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10:17 Uhr, 18.12.2012

Wirtschaftsweiser Franz: Euro-Krise noch lange nicht überstanden

Frankfurt (BoerseGo.de) - Der Chef des Sachverständigenrates, Wolfgang Franz, hält die jüngsten Äußerungen von Politikern und Ökonomen, die ein bevorstehendes Ende der Euro-Krise ausmachen wollen, für verfrüht. Laut Franz ist Krise in Europa „keinesfalls überstanden“, wie er im Interview mit dem „Handelsblatt“ betonte. Die Situation habe sich zwar im Vergleich zur Jahresmitte entspannt. „Das verdanken wir allerdings einem Umstand, vor dem ich nur dringend warnen kann: Die Europäische Zentralbank mischt sich in die Staatsfinanzierung ein“, kritisierte Franz. Die Krise werde die Märkte noch lange in Atem halten.

Nach Einschätzung von ESM-Chef Klaus Regling ist in der Euro-Krise hingegen Licht am Ende des Tunnels zu sehen. Gut die Hälfte der Arbeit sei getan, sagte Regling dem Nachrichtenmagazin „Focus“ (Montag). „Es sind gute Fortschritte erzielt worden. Es dauert noch zwei oder drei Jahre, dann haben alle Euro-Länder Haushaltsdefizite unter drei Prozent ihres Bruttoinlandsprodukts, und sie sind auf gutem Wege zu einem ausgeglichenen Haushalt“, sagte der Chef des Rettungsschirms ESM. „Auch bei der Wettbewerbsfähigkeit holen die Länder, die hier in der Vergangenheit stark zurückgefallen sind, deutlich auf.“

Das „schwerwiegendste Problem“ sieht Franz in Europa in der hohen Jugendarbeitslosigkeit, insbesondere in Spanien und Griechenland. „Jugendarbeitslosigkeit ist keine Wunde, die schnell verheilt“, sagte der Experte. Im Gegenteil, sie hinterlasse eine hässliche Narbe, die das gesamte Erwerbsleben in Form geringerer Job- und Einkommenschancen sichtbar bleibe. Andere europäische Länder wie Deutschland sollten sich solidarisch zeigen, forderte Franz: „Beispielsweise können die deutschen Unternehmen als Vorbild dienen mit ihrer sehr erfolgreichen dualen Berufsausbildung.“ Dem deutschen Arbeitsmarkt traut Franz hingegen eine Fortsetzung seiner positiven Entwicklung im kommenden Jahr zu.

Auch für die deutsche Gesamtwirtschaft ist der Chef der Wirtschaftsweisen, zuversichtlich. „Deutschland dürfte vermutlich an einer Rezession vorbeischrammen“, sagte Franz der Zeitung.

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Über den Experten

Bernd Lammert
Bernd Lammert
Finanzredakteur

Bernd Lammert arbeitet als Redakteur seit 2010 bei der BörseGo AG. Er ist studierter Wirtschafts- und Medienjurist sowie ausgebildeter Journalist. Das Volontariat absolvierte er noch beim Radio, beruflich fand er dann aber schnell den Weg in andere Medien und arbeitete u. a. beim Börsen-TV in Kulmbach und Frankfurt sowie als Printredakteur bei der Financial Times Deutschland in Berlin. In seinen täglichen Online-Berichten bietet er Nachrichten und Informationen rund um die Finanzmärkte. Darüber hinaus analysiert er wirtschaftsrelevante Entscheidungen der obersten deutschen Gerichte für eine Finanzagentur. Grundsätzlich ist Bernd Lammert der Ansicht, dass aktuelle Kenntnisse über die Märkte sowie deren immanente Risiken einem keine Erfolge schlechthin garantieren, aber die Erfolgschancen deutlich erhöhen können.

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