Fundamentale Nachricht
18:00 Uhr, 13.02.2015

Zinsirrsinn geht immer weiter

Die Renditen deutscher Staatsanleihen bei mittleren Laufzeiten sinken immer weiter. Inzwischen ist sogar die Rendite der sechsjährigen Bundesanleihe in den negativen Bereich gerutscht. Statt Zinsen zu erhalten, müssen Investoren also dafür zahlen, dem deutschen Staat Geld leihen zu dürfen.

Erwähnte Instrumente

Der deutsche Staat kann sich immer günstiger Geld leihen. Bei vielen Laufzeitbereichen notieren die Renditen inzwischen sogar im negativen Bereich. Wer dem deutschen Staat mit einer Laufzeit von bis zu sechs Jahren Geld leihen will, muss dafür inzwischen Strafzinsen zahlen, statt Zinsen zu kassieren.

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Verantwortlich für den rational kaum zu erklärenden Zinsirrsinn ist vor allem die Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB), deren Quantitative-Easing-Programm im März starten wird. Ab dann werden die nationalen Notenbanken Staatsanleihen und andere Wertpapiere im Volumen von 60 Milliarden Euro pro Monat aufkaufen. Die Bundesbank wird dann für rund 10 Milliarden Euro pro Monat deutsche Staatsanleihen erwerben und so neu erzeugtes Geld in den Markt pumpen.

In Erwartung der Notenbankkäufe sind private Investoren aktuell dabei, so ziemlich alles, was an staatlichen Zinspapieren verfügbar ist, aufzukaufen.

Das Kalkül: Jetzt noch schnell Staatsanleihen kaufen und dann mit Gewinn an die Notenbank weiterverkaufen. Niemand denkt mehr daran, Staatsanleihen bis zur Fälligkeit zu halten.

Doch nicht nur die Anleihenkäufe der EZB sind für die negativen Zinsen verantwortlich. Auch die inzwischen negative Inflationsrate sorgt dafür, dass es Investoren immer weniger juckt, wenn sie Strafzinsen zahlen müssen. Denn bei einer Deflation nimmt der reale Wert des Geldes im Zeitverlauf zu, statt durch die Inflation geschmälert zu werden. Erhalten Investoren also nominal weniger Geld zurück, als sie dem deutschen Staat geliehen haben, kann sich das immer noch lohnen, wenn ein Euro in einigen Jahren eine stärkere Kaufkraft haben sollte als heute.

Daneben kaufen auch die Notenbanken von Ländern wie Dänemark und Schweden wohl munter Zinspapiere aus dem Euroraum und sorgen so dafür, dass die Zinsen immer weiter fallen. Die ausländischen Notenbanken wollen verhindern, dass ihre Währungen im Verhältnis zum Euro zu stark aufwerten. Dänemark ist im sogenannten Wechselkursmechanismus II und ist vertraglich dazu verpflichtet, den Kurs der Krone innerhalb einer gewissen Schwankungsbreite zum Euro zu halten. Um das sicherzustellen, hat die dänische Notenbank nicht nur die Einlagenzinsen für die Banken weit in den negativen Bereich gesenkt, sondern sogar die Emission eigener Anleihen vorübergehend gestoppt. So soll verhindert werden, dass ausländische Käufer dänische Staatspapiere aufkaufen und zu diesem Zweck dänische Kronen erwerben.

Bei einer jüngsten Auktion wurden zweijährige deutsche Bundesanleihen zu einem negativen Zins von 0,22 Prozent platziert. Dahinter werden auch verzweifelte Käufe der dänischen Notenbank vemutet. Diese Auktion hat die Renditen bei kurzen Laufzeiten zuletzt noch weiter unter Druck gesetzt, während zehnjährige Bundesanleihen ihre bisher tiefste Rendite bereits Anfang Februar erreichten und zuletzt wieder leicht zulegten.

Rendite 10-jährige Bundesanleihe
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Ein schnelles Ende des Zinsirrsinns ist nicht zu erwarten, ganz im Gegenteil: Da das Anleihenkaufprogramm der EZB mindestens bis in den Herbst 2016 laufen soll, dürfte die Nachfrage nach Staatsanleihen aus der Eurozone in den kommenden Monaten noch deutlich zunehmen und die Zinsen bei kurzen und mittleren Laufzeiten immer weiter in den negativen Bereich drücken.

