Woher kommt der Pessimismus im DAX?
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Die Stimmungslage bleibt zum Wochenanfang wie versprochen spannend. Während der DAX lediglich gut 2% unter seinem Jahreshoch (7871,79 Punkte) steht, gehen bei den Anlegern die Sorgen vor neuen Kursverlusten um. Reuters zitiert am Montag einen Händler in Frankfurt mit den Worten „Die Angst ist wieder da“. Die wochenlange Seitwärtsphase hat ihren Tribut gefordert und die Perspektive vieler Investoren verändert.
Fehlervermeidung dämpft die Risikofreude
Wir fragen uns mittlerweile, wovor die Investoren eigentlich soviel Angst haben und kommen zu der Erkenntnis, dass hier wohl menschliche Verhaltensmuster eine wichtige Rolle spielen müssen. Der Mensch versucht bekanntermaßen anhand von Erfahrungen zukünftige Fehler zu vermeiden. Doch klappt dies auch an der Börse?
Das Aufflammen der Eurokrise und die Zuspitzung der Fiskaldebatte sind zwei große Makrothemen des letzten Jahres. Die aktuellen Ereignisse mit der unentschiedenen Italienwahl und dem Start des Sequesterprogramms in den USA bedienen genau diese Themen mit all ihrer medialen Präsenz. Die Anleger sind alarmiert.
Die Italienwahl und ihre Folgen, die Unsicherheit einer fehlenden Regierung, die später eventuell den Gleichschritt des Sparakkords der Eurozone nicht mitmachen wird, ist dabei eine Sorge, die viele Anleger umtreibt.
Klare Verhältnisse in Italien wären sonderbar
Vergessen wird dabei leider, dass politisches Chaos in Italien nichts Ungewöhnliches ist. Die neue Regierung wird die 64. Nachkriegsregierung stellen, Deutschland hatte bis dato 8. Vergessen wird auch, dass es seit Sommer 2012 den, wie die Börsianer sagen, „Draghi-Put“ (angelehnt an den schon länger existenten „Bernanke-Put“) gibt, der ein Aufflammen der Schulden- und Renditenkrise verhindern dürfte.
Egal wie die neue Regierung in Italien aussehen mag. EZB-Chef Draghi hatte in der letzten Woche versichert, dass die Notenbank „weit entfernt“ von einer Beendigung der außerordentlichen Maßnahmen im Kampf gegen die Schuldenkrise sei. Der Sprachgebrauch der EZB bleibt damit seiner allumfassenden Wortgewalt treu, die wir noch aus den letzten Monaten kennen. Im Notfall könnte die EZB, überspitzt gesprochen, soviel Geld drucken wie nötig wäre, um einen italienischen Staatsbankrott als Risikoherd für die Eurozone auszugleichen.
Mini-Fiskalklippe bringt keine US-Rezession
Und dann ist da noch die kleine „Fiskalklippe“, über die die USA am Wochenende stolperten. Auch hier wurden die Anleger wieder hellhörig. Hatten sie im ausklingenden Jahr 2012 die Risiken der automatischen Sparprogramme für die Börse zum großen Teil unterschätzt (die Fiskalklippe war seit Anfang 2012 bekannt), so möchte nun keiner noch einmal unvorbereitet in die Falle tappen.
Leider wird auch hier die Sachlage vielerorts falsch eingeschätzt. Während die 600 Mrd. Soforteinsparungen, die am Silvesterabend drohten, ein reales Gefahrenszenario darstellten, so sind die aktuell zu stemmenden 85 Mrd. Euro bis in den Herbst hinein eine machbare Angelegenheit für die US-Wirtschaft. Vor Allem wenn wir die 7 Mrd. an monatlichen Staatseinsparungen den 85 Mrd. US-Dollar gegenüberstellen, die die FED seit „QE3“ in die Märkte pumpt.
Wir bleiben daher bei unserer zuletzt geäußerten, positiven Einschätzung für die Aktienmärkte und nehmen an, dass der DAX die Seitwärtsphase der letzten Wochen in Kürze nach oben verlassen wird.
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Viele Grüße,
Jakob Penndorf
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Jakob Penndorf, Jahrgang 1985, hat im Institutional Research und Equity Sales Trading bei einem Frankfurter Börsenmakler und Vermögensverwalter gearbeitet und verantwortet seit 2011 die „Managed-Futures-Strategy“ eines Hedge-Fonds.
Seit 2012 ist er Trader bei GodmodeTrader.de
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