Warenbeschaffung haben Dollar General deutlich stärker negativ beeinflusst, als zunächst angenommen. Das Unternehmen hat drei Quartale in Folge die Analystenschätzungen für Umsatz- und Gewinnausblick verfehlt.

Aussicht auf Besserung?

We continue to believe our model is relevant in all economic cycles, and we are working diligently to further enhance our unique combination of value and convenience.

Todd Vasos, CEO Dollar General

Auf makroökonomische Faktoren, wie beispielsweise die Inflation, kann Dollar General natürlich keinen Einfluss nehmen. Diese ist aber bereits deutlich zurückgekommen, was auch die Kunden vfinanziell entlasten wird und erneut für höheres Umsatzwachstum sorgen könnte.

Auf die internen Probleme hat das Management allerdings sehr wohl einen Einfluss: Die Probleme mit ineffizienter Lagertechnik und problematischer Warenbeschaffung wurden bereits erkannt und werden vom Management beispielsweise durch optimiertere Software gelöst.

Außerdem wäre eine mögliche Online-Präsenz des Unternehmens eine Möglichkeit, auch in diesem Segment eine Alternative zu Amazon oder Walmart darzustellen und die Kundenzufriedenheit zu steigern.

Diageo

Diageo ist ein weltweit führendes Unternehmen im Bereich der alkoholischen Getränke im oberen Preissegment. Ihr Geschäftsmodell basiert auf der Produktion, dem Marketing und dem Vertrieb einer breiten Palette von Produkten, darunter Whisky, Bier, Wodka und Gin.

Zu den bekanntesten Marken zählen Johnnie Walker, Guinness, Smirnoff und Tanqueray. Diageo bedient eine globale Kundenbasis, die von Einzelhändlern über Bars und Restaurants bis hin zu Privatkunden reicht.

Das Unternehmen zeichnet sich durch eine starke Präsenz in verschiedenen Märkten weltweit aus und legt Wert auf verantwortungsvollen Alkoholkonsum und Nachhaltigkeit in seiner Geschäftstätigkeit.

Chart von Diageo | Quelle: stock3

Gründe des Kursrückgangs

Diageo profitiert als weltweit aufgestelltes Unternehemen zeitgleich von den stabilen Umsätzen in Industrienationen wie beispielsweise den USA, aber auch von den hohen Wachstumsraten in Schwellenländern, insbesondere in den Bereichen “Asia Pacific” oder “Latin America and Carribean”.

Allerdings kann der Umsatz in diesen Schwellenländern teilweise sehr stark schwanken. Die ausufernde Inflation in lateinamerikanischen Ländern wie Argentinien oder Venezuela hatte einen verzögerten Effekt auf den Absatz der Produkte von Diageo. Die Erwartungen an Umsatz und Gewinn wurden teilweise verfehlt. Auch wenn sich der Absatz in den USA und Europa wieder erholt, bleibt insbesondere der lateinamerikanische Markt stark angeschlagen.

Ein weiterer Grund für den Kursrückgang bei Diageo ist der durch die geopolitischen Spannungen in der Ukraine sehr volatile Preis für Rohstoffe, wie Weizen oder Zucker, welche für die Produktion alkoholischer Getränke benötigt werden.

Auch wenn Diageo sich längerfristige Lieferverträge zu günstigen Konditionen gesichert hat und die Rohstoffpreise mittlerweile wieder deutlich zurückgekommen sind, bleiben diese eine Unsicherheit.

Aussicht auf Besserung?

Diageo konnte bisher die gestiegenen Kosten sehr gut an den Verbraucher weitergeben und plant auch in diesem Jahr Preiserhöhungen, wobei das Unternehmen dabei eine Balance zwischen Margen- und Absatzstabilität finden muss. Dabei profitiert Diageo von einem umfangreichen Verbraucherwissen.

Allerdings wird die erste Hälfte des neuen Jahres ein weiterhin eher schwieriges Geschäftsumfeld darstellen, und es wird eher eine allmähliche Verbesserung in den wachstumsstarken Schwellenländern erwartet.

Insgesamt bleibt das Geschäft von Diageo sehr abhängig von der allgemeinen wirtschaftlichen Lage, da sowohl Konsumverhalten, als auch die Rohstoffpreise die Geschäftsentwicklung stark beeinflussen. Eine Möglichkeit aber zumindest auf das Konsumverhalten Einfluss zu nehmen, wären erhöhte Ausgaben für Werbung und Marketing. Investitionen in diesen Bereich könnten mittelfristig einen positiven Einfluss nehmen.