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17 Kommentare

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  • Austrochris
    Austrochris

    Die Schuldenuhr tickt unaufhörlich . http://www.live-counter.com/staatsverschuldung-usa/

    Sollen wir uns noch immer verarschen lassen . Wir die kleinen Bürger müssen es ausbaden und

    unseren Kopf hinhalten . Buy Gold and silver

    12:58 Uhr, 14.02. 2015
  • Austrochris
    Austrochris

    Übrigens wer Angang des Jahres bereits Gold in Euro gekauft hat , hat fast keinen Waehrungsverlust zum US Dollar. Gold heisst Kaufkraftsicherung. Und ein bisschen vom sauerverdienten Geld sollte doch auch in 20 Jahren was wert sein .

    12:22 Uhr, 14.02. 2015
  • Austrochris
    Austrochris

    Gold und Silber sind wie eine Vollkaskoversicherung und im Moment kann man sie noch ohne

    Selbstbehalt kaufen !! Wie lange noch !!

    12:12 Uhr, 14.02. 2015
  • Austrochris
    Austrochris

    Ja womit kauft den die EZB Staatsanleihen? Mit Tomaten sicher nicht !

    Das EZB Kaufprogramm mit über einer Billion Euro steckt zwar sicher noch in den Kinderschuhen, aber das war ja erst der Teil 1 des Kaufprogrammes . Fängt man einmal an kann man nicht mehr aufhören. Das die Zentralbank auslaufende Anleihen aufkauft das ist ja nichts neues.

    Faktum ist, das die Sparer enteignet werden, und die Frage ist: Wie viele Bürger trauen sich Aktien zu kaufen. Der Prozentsatz ist verschwindend klein. Die Frage ist auch, sind die Aktien billig . Es schwirren schon die Analysen herum Dax 30 000 Punkte bis 2020 .

    Koennen die Unternehmen da fundamental mithalten . Ich wage es zu bezweifeln. ich sage mal der Dax ist fair bewertet aber nicht billig .

    Der Sueden Europas inklusive Frankreich sollte abwerten und zwar massiv aber wie .

    der Norden muss durch Inflation den Süden auffangen . Und die Inflation kommt über kurz oder lang und zwar dann relativ geballt .

    Gold und Silber sind da sicher eine sehr gute Beimischung .

    Faktum ist, die Druckerpressen weltweit laufen auf Hochtouren , der Waehrungskrieg hat sich extrem zugespitzt , die Schuldenlast vieler Industrieländer sind erdrückend .

    Faktum ist auch , dass sich die Zentralbanken das ganze Gold unter den Nagel reissen wollen .

    Warum wohl, weil es so schlecht ist Gold zu besitzen !!!

    Die Shortattacken der letzten Jahre waren gezielt , heftig und das immer bei charttechnisch wichtigen Marken.

    Gold ist ist eklatant unterbewertet und der Dax maximal fair bewertet .

    Mit dem billigen Geld läuft der Dax in eine Blase hinein . Gold ist zwar auch in einer Blase, die aber nach oben platzen wird .

    Time will tell, aber die Zentralbanken werden ihren grössten Feind das Gold nicht mehr lange zügeln koennen !!!!!

    12:06 Uhr, 14.02. 2015
    1 Antwort anzeigen
  • Brainbow
    Brainbow

    Ich möchte zu dieser Thematik auch gern mal meine Gedanken kundtun. Jedwede Meinung hierzu ist willkommen. Mich würde hier insbesondere die Meinung des godmode-trader-Teams interessieren:

    Was passiert gerade? Die EZB kauft Staatsanleihen und schickt die sowieso schon tiefen Zinsen nochmal in den Keller. Bedeutet dieser Aufkauf nun dass neues Geld gedruckt/geschaffen wird? Werden die Märkte geflutet? Ich sage nein!

    Allein Deutschland hat dieses Jahr 160 Mrd Euro fällig werdende Bundeswertpapiere die wieder refinanziert werden müssen, da ja bekanntlich auch mit der schwarzen Null keine Schuldentilgung stattfindet. Quelle: http://www.deutsche-finanzagentur.de/fileadmin/Mat...

    Von den monatlich 60 Mrd. Euro der EZB könnten dieses Jahr allein jeden Monat 13,33 Mrd Euro nur für die Refinanzierung der deutschen Bestandsschulden ausgegeben werden ohne dass überhaupt ein neuer Euro im Geldsystem entsteht. Bei den deutschen Kurzläufern wird aufgrund der Negativrenditen dem System sogar nominal Geld entzogen.

    Diese Fälligkeiten haben selbstverständlich auch die anderen euopäischen Länder, sodass gemäß meiner Schätzung von einer Geldflutung der Märkte aktuell trotz des Aufkaufprogrammes nicht die Rede sein kann. Die Nachfrage nach den fälligen Anleihen wird erhöht, der Zins dadurch gesenkt, aber Geld gedruckt? Nein.

