Nachricht
13:30 Uhr, 06.08.2024

ÜBERBLICK am Mittag/Konjunktur, Zentralbanken, Politik

Die wichtigsten Ereignisse und Meldungen zu Konjunktur, Zentralbanken, Politik aus dem Programm von Dow Jones Newswires

Deutscher Auftragseingang steigt im Juni stärker als erwartet

Der Auftragseingang der deutschen Industrie ist im Juni stärker gestiegen als erwartet, nachdem er zuvor fünf Monate in Folge gesunken war. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) mitteilte, erhöhten sich die Bestellungen gegenüber dem Vormonat um 3,9 Prozent und lagen kalenderbereinigt um 11,8 (Mai: 8,7) Prozent unter dem Niveau des Vorjahresmonats. Die von Dow Jones Newswires befragten Volkswirte hatten nur einen monatlichen Anstieg um 0,5 Prozent prognostiziert. Der für Mai vorläufig gemeldete monatliche Auftragsrückgang von 1,6 Prozent wurde auf 1,7 Prozent revidiert.

DIHK sieht keinen Grund zur Entwarnung bei Auftragseingängen

Die Deutsche Industrie- und Handelskammer (DIHK) hat sich trotz der jüngsten Zunahme der deutschen Auftragseingängen insgesamt zurückhaltend gezeigt. "Der erfreuliche Zuwachs der Auftragseingänge im verarbeitenden Gewerbe ist leider noch kein Grund zur Entwarnung", sagte DIHK-Konjunkturexperte Jupp Zenzen. "Vielmehr war das erste Halbjahr 2024 insgesamt eine Enttäuschung." In den ersten beiden Quartalen seien die Bestellungen jeweils deutlich gesunken.

Commerzbank: Nur Bodenbildung bei Auftragseingang

Der überraschend starke Anstieg der Bestellungen für die deutsche Industrie im Juni sei zwar eine positive Überraschung, urteilt Commerzbank-Chefökonom Jörg Krämer, aber es sei auch eine Gegenbewegung zum starken Ordereinbruch im Mai. "Insgesamt zeichnet sich jetzt lediglich eine Bodenbildung ab", erklärte Krämer. Für eine zurückhaltende Interpretation der Zahlen sprächen auch andere Frühindikatoren. So sei das Ifo-Geschäftsklima bereits drei Mal in Folge gefallen, der Einkaufsmanagerindex bereits zwei Mal. "All das setzt ein dickes Fragezeichen hinter die für das zweite Halbjahr erwartete spürbare Belebung der Wirtschaft, die viele Volkswirte noch immer erwarten", sagt Krämer.

DWS: Zinssenkung der Fed trotz Marktvolatilität unwahrscheinlich

Björn Jesch, Global Chief Investment Officer bei der DWS, hält es für wahrscheinlich, dass die Fed trotz der jüngsten Marktturbulenzen ihren erwarteten geldpolitischen Kurs beibehält. Eine panikartige Reaktion sei unwahrscheinlich, schreibt er in einer Notiz. Er geht davon aus, dass die Zentralbank versuchen wird, eine größere Änderung der Geldpolitik mit einer Zinssenkung um 50 Basispunkte oder zwischen zwei Sitzungen zu vermeiden. Jesch erwartet, dass die Fed an einem schrittweisen Ansatz zur Lockerung festhält und in den kommenden Monaten drei Zinssenkungen um jeweils 25 Basispunkte vorsieht, beginnend im September.

HSBC: Australische Notenbank in der Warteschleife

Die australischen Inflationszahlen für das zweiten Quartal seien schwach genug gewesen, um die Zentralbank in der Warteschleife zu halten, aber hoch und hartnäckig genug, um ihre Hauptsorge zu bleiben, erklären die Ökonomen von HSBC Global Research in einer Notiz. Die Prognosen der Reserve Bank of Australia (RBA) deuten nun darauf hin, dass die Inflation im Jahresdurchschnitt bis zum zweiten Quartal 2026 auf 2,7 Prozent fallen wird, während die Prognose zuvor bei 2,6 Prozent lag, und dass es bis zum vierten Quartal 2026 dauern wird, bis die Inflation 2,6 Prozent erreicht.

Bayern bremst Hoffnung auf Altschuldenhilfe für arme Kommunen

Die nordrhein-westfälische Landesregierung sowie die Bundesregierung müssen bei ihren Plänen für eine kommunale Altschuldenhilfe mit hartem Widerstand aus Bayern rechnen. "Die Altschuldenübernahme ist eine uralte Idee und schlicht unfair", sagte der bayerische Finanzminister Albert Füracker (CSU) der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung. Eine solche Schuldenübernahme setze "völlig falsche Anreize". Ein von der Bundesregierung mitgetragener Altschuldenfonds benachteilige Länder, "die ihrem verfassungsrechtlichen Auftrag nachkommen und ihre Kommunen finanziell angemessen ausstatten, und Kommunen, die sich durch einen soliden Haushaltskurs mit hohem Aufwand und harten Maßnahmen entschuldet und konsolidiert haben", sagte Füracker.

Schwesig drängt Ampel im Haushaltsstreit zur Einigung

Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) hat sich verärgert über den wiederaufgeflammten Haushaltsstreit der Bundesregierung gezeigt. "Die Menschen und die Wirtschaft in Deutschland brauchen Verlässlichkeit und Planungssicherheit", sagte Schwesig dem Spiegel. "Dazu gehört auch, dass man nicht ständig Probleme auf den Tisch packt, ohne eine Lösung zu haben", meinte die Sozialdemokratin mit Blick auf die verfassungsrechtlichen Bedenken von Bundesfinanzminister Christian Lindner. Der FDP-Chef sieht die Ampelkoalition vor neuen Sparverhandlungen, nachdem von ihm in Auftrag gegebene Gutachten Zweifel an mehreren milliardenschweren Maßnahmen im Haushaltsentwurf geweckt haben. Lindner beziffert die Finanzierungslücke auf rund 5 Milliarden Euro.

Bankenverband warnt vor steigenden Angriffen auf Onlinebanking

Der Bundesverband deutscher Banken (BdB) zeigt sich alarmiert angesichts steigender Angriffe auf das Onlinebanking von Bankkunden. "Die Zahl der Angriffe nimmt zu. Und sie werden komplexer", sagte Heiner Herkenhoff, Hauptgeschäftsführer des BdB, der Funke-Mediengruppe. Gleichzeitig warnte Herkenhoff eindringlich vor der geplanten PSR-Richtlinie, mit der die EU die Haftungsregeln unter anderem beim Onlinebetrug erneuern will. Sie sei der falsche Weg und "würde zu weniger und nicht zu mehr Vorsicht beim Umgang mit sensiblen Daten führen. Denn wenn ich weiß, dass jemand anderes haftet, neige ich dazu, weniger vorsichtig zu sein. Das ist kontraproduktiv, weil die Richtlinie weltweit Verbrecher und Kriminelle anziehen würde", sagte er.

+++ Konjunkturdaten +++

Eurozone/Einzelhandelsumsatz Juni -0,3% gg Vm, -0,3% gg Vj

Eurozone/Einzelhandelsumsatz Mai rev +0,1% gg Vm, +0,5% gg Vj

DJG/DJN/apo

Copyright (c) 2024 Dow Jones & Company, Inc.