Vontobel ist Aktien gegenüber positiv eingestellt
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Anfang Mai gerieten die Aktienmärkte global unter Abgabedruck. Während die entwickelten Märkte rund 10% einbüssten, verloren die riskanteren Emerging Markets bis zu 20%. Dabei zeigten sich viele Marktteilnehmer besorgt darüber, dass steigende Zinsen und ein verlangsamtes Wirtschaftswachstum die Unternehmensgewinne beeinträchtigen könnten.
Die Anlagestrategen von Vontobel Asset Management sind jedoch der Auffassung, dass die Korrektur nicht im Zusammenhang mit fundamentalen Entwicklungen steht. Vielmehr dürften die Gründe für die Korrektur im Bereich der Psychologie zu suchen sein. So sei die Stimmung der Investoren vorher sehr optimistisch gewesen. Es seien vor allem riskante Anlageklassen wie Rohwaren und Schwellenländer gekauft worden. Zudem seien die Cash-Bestände der Fonds tief gewesen. Allerdings hätten beiden Indikatoren keine wirklich alarmierenden Niveaus erreicht. Möglicherweise habe auch die Saisonalität eine Rolle gespielt: die Börsenweisheit "sell in May and go away" ist allenthalben bekannt. Bei genauer Betrachtung allerdings könne man feststellen, dass seit 1989 der Mai der beste Börsenmonat überhaupt ist. "Wie in schwierigen Marktphasen fast schon üblich wurde auch auf die Hedge Funds als Auslöser für die Aktienbaisse verwiesen. Die relativ schwache Performance der Hedge Funds im Mai stellt diese These jedoch in Frage", so Dr. Thomas Steinemann, Chefstratege der Vontobel-Gruppe am Donnerstag.
Die Aktienmärkte seien zurzeit stark durch die Psychologie beeinflusst. Eine solche Phase sei im Gegensatz zum Normalzustand dadurch gekennzeichnet, dass die Investoren sämtliche Informationen durch eine bestimmte Brille sehen. Sie hätten eine bestimmte Haltung und ordneten die Realität dieser Haltung unter. Steinemann nennt folgendes Beispiel: "Zu Beginn der Baisse sorgten sich die Marktteilnehmer um eine Konjunkturabkühlung; teilweise war sogar von Rezession die Rede. Deshalb sanken auch die Renditen an den Obligationenmärkten. Etwas später erschienen robuste Daten zum US-Konsumentenvertrauen. Der Aktienmarkt reagierte erneut negativ, nun jedoch weil die Befürchtung einer zu starken Zinsreaktion durch der US-Notenbank Fed die Runde machte." Solche Phasen können einige Zeit anhalten, bilden jedoch die Ausnahme und nicht die Regel, so Steinemann weiter.
Nach Einschätzung des Anlagestrategen sind die globalen Konjunkturaussichten sehr gut, besonders in Asien und Europa. In den USA erwartet die Vontobel-Gruppe eine Beruhigung in Richtung 3,2 % in diesem Jahr. Die Konjunktur dürfte sich somit günstig auf die Unternehmensgewinne auswirken. "Wir sind den Aktienmärkten gegenüber positiv eingestellt". Der Risikoappetit der Investoren habe sich spürbar reduziert, und die Risikoprämien seien dadurch deutlich angestiegen. Die Unternehmensgewinne entwickelten sich weiterhin erfreulich, und die Zinsen würden nur noch geringfügig steigen. Man erhalte also heute im Prinzip mehr Unternehmenswert zu einem deutlich tieferen Preis. Bis zum Erscheinen der Unternehmensergebnisse für das 2. Quartal im Juli dürfte nach Ansicht von Steinemann jedoch noch ein Informationsvakuum vorherrschen. Dies werde die Unsicherheiten und die gestiegene Volatilität noch einige Zeit hochhalten. Für das Gesamtjahr erwartet er aber unverändert für die entwickelten Märkten Renditen zwischen 5% und 10% je nach Region.
Die Hauptrisiken sieht Steinemann in der Sorge vor einem Überschiessen der Geldpolitik. D. h. es würden Befürchtungen laut, wonach die US-Fed und die Europäische Zentralbank EZB ungerechtfertigterweise zu stark an der Zinsschraube drehen könnten. Dieses Risiko erachtet er allerdings als gering. Im weiteren könnte ein massives Anziehen der Inflation mit entsprechenden Auswirkungen auf die Zinsen negative Auswirkungen aus die US-Immobilienpreise und in der Folge auf die Konsumausgaben haben. Zudem seien die Sommermonate aufgrund von Ferienabwesenheiten vieler Marktteilnehmer eher flaue Börsenmonate.
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