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21:00 Uhr, 01.05.2024

US-Notenbank sieht fehlenden Inflationsfortschritt

Wie erwartet hat die US-Notenbank den Leitzins unverändert belassen. Weiteren Zinserhöhungen erteilte Powell trotz der wieder anziehenden Inflation auf der Pressekonferenz eine Absage. Der Beginn von möglichen Zinssenkungen solle datenabhängig erfolgen. Der Abbau der Bilanzsumme wird unterdessen verlangsamt.

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Die US-Notenbank Fed hat im Rahmen des Zinsentscheids am Mittwoch den Leitzins zum sechsten Mal in Folge unverändert belassen. Der Leitzins liegt damit weiter in einer Spanne von 5,25 % bis 5,50 %, wie die Fed am Mittwochabend nach ihren zweitägigen Beratungen mitteilte. Unterdessen kündigte die Notenbank an, den Abbau ihrer Bilanzsumme zu verlangsamen. Damit wird den Finanzmärkten nicht mehr so schnell Liquidität entzogen wie bisher. Die Entscheidung fiel einstimmig.

„In den vergangenen Monaten hat es einen Mangel an weiteren Fortschritten in Richtung des Inflationsziels des [Offenmarkt-]Ausschusses von 2 Prozent gegeben“, heißt es erstmals im Statement zum Zinsentscheid. Zinssenkungen dürften weiter nicht angemessen sein, „solange keine größere Zuversicht besteht, dass sich die Inflation nachhaltig in Richtung 2 % bewegt“, bekräftigte die Fed. Man sei weiterhin fest entschlossen, das Inflationsziel zu erreichen. Weitere Zinserhöhungen bezeichnete Fed-Chef Jerome Powell auf der Pressekonferenz (siehe unten) trotz der zuletzt wieder anziehenden Inflation als „unwahrscheinlich“.

Seit dem letzten Fed-Zinsentscheid im März haben sich die Erwartungen an Zinssenkungen im laufenden Jahr bereits deutlich verringert, weil die Inflation in den vergangenen Monaten unerwartet hoch ausgefallen ist. So hatte sich die Inflationsrate von 3,2 % im Februar wieder auf 3,5 % im März erhöht und sich damit wieder weiter vom Fed-Inflationsziel von 2 % entfernt. Die Kerninflationsrate lag zuletzt bei 3,8 %. Das bevorzugte Fed-Inflationsmaß, die Kernrate des PCE-Preisindex, lag zuletzt bei 2,8 %. Im Kampf gegen die hohe Inflation hatte die Fed den Leitzins zwischen März 2022 und Juli 2023 um insgesamt 5,25 Prozentpunkte angehoben und seitdem konstant gelassen. Der Markt rechnet inzwischen nur noch mit ein bis zwei Zinssenkungen um jeweils 25 Basispunkte bis Jahresende, nachdem zum Jahresbeginn noch sechs Zinsschritte erwartet worden waren.

„Der Ausschuss ist der Ansicht, dass die Risiken für die Erreichung seiner Beschäftigungs- und Inflationsziele im vergangenen Jahr ausgeglichener geworden sind. Die wirtschaftlichen Aussichten sind ungewiss und der Ausschuss bleibt den Inflationsrisiken äußerst aufmerksam gegenüber“, heißt es im Statement zum heutigen Zinsentscheid. „Aktuelle Indikatoren deuten darauf hin, dass die Wirtschaftstätigkeit weiterhin in einem soliden Tempo expandiert. Die Beschäftigungszuwächse blieben stark und die Arbeitslosenquote blieb niedrig. Die Inflation ist im vergangenen Jahr zurückgegangen, bleibt aber weiterhin hoch.“

Unterdessen entschied die US-Notenbank, den Abbau ihrer Bilanzsumme zu verlangsamen. Damit verringert die Fed die Geschwindigkeit, mit der sie den Finanzmärkten Liquidität entzieht. Ab Juni wird die Obergrenze für die Verringerung der Bestände an US-Staatsanleihen in der Fed-Bilanz von 60 Mrd. USD pro Monat auf 25 Mrd. USD pro Monat verringert. Die Obergrenze für die Verringerung der Bestände an Hypothekenmarktpapieren bleibt bei 35 Mrd. USD, wobei Erlöse aus fälligen Papieren, die über die Obergrenze hinausgehen, in US-Staatsanleihen reinvestiert werden sollen.

