Kommentar
12:00 Uhr, 17.03.2014

Ukraine: Das wird völlig übersehen...

In der Ukraine-Frage werden einige Aspekte derzeit völlig ausgeblendet. Wenn sich das nicht ändert, könnten die Probleme noch unerwartet hohe Wellen schlagen...

Die Kanonen donnern (noch?) nicht in der Ukraine - und der DAX atmet schon wieder durch. Doch für Entwarnung besteht überhaupt kein Anlass. Wie heikel die Lage tatsächlich ist, das wird im folgenden Video deutlich, das n-tv Reporter Frank Meyer vor wenigen Tagen mit Folker Hellmeyer von der Bremer Landesbank geführt hat:

http://www.n-tv.de/mediathek/videos/wirtschaft/Wir-bezahlen-die-Rechnung-am-Ende-article12462696.html

In dem Beitrag werden einige bedeutende Aspekte angesprochen, die in der gegenwärtigen medialen Diskussion völlig ausgeblendet werden:

Erstens: Die Achse China-Russland ist vollkommen intakt.

Diesen Aspekt müssen die Westmächte bei den angekündigten Sanktionen unbedingt berücksichtigen. Tun sie das nicht, so meine persönliche Einschätzung, dann wird Russlands Präsident Wladimir Putin schneller als erwartet mit seiner Prognose Recht bekommen: In einer Art Bumerangeffekt werden die Sanktionen auf den Westen selbst zurückfallen.

Da Moskau bereits angekündigt hat, als Antwort auf mögliche Sanktionen verstärkt für den Verkauf von US-Staatsanleihen zu werben, sollte man diesen Punkt nicht auf die leichte Schulter nehmen. Sollte sich China diesen Bestrebungen anschließen, könnten die Zinsen in den USA in kurzer Zeit rasant ansteigen. Da die US-amerikanische Staatsverschuldung bekanntlich jeder Beschreibung spottet, hätte ein deutlicher Zinsanstieg mit hoher Wahrscheinlichkeit verheerende Konsequenzen.

Ganz davon abgesehen stünde es der EU mit ihrer Abhängigkeit von russischem Gas ohnehin gut zu Gesicht, den Ball flach zu halten und alles für eine einvernehmliche Lösung zu tun. Leider ist davon derzeit wenig zu sehen...

Und zweitens:

Der ehemalige US-Sicherheitsberater Zbigniew Brzeziński sieht in der Ukraine eine der Schlüsselpositionen für die seiner Ansicht nach „dringend erforderliche“ Destabilisierung Russlands.

Der 85-jährige gilt in den USA als ebenso einflussreicher wie glühender Kreml-Hasser. Seine seit Jahrzehnten postulierte Eurasien-Strategie beruht auf der Destabilisierung der Grenzregionen Russlands. Dazu zählen der Kaukasus, die russisch-chinesische Grenze und die Ukraine.

In seinem Buch „Die einzige Weltmacht: Amerikas Strategie der Vorherrschaft“ aus dem Jahr 1999 schreibt Brzeziński:

„Die Ukraine, ein neuer und wichtiger Raum auf dem eurasischen Schachbrett, ist ein geopolitischer Dreh- und Angelpunkt, weil ihre bloße Existenz als unabhängiger Staat zur Umwandlung Russlands beiträgt. Ohne die Ukraine ist Russland kein eurasisches Reich mehr. Es kann trotzdem nach einem imperialen Status streben, würde aber dann ein vorwiegend asiatisches Reich werden, das aller Wahrscheinlichkeit nach in lähmende Konflikte mit aufbegehrenden Zentralasiaten hineingezogen würde, die den Verlust ihrer erst kürzlich erlangten Eigenstaatlichkeit nicht hinnehmen und von den anderen islamischen Staaten im Süden Unterstützung erhalten würden.“

http://deutsche-wirtschafts-nachrichten.de/2014/03/05/brzezinski-eu-kann-mit-sieg-in-der-ukraine-weltmacht-werden/

Unser Zwischenfazit ist einigermaßen ernüchternd:

Sollte die Europäische Union mit Leuten wie diesem verblendeten Kriegstreiber Brzeziński gemeinsame Sache machen, demokratisch legitimierte Regierungen nicht anerkennen, den Willen der Krim-Bevölkerung ignorieren und sich stattdessen weiterhin mit gewaltbereiten Neonazis verbünden, dann stehen uns in der Ukraine-Frage die turbulenten Zeiten erst noch bevor.

Wie wir die Lage einschätzen und was Anleger jetzt tun sollten, das werden wir in der April-Ausgabe des Antizyklischen Börsenbriefs ausführlich erläutern...

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Zum Autor:

Andreas Hoose ist Chefredakteur des Antizyklischen Börsenbriefs, einem Service der BörseGo AG, und Geschäftsführer des Antizyklischen Aktienclubs. Börsenbrief und Aktienclub, das komplette Servicepaket für die Freunde antizyklischer Anlagestrategien! Informationen finden Sie unter www.antizyklischer-boersenbrief.de und www.antizyklischer-aktienclub.de

10 Kommentare

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  • 3Rmule
    3Rmule

    Also sicher ist Herr Putin kein lupenreiner Demokrat, aber die generelle Meinungsmache unserer Presse ist schon sehr fragwürdig. Richtig ist, dass in der Ukraine jetzt u.A. Faschisten an der Macht sind ohne Legitimation. Ich bin Herrn Hoose und Herrn Otte dankbar für Ihre differnzierte Betrachtung. Es gibt halt doch nicht nur die EINE Wahrheit. Sehr sehenswert ist dazu auch die Rede von Herrn Gysi im deutschen Bundestag letzte Woche. Mir scheint so als wär er der einzige von dem überbezahlten Haufen der die Wahrheit ausspricht. Richtig ist, der NATO-Einsatz im Kosovo war schon Völkerrechtswidrig. Unsere Politiker tuen so, als würde das nur für die anderen gelten, nicht aber für uns, wir sind ja schließlich die Guten. Ich kann diese Doppelmoral und Volksverdummung nur noch schwer ertragen.