    Im Gegenteil. Die europaweite Zinsersparnis schafft Freiräume für staatsfinanzierte Investitionsprogramme (Griechenland mal ausgenommen) während Unternehmen aufgrund der historisch günstigen Refinanzungsmöglichkeiten ihre Bilanzen langfristig auf feste Beine stellen.

    @Bradley / Austrochris

    Deshalb sehe ich Gold nicht auf 3000 Dollar innhalb der nächsten 5 Jahre. Moderat steigend ja, aber nicht in dem starken Ausmaß. Entsprechende Steigerungsmöglichkeiten sehe ich hier eher im Aktienmarkt. Selten waren Unternehmen so solide aufgestellt.

    Dass Menschen aufgrund der minmalen negativen Realrenditen auf die Straßen gehen halte ich für unwahrscheinlich. Zu gering und schleichend ist der Wertverlust um einen Schmerz zu verursachen. Bei 5% Inflation und Nullzinsniveau wäre das vielleicht was anderes. Jedoch werden nach und nach Menschen aufwachen und sich zu Gunsten der Aktie entscheiden. Bei einem Geldvermögen allein der Deutschen von 5 Billionen...reichlich Potential.

    So nun Feuer frei und Viele Grüße

    Brainbow

    00:16 Uhr, 14.02. 2015
  • Austrochris
    Austrochris

    Gold wird in nächsten 5 Jahren weit über 3000 Dollar steigen vermutlich sogar höher , Silber weit über 100 Dollar .

    20:36 Uhr, 13.02. 2015
  • Austrochris
    Austrochris

    Prof Max Otte auch ein Grazer so wie ich ist eine der wenigen die wirklich Gold und Silber als

    Anlage der Zukunft sehen sonst sehe ich da kaum einen bekannten Analysten der die Wahrheit ans Tageslicht bringt . Dornröschen muss aufwachen ( Sparer ) um endlich ein bisschen Dampf zu machen das diese Enteignung nicht so weitergehen kann !!!!

    20:27 Uhr, 13.02. 2015
  • Austrochris
    Austrochris

    Auch das Verhältnis Papiergold zu echtem Gold steigt und steigt . weit über 100 Papierunzen auf eine echte Unze . Bei Silber 300 zu 1...... Diese Blase wird wie eine Rakete platzen und dann werden wohl einíge aufwachen Bradley .

    20:19 Uhr, 13.02. 2015
  • Bradley
    Bradley

    Guten Abend bembes und Austrochris,

    da wir drei alle mehr oder weniger der gleichen Meinung sind, lasst uns doch mal einen Versuch starten und versuchen alle die stillen Mitleser die uns "stillschweigend" zustimmen zu animieren sich auch dementsprechend zu artikulieren. Den ein Thema regt mich wirklich auf, für "Pegida" gehen/gingen tausende auf die Straße um ihrem Unmut Luft zu machen, für die Enteignung der deutschen Sparen interessiert sich scheinbar niemand. Lasst uns anfangen dies zu ändern, ich bin gespannt auf die Resonanz.

    20:16 Uhr, 13.02. 2015
    1 Antwort anzeigen
  • Austrochris
    Austrochris

    Der grösste Feind der Zentralbanken ist Gold : Drucken kann man unendlich. 2014 sind über 3400 Milliarden Euro auf der Welt gedruckt worden ( alle Waehrungen zusammen ) weit mehr

    als der gesamte Goldbestand wert ist . Gibt das keinem zu denken !!!!!!!!!

    20:14 Uhr, 13.02. 2015

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Über den Experten

Oliver Baron
Oliver Baron
Experte für Anlagestrategien

Oliver Baron ist Finanzjournalist und seit 2007 als Experte für stock3 tätig. Er beschäftigt sich intensiv mit Anlagestrategien, der Fundamentalanalyse von Unternehmen und Märkten sowie der langfristigen Geldanlage mit Aktien und ETFs. An der Börse fasziniert Oliver Baron besonders das freie Spiel der Marktkräfte, das dazu führt, dass der Markt niemals vollständig vorhersagbar ist. Der Aktienmarkt ermöglicht es jedem, sich am wirtschaftlichen Erfolg der besten Unternehmen der Welt zu beteiligen und so langfristig Vermögen aufzubauen. In seinen Artikeln geht Oliver Baron u. a. der Frage nach, mit welchen Strategien und Produkten Privatanleger ihren Börsenerfolg langfristig maximieren können.

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