Updates von der Pressekonferenz: Fed-Chef Jerome Powell betonte auf der Pressekonferenz, dass die Wirtschaft im vergangenen Jahr signifikante Fortschritte in Richtung des doppelten Mandats der Fed in Bezug auf Inflation und Arbeitsmarkt gemacht habe. Der Arbeitsmarkt sei weiter relativ eng. Zugleich liege die Inflation weitere über dem Fed-Ziel von 2 % und habe in den vergangenen Monaten keine weiteren Fortschritte in Richtung der Erreichung des Ziels gemacht. Weitere Fortschritte seien zudem nicht sicher. Man sei bereit, den Leitzins solange konstant zu halten, bis man davon überzeugt sei, dass sich die Teuerung in Richtung des Ziels von 2 % abschwächt. Gleichwohl seien weitere Zinserhöhungen „unwahrscheinlich“. Nur, wenn man der Ansicht sei, dass die aktuelle Ausrichtung der Geldpolitik nicht ausreichend sei, das Inflationsziel zu erreichen, könnten Zinserhöhungen angemessen sein. Damit rechne man aber nicht. Der Zeitpunkt der ersten Zinssenkung werde von den Daten abhängen. Seiner persönlichen Ansicht nach werde es im laufenden Jahr weitere Fortschritte bei der Inflation geben, er wisse aber nicht, ob diese groß genug sein werden. „Es gibt einen Pfad, der zu keiner Zinssenkung führt und es gibt einen Pfad, der zu einer Zinssenkung führt.“

Powell betonte, dass die Fed vom Inflationsziel von 2 % nicht abrücken werde. Mit 3 % könne man nicht zufrieden sein. Man werde 2 % erreichen, die Frage sei nur wann. Allerdings konzentriere sich die Fed auf den Teil ihres doppelten Mandats (Inflation und US-Arbeitsmarkt), von dem man am weitesten entfernt sein. Bei einer Inflation von unter 3 % werde man sich auf Fortschritte auf dem Arbeitsmarkt konzentrieren.

Mit Blick auf den Abbau der Bilanzsumme sagte Powell, dass die heute angekündigte Verringerung des Tempos nicht bedeute, dass man die Bilanzsumme insgesamt weniger stark verringern werde, als man dies bisher beabsichtigt habe. Vielmehr gehe es darum, für einen sanften Übergang zu sorgen, wenn sich die Liquidität dem benötigten Niveau weiter angenähert hat.

Marktreaktion: Die Aktienmärkte reagierten mit deutlichen Kursgewinnen auf den Zinsentscheid. Positiv wird vor allem aufgenommen, dass die US-Notenbank die Geschwindigkeit ihres Abbaus der Bilanzsumme verringert und dass Powell auf der Pressekonferenz weitere Zinserhöhungen trotz der wieder anziehenden Inflation als „unwahrscheinlich“ bezeichnete. Zudem sagte Powell, dass er im laufenden Jahr mit weiteren Fortschritten bei der Inflation rechne. Dass es wegen der anhaltend hohen Inflation bis September keine Zinssenkungen geben dürfte, war bereits vor dem heutigen Zinsentscheid so gut wie sicher. Ob es gegen Jahresende zu einer Zinssenkung kommt, dürfte vor allem von der weiteren Inflationsentwicklung abhängen.

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1 Kommentar

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  • Heinzl
    Heinzl

    Dann wird wohl der Zinssatz noch lange so bleiben. Die Börse, insbesondere die Techfirmen, müssen sich darauf einstellen. Die FED, auch die EZB, haben meiner Meinung nach keinen Einfluß auf die Inflation. Warum soll die Butter, die Mieten, Kleidung oder Energiekosten günstiger werden (Warenkorb), nur weil die Zinsen so hoch sind? Haben Sie schon erlebt, dass ein Vermieter die Miete reduziert hat, nur weil Frau Lagarde die Zinsen erhöht hat? Die hohen Tarifabschlüsse, werden die Inflation ebenfalls Befreiern. Fakt ist aber, die hohen Zinsen verhindern hunderte Milliarden Investitionen, zumindest in Europa (Bauwirtschaft etc.) und wird auch Wirkungen auf den Arbeitsmarkt haben. Die Inflation ist wesentlich abhängig von der Laune der OPEC Länder. Nur die Energie wirkt noch auf die Inflation. Alles Andere (Lebensmittel, Mieten und auch Urlaub), wird ständig teurer werden. Es wäre sinnvoll darüber nachzudenken, ob nicht auch 3 % Inflation in der komplett veränderten Welt nicht akzeptabel erscheinen. Lohnerhöhungen der Zukunft, werden nicht weniger sein.

    10:14 Uhr, 02.05.

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Über den Experten

Oliver Baron
Oliver Baron
Experte für Anlagestrategien

Oliver Baron ist Finanzjournalist und seit 2007 als Experte für stock3 tätig. Er beschäftigt sich intensiv mit Anlagestrategien, der Fundamentalanalyse von Unternehmen und Märkten sowie der langfristigen Geldanlage mit Aktien und ETFs. An der Börse fasziniert Oliver Baron besonders das freie Spiel der Marktkräfte, das dazu führt, dass der Markt niemals vollständig vorhersagbar ist. Der Aktienmarkt ermöglicht es jedem, sich am wirtschaftlichen Erfolg der besten Unternehmen der Welt zu beteiligen und so langfristig Vermögen aufzubauen. In seinen Artikeln geht Oliver Baron u. a. der Frage nach, mit welchen Strategien und Produkten Privatanleger ihren Börsenerfolg langfristig maximieren können.

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