    19:54 Uhr, 17.03.2014
  • niklas01
    niklas01

    Was hat der werte Herr Hoose geraucht? Ich schätze ihn an sich und haben sogar seinen Börsenbrief abonniert. Aber jetzt greift er leider voll daneben und wäre gut beraten, sich mit halbgaren politischen Kommentaren zurückzuhalten. "Demokratisch legitimierte Regierung"? Hallo? Seit wann ist die Ukraine eine Demokratie? Und was den rein wirtschaftlich motivierten Appell des Herrn Hoose angeht, sich beflissen im Appeasement zu üben, verweise ich nur auf München anno ´38. Wer Putin jetzt mit Blick auf´s Portemonnaie gewähren läßt, könnte sich alsbald sehr wundern. Die Hilferufe russischer Staatsbürger im Baltikum, in Georgien, in Kasachstan .... liegen gewiß schon in der Schublade.

    17:49 Uhr, 17.03.2014
  • motörhead
    motörhead

    Die Chinesen werfen US-Anleihen auf den Markt und die Zinsen würden in den USA steigen. Letzten Endes könnten die USA deswegen mangels Liquidität keine chinesischen Waren mehr importieren. Würde bedeuten, die Chinesen müssten ihre Produkte an jemand anderen verkaufen. Russland? Die wären nicht in der Lage mit ihren paar Kopeken,den Nachfrageausfall aus den USA zu decken. Dann hätte die KP Ch ein Problem. Nämlich mit dem Millionenheer an arbeitslosen Wanderarbeitern, die schon einmal für Unruhen gesorgt haben. Also die KP CH dürfte sich das überlegen. Ich bleibe dabei: Die Amis zaubern ein QE nach anderen in solcher Situation aus dem Hut und so paradox es klingt, aber ihre Schulden sind eine scharfe Waffe.

    16:46 Uhr, 17.03.2014
    1 Antwort anzeigen
  • PaLo
    PaLo

    Gibt es denn niemand im Beratergremium unserer Kanzlerin, der ihr diese Zusammenhänge mal erklären könnte? Sie soll ja wohl im Namen des Westens die Führung in den Verhandlungen mit Russland übernehmen. Oder kennt man die Zusammenhänge sehr wohl, darf sie aber nicht öffentlich propagieren, weil das der Durchsetzung der geopolitischen Ziele des "großen Bruders" auf der anderen Seite des Atlantiks schaden und ihn deshalb verärgern könnte?

    Worum geht es hier eigentlich? Geht es darum, zu deeskalieren und die Sicherheit Europas und der Welt zur stabilisieren? Oder geht es darum, die Russen "... so lange und so ekelhaft zu provozieren, bis den Heißblütern dort die Sicherung durchbrennt ..." (Einspruch35)?

    15:22 Uhr, 17.03.2014
    1 Antwort anzeigen
  • Einspruch35
    Einspruch35

    Wer sich bei der Analyse der russischen Strategie und Befindlichkeit auf Hellmeyer beruft, sollte sich besser gar nicht äussern. Hellmeyer hat seine eigene Ahnungslosigkeit bereits ausreichend unter Beweis gestellt. Russisches Appeasement gegenüber dem Westen... Da war wohl jemand 15 Jahre von freier Nachrichtenversorgung abgeschnitten? Der Ukraine und halb Osteuropa mitten im Winter das Gas abgedreht. Georgien so lange und so ekelhaft provoziert, bis den Heissblütern dort die Sicherung durchgebrannt ist... Die Hand so lange über Milosevic, Mladic und Karadzic gehalten, wie es nur ging. Russland ist dadurch mitschuldig am Genozid von Srebrenica. Und sie hätten auch einen weiteren im Kosovo kaltblütig geduldet. Echtes Appeasement.

    Aber Hoose beruft sich bei seiner Analyse der EU ja auch auf durchgeknallte UKIP-Gestalten. Dann passt es irgendwie auch wieder.

    15:13 Uhr, 17.03.2014
  • Simon Hauser
    Simon Hauser Redakteur

    Ich denke eher nicht, dass China sich über den Verkauf von Staatsanleihen mit den USA anlegen würde. Ich halte es mit Hugh Hendry der US-Treasuries einmal attestiert hat, kein Asset zu sein, da unverkäuflich. China selber würde in Folge dessen regelrecht implodieren. Peking hätte darüber hinaus einen viel besseren Hebel und der heißt Deutschland. Berlin zu schaden, würde bedeuten die Eurokrise wieder aufleben zu lassen und damit möglicherweise den Maidan nach Madrid, Rom oder sogar Paris zu exportieren.

    14:37 Uhr, 17.03.2014
    1 Antwort anzeigen