Die Dividende im Vergleich

Dividendenrendite der drei Unternehmen im Vergleich | eigene Darstellung | Quelle: TradingView
Dividendenwachstum p.a. seit 2016 im Vergleich | eigene Darstellung | Quelle: Tradingview
Ausschüttungsquote auf den Nettogewinn im Vergleich | eigene Darstellung | Quelle: Tradingview

Auch wenn sich die drei Unternehmen nur schwer vergleichen lassen, da sie alle aus unterschiedlichen Branchen kommen und daher auch unterschiedliche Geschäftsmodelle verfolgen, so lassen sich dennoch einzelne Aspekte, auch in Bezug auf die Dividende gegenüberstellen.

Diageo kann mit der höchsten Dividendenrendite (2,8 %) punkten, hat dabei aber auch das geringste Dividendenwachstum und die höchste Ausschüttungsquote. Die Hershey Company hat ein stabiles Dividendenwachstum (9,3 % p.a.) bei einer Dividendenrendite von 2,5 %. Dollar General hingegen hat die geringste Dividendenrendite (1,7 %), kann aber mit dem höchsten Dividendenwachstum (14 % p.a.) und einer sehr geringen Ausschüttungsquote punkten.

Attraktive Trading-Idee

Chart von The Hershey Company und Handelsvolumen mit Tradingidee (1 Kerze = 1 Woche) | Quelle: stock3

The Hershey Company hat von ihrem Allzeithoch in der Spitze über 35% verloren, reagierte dann allerdings auf eine Unterstützungszone bei circa 180 USD. Der Kurs reagierte mehrmals auf den 200 EMA auf Wochenbasis und prallte nach unten ab, konnte sich aber immer schnell wieder fangen. Auch das Volumen ist die letzten Wochen stetig angestiegen, was für das Respektieren der aktuellen Zone durch die Marktteilnehmer spricht.

Sollte der Kurs über das letzte Verlaufshoch bei 200 USD steigen und somit auf Wochenschlusskursbasis sowohl den 200 EMA, als auch die Widerstandszone bei 200 USD erobern, stehen die Chancen sehr gut auf weiter steigende Kurse. Den Stop würde ich unter den 200 EMA auf Wochenschlusskursbasis, also bei circa 194,70 USD setzen und den Take-Profit im Bereich der nächsten Widerstandszone bei circa 215 USD. Bei ungefähr 216 USD verläuft auch das 0,618 Fibonacci-Retracement der gesamten Abwärtsbewegung des letzten Jahres, welches einen zusätzlichen Widerstand darstellt.

Dadurch ergibt sich ein CRV von etwas unter 3. Dieser Trade lässt sich sehr gut mit einem KO-Zertifikat der Société Générale mit der WKN: SB07J8 umsetzen.

Übrigens: eine der drei Aktien befindet sich in unserem im Dezember 2023 aufgelegten Goldesel Langfristdepot. Wenn ihr mehr über das Depot wissen wollt, schaut gerne in diesen Artikel (Goldesel Premium).

Fazit

Die Performance von The Hershey Company, Dollar General und Diageo im Jahr 2023 spiegelt unterschiedliche Herausforderungen und Chancen wider:

  1. The Hershey Company: Trotz hoher Akquisitionskosten und steigender Produktionskosten bieten die Integration neuer Snack-Marken und mögliche Entspannungen beim Kakaopreis Chancen für eine positive Trendwende.
  2. Dollar General: Konfrontiert mit internen Effizienzproblemen und verstärktem Wettbewerb, könnte eine Verbesserung der internen Abläufe und eine mögliche Online-Expansion das Unternehmen stärken.
  3. Diageo: Trotz Schwankungen in Schwellenländern und bei den Rohstoffkosten bietet das Unternehmen Potential durch Preisstrategieanpassungen und Marketinginvestitionen.

Für alle drei Unternehmen bleibt die Zukunftsentwicklung allerdings eng mit der allgemeinen wirtschaftlichen Lage und den makroökonomischen Faktoren verknüpft.

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Offenlegung wegen möglicher Interessenkonflikte

Der Autor ist in den folgenden besprochenen Wertpapieren bzw. Basiswerten zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieser Analyse investiert: The Hershey’s Company

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Über den Experten

Michael Flender
Michael Flender

Michael Flender ist seit dem Jahr 2007 hauptberuflich als Trader an der Börse tätig. Seine Schwerpunkte liegen auf dem Handel von Aktien mit einem meist mittelfristigen Zeithorizont. Hierbei berücksichtigt er sowohl den Nachrichtenfluss und die operative Entwicklung als auch die charttechnischen Trends. Gelegentlich führt er auch Short-Positionen oder kurzfristige Trades vor oder nach den regulären Handelszeiten durch. Seit 2020 ist er zudem vermehrt in den sozialen Medien aktiv und teilt täglich aufregende Neuigkeiten und Entwicklungen im Bereich Börse. Zusätzlich dazu verwaltet er auf der Plattform Goldesel.de mehrere Echtgelddepots und vermittelt dort auch die Prinzipien eines nachhaltigen Aktienhandels.

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