Kommentar
12:07 Uhr, 28.11.2012

Wieder mal gerettet

Griechenland ist wieder einmal vor der Staatspleite gerettet worden. Die Finanzminister der Eurozone haben in der Nacht auf Dienstag nicht nur die Auszahlung der nächsten Hilfstranchen über 43,7 Milliarden Euro aus dem zweiten Griechenland-Rettungspaket vorläufig freigegeben, sondern auch verschiedene Erleichterungen für das überschuldete Krisenland beschlossen. Geplant sind unter anderem Zinssenkungen, eine Verlängerung der Kreditlaufzeiten und ein Anleihenrückkaufprogramm. Außerdem wollen die Euro-Staaten die Notenbankgewinne aus griechischen Staatsanleihen ab 2013 an Griechenland zurückzahlen.

Einen formellen Beschluss zur Auszahlung der nächsten Hilfsgelder wollen die Euro-Finanzminister nach Zustimmung der nationalen Parlamente bei ihrem Treffen am 13. Dezember fassen. Bis dahin soll möglichst auch das Anleihenrückkaufprogramm umgesetzt werden. In der Theorie ist ein Rückkauf griechischer Staatsanleihen keine schlechte Idee, weil diese deutlich unter ihrem Nennwert gehandelt werden und deshalb durch einen Rückkauf die griechische Schuldenlast deutlich sinken könnte. In der Realität dürften aber die Kurse der Anleihen deutlich anziehen, wenn ein solcher Plan konkret wird. Deshalb ist ein Schuldenrückkaufprogramm eigentlich nur dann wirklich effektiv, wenn niemand davon weiß. Im konkreten Fall ist das allerdings ausgeschlossen, weil die Möglichkeit bereits seit Längerem diskutiert wird und außerdem ein öffentlicher Beschluss notwendig ist. Aus diesem Grund soll in das Rückkaufangebot gleich eine Sicherheitsvorkehrung eingebaut werden: Die Anleihen sollen höchstens zu dem Kurs zurückerworben werden, zu dem sie am vergangenen Freitag (23. November 2012) notierten. Wie viele Investoren sich darauf einlassen werden, ist aber unklar.

Durch die verschiedenen Maßnahmen soll die Schuldenlast Griechenlands nun bis 2020 auf 124 Prozent vom Bruttoinlandsprodukt (BIP) gesenkt und bis 2022 auf deutlich unter 110 Prozent reduziert werden. Ob sich diese Ziele verwirklichen lassen, ist völlig offen. Um die Schuldenlast Griechenlands ohne Schuldenschnitt nachhaltig zu reduzieren, muss die Wirtschaft des Landes auf einen stabilen Wachstumskurs gebracht werden. Das dürfte ohne einen Austritt aus dem Euro kaum möglich sein. Die jüngsten Entscheidungen haben Griechenland wieder einmal Zeit gekauft. Früher oder später dürften aber neue Milliardenlöcher auftauchen.

Oliver Baron

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Über den Experten

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Experte für Anlagestrategien

Oliver Baron ist Finanzjournalist und seit 2007 als Experte für stock3 tätig. Er beschäftigt sich intensiv mit Anlagestrategien, der Fundamentalanalyse von Unternehmen und Märkten sowie der langfristigen Geldanlage mit Aktien und ETFs. An der Börse fasziniert Oliver Baron besonders das freie Spiel der Marktkräfte, das dazu führt, dass der Markt niemals vollständig vorhersagbar ist. Der Aktienmarkt ermöglicht es jedem, sich am wirtschaftlichen Erfolg der besten Unternehmen der Welt zu beteiligen und so langfristig Vermögen aufzubauen. In seinen Artikeln geht Oliver Baron u. a. der Frage nach, mit welchen Strategien und Produkten Privatanleger ihren Börsenerfolg langfristig maximieren können.

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